Monate: September 2014

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Rabida, Bartolome und 370 Stufen zum Postkartenmotiv

Der morgendliche Weckruf reißt mich um 7 Uhr aus dem Schlaf. Wir haben bereits gestern Abend Rabida erreicht, doch erst jetzt leuchtet uns der glutrote Felsen mit dem gleichfarbigen Strandstreifen entgegen. Es ist wieder eine kurze Pangafahrt, die uns „Albatrosse“, wie man die achtköpfige deutsche Gruppe nennt, von der kleinen Insel trennt. Erneut landen wir nass und begeben uns zunächst auf einen kurzen Wanderweg, um die Aussicht, Flora und Fauna zu genießen. Rábida ist eine bewaldete Insel, doch nur auf den Bergspitzen sprießen die grünen Blätter. Ansonsten stehen die Weihrauchbäume (Palosanto) eher nackt da. Oder fast nackt, denn hier und da sind sie von Ochillas (Flechten) bekleidet. Feigenkakteen zieren den Weg. Manchmal sieht man ein blaues Bändchen. Vor zwei Jahren wurden auf auf Rabida binnen zwei Wochen alle Ratten erfolgreich ausgerottet, und diese Bändchen deuten noch heute auf die Giftstellen hin. Im Rahmen dieses Großeinsatzes wurden nicht nur alle Menschen, also Besucher, von der Insel verbannt, sondern auch die Bussarde wurden eingefangen und auf eine andere Insel gebracht. Nach dem Spaziergang geht es wieder auf …

Baku, Aserbaidschan

Ankunft im Feuerland Aserbaidschan

Immer wieder streckt er seinen Kopf in die Höhe. Mein Pass scheint nebensächlich zu sein. Bitte einmal in die Kamera lächeln, doch wo befindet die sich eigentlich? Ich solle ihm einfach ein Lächeln schenken. Ohnehin habe ich doch einen so schönen Namen. Die Schlange hinter mir ist lang, doch der Immigration Officer im Glaskasten hat sich wohl eine besondere Freundlichkeit deutschen Damen gegenüber auf die Fahne geschrieben. Und so setzt er in Zeitlupe seinen Stempel in meinen Pass und überreicht mir diesen mit einem Augenzwinkern. Schnell suche ich die Toilette auf, wo sich eine aserbaidschanische Mutti mit Kopftuch mit einem zwanzigteiligen Teeservice über alle Waschbecken ausgebreitet hat und dieses gemütlich abwäscht und trocknet. Nur noch meinen Rucksack schnappen und diese Schiebetür durchschreiten, dann bin ich da – in Aserbaidschan. Ich schiebe meine Welt beiseite und tauche wieder in eine neue ein. Mein Auge wird die nächsten Minuten trotz enormer Müdigkeit nicht ruhen. Mein Gehirn wird Schablonen herauskramen, nur um diese wieder zu verwerfen, denn für das, was mich erwartet, gibt es noch keine Schablone. Ich …

Am Ziel – auf dem Corazon

Corazon – oder ein beherzter Aufstieg

Lateinamerika geht nicht ohne Corazon, Ecuador auch nicht. Aber ein Herz für sich zu gewinnen, ist leider nicht einfach. Dabei war das Herz unter den Vulkanen noch nicht mal geplant. Eigentlich sollte heute unser Ruhetag sein. Doch wie sagte es Eran vom Touranbieter so schön, will man einen Berg besteigen, muss man auf den Berg, auf seinen Guide und auf seinen Körper hören. Und genau Letzterer meldete sich in der Nacht, die zwischen den Bergen Pasochoa und Illinizas Norte lag, sehr intensiv. War mir Auf- und Abstieg des Pasochoa noch problemlos gelungen, hörte ich auf den Rat meines Guides und aß am Abend als Vorbereitung auf den Illinizas Norte mehr als mein Magen wollte. Wer abnehmen möchte, dem sei ohnehin ein Aufenthalt in der Höhe geraten, denn in meiner Zeit in der Hostería PapaGayo auf 3200 m Höhe war ich total appetitlos. Vielleicht hätte ich mehr auf meinen Magen als auf den Ratschlag hören sollen, dann hätte ich mich in der Nacht auch nicht des Essens entledigen müssen. Von der Schlaflosigkeit und den Kopfschmerzen erst gar nicht …

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Urwald-Theater am Napo: Papageishow mit Ehrengast

