Alle Artikel in: Aserbaidschan

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Wenn die Erde bebt

Ich starte ziemlich überinformiert in diese Reise und habe zum ersten Mal das Gefühl, weniger Informationen täten meinem Wohlbefinden gut. Was mich beunruhigt, ist der Radar von Instituto Geofísico, dem ich seit ein paar Tagen auf allen Social-Media-Kanälen folge. Hinzu kommen die beunruhigenden Nachrichten von Latina Press „Quitos Einwohner sitzen auf gepackten Koffern“. Nicht, dass ich auch gerade auf meinem gepacktem Rucksack sitze. Nur eben umgekehrt. Quitos Bevölkerung soll demnach jederzeit zur Evakuierung bereit sein während ich nach Quito reise. Und zum zweiten Mal in meinem Leben beschäftige ich mich mit der Frage, wann sage ich eine Reise ab? Wann dreht sich Vorfreude in reines Entsetzen, wann ist mir Leben und Gesundheit wichtiger als Geld und drei Wochen Reiselust? An diesem Abend weiß ich die Frage wieder nicht zu beantworten. Stattdessen starre ich gebannt auf den Radar – ein Nachbeben jagt das nächste. Seit einer Woche, als Quito von zwei größeren Beben erschüttert wurde, scheint sich das ganze Land in Wackelpudding zu verwandeln. „70 % der Häuser in Quito halten Erdbeben nicht stand“, berichten die …

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Aserbaidschan Reisetipps

Europa? Asien? Oder doch einfach nur eine kaukasische Republik. Aserbaidschan stellt mich vor eine Herausforderung, bevor ich überhaupt im Flieger sitze. Alles, was ich über das Land weiss ist, dass es am Kaspischen Meer liegt und vom Kaukasus durchzogen wird. Zudem kenne ich Aserbaidschan aus meinen Schulbüchern noch als Teilrepublik der einstigen Sowjetunion. Und Nagorny Karabach ist mir auch noch ein Begriff – weniger als geografische Einheit sondern vielmehr als Musikalische. Dann ist da noch der Eurovision Song Contest 2012 und Berti Vogts. Schnell erreiche ich meine Grenzen an Wissen und nunja, auch an Geografie und Politik. Fakt ist, irgendwo hier ist die Grenze. Aber wo genau sie gezogen ist, wo Europa endet und Asien beginnt, weiss ich noch immer nicht. Doch in diesem Moment ist dies auch nicht wichtig. Ich tauche in eine völlige andere Welt ein, bevor mich noch das Wellenrauschen des Kaspischen Meers in den Schlaf wiegt. Bei meiner Reise durch Aserbaidschan wurde ich immer wieder positiv überrascht. Wer eine Zeitreise in die Sowjetzeit erwartet, muss sich sputen. Denn Aserbaidschan baut und überbaut …

Baku

Baku – und es werde Licht

Ich schaue aus meinem Fenster im 11. Stock in einem der Flame Towers auf die Stadt. Die Bucht ist ein Farbspiel, das sich bis in das Kaspische Meer ausweitet. Der Regen spiegelt die Lichter der nassen Straßen. Alles schimmert und auch ich bin Teil dieses Beleuchtungsspiel – indirekt mit meinem Zimmer. Wenn um 20 Uhr die wichtigen Gebäude im Zentrum Bakus angeleuchtet werden, erstrahlt auch der Fensterrahmen meines Zimmers im roten Ton. Baku ist Licht, Baku ist Wind und Baku ist Bauboom. Denn hier ist alles möglich. Man plant in Superlativen und verweist stolz auf bereits umgesetzte Höhenflüge. Neben den genannten Flame Towers, die allabendlich im züngelnden Flammendeko illuminiert werden und neben unserem Hotel ein Bürogebäude und ein Wohngebäude zum Ensemble zählen, ist ein weiteres architektonische Highlight das Heydar Aliyev Cultural Center von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid. In Wellenform und weiße Farbe getüncht strahlt dieses Gebäude den Minimalismus aus, den man in einer reichen Ölstadt sonst nicht vermutet. Über 60.000-Quadratmeter und auf über 9 Stockwerken erstrecken sich die Flächen, die größtenteils den überhaupt omnipräsenten …

Sheki

Shaky Sheki – ein bewegender Ort in Aserbaidschan

Drei nackte Frauen schwingen seit Sekunden über meinem Kopf hin und her, als ich meine Augen öffne. Die Uhr auf dem Nachttischschrank zeigt 6.38 Uhr an. In 22 Minuten sollte der Wecker klingeln. Doch dieses Schaukeln hat mich abrupt aus dem Schlaf gerissen. Langsam komme ich zu mir während mein Bett noch immer wackelt und mein Körper in das Wippen des Frauenbildes einstimmt. Shaky Sheki – hier wird man also von einem Erdbeben geweckt. Dabei meinte mein Guide Rena noch, der Stadtname leite sich von dem Volksstamm Saka ab, der im 7. Jahrhundert v. Chr. von Norden in das Gebiet einwanderte, und der Stadt den Namen Sakasena gab. So ganz mag ich ihr an diesem Morgen nicht glauben. Sheki ist die älteste Stadt Aserbaidschans. Im 2. Jahrhundert v. Chr. wanderten Karawanen auf der 4000 Meilen langen Seidenstraße entlang von Ostasien nach Westen und auch zurück. Einst ein florierendes Handelszentrum, versucht die von den Bergen des Kaukasus umgebene Stadt im Nordwesten Aserbaidschans heute Touristen anzuziehen. Womit die Stadt lockt, wird auch gleich deutlich. Neben den Gaumengenüssen …

Baku, Aserbaidschan

Ankunft im Feuerland Aserbaidschan

Immer wieder streckt er seinen Kopf in die Höhe. Mein Pass scheint nebensächlich zu sein. Bitte einmal in die Kamera lächeln, doch wo befindet die sich eigentlich? Ich solle ihm einfach ein Lächeln schenken. Ohnehin habe ich doch einen so schönen Namen. Die Schlange hinter mir ist lang, doch der Immigration Officer im Glaskasten hat sich wohl eine besondere Freundlichkeit deutschen Damen gegenüber auf die Fahne geschrieben. Und so setzt er in Zeitlupe seinen Stempel in meinen Pass und überreicht mir diesen mit einem Augenzwinkern. Schnell suche ich die Toilette auf, wo sich eine aserbaidschanische Mutti mit Kopftuch mit einem zwanzigteiligen Teeservice über alle Waschbecken ausgebreitet hat und dieses gemütlich abwäscht und trocknet. Nur noch meinen Rucksack schnappen und diese Schiebetür durchschreiten, dann bin ich da – in Aserbaidschan. Ich schiebe meine Welt beiseite und tauche wieder in eine neue ein. Mein Auge wird die nächsten Minuten trotz enormer Müdigkeit nicht ruhen. Mein Gehirn wird Schablonen herauskramen, nur um diese wieder zu verwerfen, denn für das, was mich erwartet, gibt es noch keine Schablone. Ich …