Alle Artikel in: Guatemala

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Der Ruf des Oropendola – In den Straßen von Antigua

Stille. Einen Moment kann man seinem eigenen Atem lauschen, bevor erneut der Oropendola in sein Pfeifkonzert einstimmt. Das Zwitschern nimmt den gesamten Hof ein. Hier möchte ich meine Hängematte aufspannen und verweilen. Einen dieser guatemaltekischen Momente möchte ich konservieren. Dann setzt Walter Chiu-Fuentes, unser Guide, wieder mit seinen Erklärungen ein. Doch seine Worte verhallen. Zahlen, die die einstige Bedeutung dieses Ortes untermauern. Doch keine Zahl der Welt kann dem ganzen solch eine historische Bedeutung beimessen als die bröckelnden Mauern. Es gibt wohl keinen schlechteren Ort, um für sich allein zu sein. Ich bin in Guatemalas Touristenhochburg Nummer 1 (noch vor Tikal, was mich sehr verwunderte) und bin selbst überrascht, wie entspannt das trotzdem aussehen kann – in der einstigen Hauptstadt des Landes La Antigua Guatemala. Es gibt viele pittoreske Kleinode in den Hinterhöfen und Gassen von Antigua, die an vergangene Zeiten erinnern. Zeiten, die nicht immer so gut waren. Von 19 Katastrophen wurde Antigua heimgesucht. Eine dieser Katastrophen im 18. Jahrhundert, ein Erdbeben, war Anlass für die Umlegung der Hauptstadt nach Guatemala Stadt. 33 Vulkane …

Tikal, Guatemala, puriy

Einmal Tikal sehen – Ein Tag in den Tempelanlagen der Mayas

Tikal liegt mir zu Füßen. Nicht die meisterlichen Bauwerke der Mayas allein beeindrucken, sondern vielmehr die wahnsinnig, dichte Natur, die sich die menschliche Leistung Tag für Tag zurückerobert. Ich stehe auf der 65 Meter hohen Pyramide Nummer IV als um mich herum die Kameras klicken, um die Pyramidenspitzen, die aus dem dichten Wald herauspieksen, festzuhalten. Nervös zücke auch ich meine Kamera. Das ist einer der Momente, den man nur einmal im Leben genießt. Das ist dieser Moment, den man fotografisch festhalten muss. Wieder und wieder drücke ich den Auslöser, doch auf dem Display sehe ich ein pixeliges, verschmiertes Bild. Der Schweiß rinnt mir über die Handflächen, nicht nur durch die schwülheiße Luft ausgelöst, sondern gerade auch durch das schwache Nervenkorsett – wohlwissend, dass sich diese Chance nicht noch einmal ergibt. Jetzt oder nie! Bild oder nichts. Flashback zurück in das grüne Herz Afrikas – als ich vor einer Gruppe Schimpansen stand und einfach kein Foto gelingen wollte. Nach 5 Minuten hektischem Blick durch den Sucher steckte ich die Kamera weg und begann den Moment zu …

Lake Atitlan

Max… Maxi… Maximón – Wünsch Dir was am Atitlán Lake

Timmerberg sagte einmal, der Mensch brauche immer drei Tage, um irgendwo anzukommen. Ich zähle Tag drei und mein Körper sagt mir an diesem Morgen, heute könnte es tatsächlich klappen. Vogelzwitschern und ein monotones Rauschen des Windes über den Atitlán-See wiegen mich sanft aus meinem Schlaf in den neuen Tag. Eine kleine Krone hat sich über die Spitze der beiden Vulkane Toliman und Atitlan gelegt. Westlich davon wird bereits der Vulkan San Pedro von der Morgensonne liebevoll angestrahlt. Zwischen Himmel und Erde liegen drei Vulkanspitzen, die bis in die Höhe von um die 3000 Metern reichen. Wir selbst befinden uns auf 1600 Metern. Nicht umsonst ist dieser Ort, Panajachel oder „Pana“, Ziel vieler Reisender. Gerade am Morgen herrscht noch eine zufriedene Ruhe. Man sieht vereinzelte Spaziergänger am Strand und ein paar Jungs springen ins kühle Nass. Vögel kreisen über den See. Fast meinte man, es würde nichts passieren, gerade als ein Vogel durch Tollkühnheit an der Hauswand unserer Unterkunft abprallt und auf die Terrasse stürzt. Ruhiger als in Panajachel geht es in den kleinen Orten am Ufer …

Header_chichi

Ein Tag auf dem Markt in Chichicastenango

Immer wieder zupft es leicht an meiner Hüfte. Ehe ich mich versehe, huschen kleine Frauen mit ihren langen Pferdeschwänzen an mir vorbei. Ihre schwarzen und braunen Blusen sind mit Motiven der Sonne bestickt. Am Anfang war die Erde dunkel, dann kamen Blumen, Sonne, Gras, Tiere, Menschen und brachten Farbe mit. Fast möchte man diese Symbolik auf den Blusen der Quiché-Frauen auf diesen Ort hier übertragen. Alles andere scheint farblos verglichen zu der Farbengewalt, die sich mir plötzlich bietet. Ich befinde mich auf dem größten Markt Mittelamerikas – in der Hochlandstadt Chichicastenango, die man auch auf Guatemaltekisch liebevoll Chichi nennt. Der Name stammt von der Pflanze Chichicaste und heißt soviel wie Stadt der Nesseln. Immer donnerstags und sonntags zieht dieser Markt, der sich über 2 Quadratkilometern erstreckt, mehr als 4000 Besucher an. Händler aus der gesamten Umgebung reisen meist schon am Vorabend an, um sich für den Markttag einen Platz zu sichern. Darunter befinden sich neben den Mayan Quiché auch Angehörige der Mam, Ixil und Kaqchikel. Auf den Treppen der Kirche Santo Tomás haben Händlerinnen Blumen ausgebreitet. …

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Von Wiedersehen, Neuem und Streifschüssen

In keinem lateinamerikanischen Land sah ich je eine schönere Schlange, die sogar den Ansprüchen jedes Briten gerecht wird. Hier begegnete ich herzlichen, offenen Menschen, die auch einmal Umwege fuhren, nur um mir den Weg zu zeigen oder mich nach Hause zu bringen. In diesem Land besuchte ich zum ersten und einzigen Mal Maya-Ruinen – die Südlichsten, die es gibt. Hier legte ich auf einer wunderschönen karibischen Insel eine Tauchwoche ein, bis es für mich in die Dekompressionskammer ging. Hier schlief ich aber auch in einer meiner krassesten Unterkünfte, die ich in einem spooky Viertel von Tegucigalpa mit einem Russen und Ratten teilte, weil ich wieder einmal sparen wollte. Hier kam ich in den Posadas und Hostals auch mit zahlreichen Aushängen und Warnhinweisen in Berührung, die ich im Vorfeld ignoriert hatte. Der Inhalt war so erschreckend, dass ich von Wanderungen allein, wie ich es sonst gewohnt war, absah. Banden wie die Maras waren mir damals noch fremd – inzwischen kenne ich zahlreiche Dokus und Filme darüber. Dass ich um mein Wechselgeld von 20 EUR im Bus …