Seit 1,5 Stunden sitzen wir nun auf diesen Plastikhockern auf einer Aussichtplattform. Wer bis jetzt durchgehalten hat, starrt unvermindert auf die Parrot Clay Licks des Napo Wildlife Centers, ein Ort, an dem die Papageien und Sittiche aus der Umgebung mit einem Umkreis von 34 km ihre Mineralien aufnehmen, um die Giftstoffe der Nahrung, die aus Samen besteht, zu neutralisieren. Doch so ganz will es mit der Mineralienaufnahme der kleinen grünen Piepmätze nicht klappen. Sie tarnen sich lieber im Geäst oder flattern aufgeregt unter einer faszinierenden Geräuschkulisse umher. Die Faszination, die die Kobaltflügelsittich ausstrahlen, hält leider nur für 20 Minuten an, dann macht sich auf der Aussichtplattform schon die erste Müdigkeit breit. Wir wissen nicht ganz, was passiert, weshalb wir so lange hier bleiben. Noch schwirren die kleinen Sittiche in den Baumwipfeln, doch nach und nach tasten sie sich weiter nach unten durchs Geäst. Die ersten Köpfe der Zuschauer hängen nach einer Stunde, das mag auch das Lunchpaket nicht stoppen. Pssst! Auch Unterhaltungen sind strikt untersagt, nach weiteren 20 Minuten weiß ich, dass ich in diesem …

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Wenn der Berg ruft – Pasochoa

Behutsam setzen wir jeden Schritt in die karge Landschaft. Die Baumgrenze haben wir längst passiert. Ein steiniger Weg führte uns die ersten Meter von unserem Parkplatz den Pasochoa hinauf, doch dann lösten Horstgräser und Schopfrosetten der Páramo-Vegetationszone die hochwachsenden Sträucher und Bäume ab. Von hier an ging es steiler hinauf. So wie die Gewächse an Höhe verlieren, nimmt unser Bergführer José das Tempo raus. Es fällt mir schwer, mich dem Gesetz der Berge zu unterwerfen. Mein Kopf sagt „schneller“, mein Körper sagt „langsam ist besser“. Mein Atem gibt meinem Körper Recht. Vorgestern waren wir noch auf Meereslevel, gestern fuhren wir von der 2850 m hoch gelegenen Hauptstadt Quito in unser 3200 m hochgelegenes Basislager Hosteria PapaGayo und nun geht es auf 4199 m hoch hinaus. Das erfordert Behutsamkeit und stetiges Hineinhorchen in den Körper, aber der fühlt sich besser als vermutet an und das macht nun mal das langsame Dahinschreiten echt schwer. Der in der „Allee der Vulkane“ gelegene Pasochoa soll unser erster Berg zur Akklimatisierung für den 5897 m hohen Cotopaxi sein. Ein Viertausender …

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Santiago – Galapagos ist Expedition

Monotones Motorengeräusch begleitet mich im Schlaf. Eine fünfstündige Nachtfahrt führt uns von der Insel Santa Cruz nach Santiago oder James Island, wie die Insel noch genannt wird. Hinter den Lamellen der Jalousie zeichnet sich ein Sonnenaufgang ab, den ich zu verpassen bereit bin, so müde bin ich noch. „Galapagos ist nicht Urlaub“, meinte unser Guide Marycarmen gleich am ersten Tag. Und sie hat Recht, es ist eine „Expedition“ oder eben Erkundungsarbeit. Dazu gehört auch der morgendliche Weckruf um 7 Uhr, das Frühstück um 7.15 Uhr und dann… Ja, und dann? Die Gruppe, die nicht Schnorcheln möchte, fährt mit den Booten aus, während wir Wasserratten noch auf dem Sonnendeck die Aussicht genießen können. Den Blick auf Santiagos Steilküste gerichtet, in der zig Vögel nisten, oder über die Wasseroberfläche des Pazifiks schwenkend, über die Wellenläufer stolzieren. Auch spielende Seelöwen sind von unseren Liegen aus zu sehen. Doch zu viel Muse tut nicht gut. Also geht es gut organisiert an die Ausgabe der Schnorchelausrüstung. Und ab 9.30 Uhr erfährt diese auch gleich ihren Außeneinsatz – das erste Tiefseeschnorcheln …

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Urlaub nach dem Urlaub

Eine kalte Wohnung, ein leerer Kühlschrank, viel Post warten hinter dieser Tür. Ich bin wieder zuhause, in Berlin. Es ist wieder das Ende einer Reise und der Anfang des Alltags. Warum gibt es nur nichts dazwischen, etwas, dass mich weicher landen lässt? Ich mag die Tür noch nicht öffnen, möchte noch weiter fort sein – mit Physis und Psyche. Die Strapazen der letzten Tage sitzen noch tief in den Knochen, drei Vier- und Fünftausender, die ich bestiegen habe. Reist man sonst, um erholt nach Hause zu kommen, kehre ich aus Ecuador zurück, um mich nun zu erholen. Ich kann noch nicht zurückkommen, die Tür zum Alltag öffnen. Ich will Urlaub nach dem Urlaub! Und so checke ich schon im Flughafen von Amsterdam mit der mobilen App in mein Zimmer im Marriott Berlin ein; ein fremdes Zimmer in der eigenen Stadt. Verrückt, oder? Keine lange Warteschlange, die mich am Check-in gleich wieder nervt. Stattdessen werde ich schon freudig im Hause am Potsdamer Platz erwartet. Nur eine Unterschrift muss ich noch leisten, dann gibt es die Karte zu meiner …

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Huasquila – am Rande des Amazonasgebiets

Mein Auge springt als es nach all den Brauntönen von Galapagos plötzlich in eine grüne Farbwelt abtauchen darf. Ich weiß nicht, wie viele Brücken, Flüsse, Kurven, Baustellen wir auf den Weg von Quito nach Huasquila passiert haben. Es war dunkel, es war neblig, es regnete und das Zwischenstück von den Anden hinunter auf 1200 m raste wie eine 3,25 stündige Achterbahnfahrt an mir vorbei. Vom kargen Hochland über den Nebelwald bis in das Hochamazonasgebiet führt uns der Weg. Ein Konzert an Tierstimmen begrüßt uns kurz nach halb zehn abends. Keine menschlich produzierten Geräusche, die diese Idylle stören. Es ist der Gegenentwurf des Lebens auf einem Kreuzfahrtschiff, auf dem kein Grillenzirpen, kein Vogelzwitschern, kein Krötenquaken mein Ohr erreichte. Es ist die totale, ungestörte Natur, die ich selbst mit geschlossenen Augen spüre. Man könnte nur im Bett unter dem Palmendach liegen, durch die rundum verglasten und vernetzten Scheiben würde ich dennoch kein Vogelzwitschern verpassen. Doch ich bin nicht hier, um mich von der Natur berieseln zu lassen, sondern um sie zu erleben. So begeben wir uns am …

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Oh Napo

„Oh, Napo!“ – fast jeder Ecuadorianer haucht sehnsüchtig und ehrerbietend dieses Wort aus. Dieses Wort, das wir nicht müde sind, zu wiederholen, wenn wir nach unserem nächsten Reiseziel gefragt werden. Was für ausländische Touristen Galapagos ist, ist für Mitarbeiter im ecuadorianischen Tourismus das weltbekannte Stück Amazonien. Das Napo Wildlife Center, das wir besuchen, gehört zum Nationalpark Yasuni, der häufiger auch durch die deutschen Medien ging. Es geht um Erdöl, es geht um den Freikauf dieses Stücks Urwald durch die Wirtschaftsmächte, um das Ökosystem zu erhalten. Ölförderung gegen Umwelterhalt stehen sich hier gegenüber. Es ist aber auch das Stück Urwald, das ich bereits vor 15 Jahren auf meiner Reise aufsuchen wollte. Damals wurden wir gewarnt und entschieden uns für das harmlosere Misahualli. Coca, das Drehkreuz des Amazonas-Tourismus, galt als dreckige „Spieler- und Goldgräberstadt“, in der zwei junge deutsche Mädels wie wir schlechte Erfahrungen machen könnten. Umso verwunderter bin ich, als wir nun durch Coca fahren. Es ist wie überall in Urwaldstädten – sie sind nicht schön, aber dennoch auch nicht so bedrohlich wie ihr Ruf, der …

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Ecuadors 5000er in 5 Tagen – Akklimatisierung leicht gemacht

Seit zwei Wochen bin ich nun schon in Ecuador unterwegs. Und immer wieder fiel mein Blick demütig auf das Endziel unserer Reise – den Cotopaxi. Ob am ersten Tag auf dem Weg vom Airport in die Stadt oder auf unserer Rückfahrt von Tena oder aus dem Flugzeugfenster von Guyaquil kommend. Immer, wenn ich nicht daran dachte, war er da. Ich fühlte mich schon ein bisschen wie „Cotopaxi is watching you“. Cotopaxi ist omnipräsent. Aber nicht nur er, auch zahlreiche andere hohe Gipfel, die auf der Straße der Vulkane liegen. Beim Anblick bleibt schon die Puste weg, doch nicht nur die Höhenluft macht mir Sorgen. Was mir bisher fehlte, ist Bewegung. Dafür gab’s immer reichlich zu essen. Mit dem Cruise Ship ließen wir uns durch das bezaubernde Galapagos-Archipel fahren, im Urwald schipperten wir auf dem Napo und seinen Seitenarmen oder machten behutsame Walks. Und nun soll es auf 4000er und 5000er gehen? Ich sehe dem Vorhaben mit ein bisschen Sorge entgegen, mein Fitnessfaktor ist in den letzten zwei Wochen enorm gesunken. Dabei habe ich vor meiner …