Der morgendliche Weckruf reißt mich um 7 Uhr aus dem Schlaf. Wir haben bereits gestern Abend Rabida erreicht, doch erst jetzt leuchtet uns der glutrote Felsen mit dem gleichfarbigen Strandstreifen entgegen. Es ist wieder eine kurze Pangafahrt, die uns „Albatrosse“, wie man die achtköpfige deutsche Gruppe nennt, von der kleinen Insel trennt. Erneut landen wir nass und begeben uns zunächst auf einen kurzen Wanderweg, um die Aussicht, Flora und Fauna zu genießen.
Rábida ist eine bewaldete Insel, doch nur auf den Bergspitzen sprießen die grünen Blätter. Ansonsten stehen die Weihrauchbäume (Palosanto) eher nackt da. Oder fast nackt, denn hier und da sind sie von Ochillas (Flechten) bekleidet. Feigenkakteen zieren den Weg. Manchmal sieht man ein blaues Bändchen. Vor zwei Jahren wurden auf auf Rabida binnen zwei Wochen alle Ratten erfolgreich ausgerottet, und diese Bändchen deuten noch heute auf die Giftstellen hin. Im Rahmen dieses Großeinsatzes wurden nicht nur alle Menschen, also Besucher, von der Insel verbannt, sondern auch die Bussarde wurden eingefangen und auf eine andere Insel gebracht.
Nach dem Spaziergang geht es wieder auf die Boote. Touristen, die nicht schnorcheln gehen, schauen sich die Unterwasserwelt vom Glasbodenboot an. Wir sind jedoch wieder in der Schnorchelgruppe und fahren mit der Panga einmal um die linke Ecke vor der Insel, wo wir ins Wasser gelassen werden. Schnell geraten wir hier in eine Strömung, die das Vorwärtskommen erschwert. Direkt an der Küste zu schnorcheln ist da schon entspannter. Man sieht über dem steil abfallenden Steinboden viele bunte Fischen und auf den Sandstellen auch ein paar Seesterne. Neben Rochen nähern sich auch wieder Seelöwen zum Spielen. Sie tanzen um unsere Körper, als wären wir ihresgleichen.
Kurz vor 12 Uhr geht es zurück an Bord der Santa Cruz, wo das Mittagessen auf uns wartet. Schnell setzt sich das Boot in Bewegung, um in der Mittagspause das nächste Ziel – Bartolomé – anzufahren. Wir verbringen noch eine Stunde auf dem Sonnendeck und lassen die Inseln an uns vorbeiziehen. Unsere Fahrt begleiten Fregattvögel, die den Luftstrom unseres Schiffs nutzen. Leider nutzen sie nicht nur diesen sondern sehen unsere Liegen auch als natürliche Toilette. Erst bekommt es Lars ab, dann ich.
Doch der nächste Schnorchelausflug lässt ohnehin nicht lange auf sich warten. Um 14.30 Uhr geht es mit den Pangas nach Bartolomé, wo wir vom Strand aus in die nächste Bucht hinein schnorcheln. Schnell fließt der sandige Untergrund in Steine über – dazwischen schlängeln sich große Fischschwärme. Die Anspannung ist groß, denn uns sollen wieder Weißspitzenhaie erwarten. Doch anstatt eines Hais kommt plötzlich ein Pinguin an mir vorbeigerauscht, dreht kurze Pirouetten und verschwindet in der grauen Ewigkeit des Ozeans. Der Blick über die Wasserfläche öffnet den Weg zu weiteren Pinguinen, die sich am Land sonnen. 1200 bis 1500 Pinguine soll es auf Galapagos insgesamt geben, ca. 30 davon nur auf Bartolomé. So ist es schon ein kleines Highlight, von den einzigen am Äquator lebenden Pinguinen gleich zehn zu entdecken.
Leider bleibt keine Zeit, den feinen Sandstrand noch etwas zu genießen. Stattdessen gibt es eine tolle Postkartenaussicht von der 114 m hohen Anhöhe auf Bartolomé, auf die 370 Holzstufen hinaufführen. Von hier oben erstreckt sich ein wunderbares Inselpanorama am Horizont. Nicht nur der Blick hinüber nach Santiago und auf den Pinnacle Rock, den man in fast jedem Reisführer bewundern kann, fasziniert, sondern auch die Vorstellung, mal über den Äquator zu schauen. Die Inseln Marchena und Pinta, die Besuchern vorenthalten werden, sind klar sichtbar. Wohingegen unser nächstes Reiseziel, Genovesa, aufgrund der flachen Oberfläche nicht zu sehen ist. Der Tag endet mit einer kleinen Bootsfahrt an der Küste entlang. Noch einmal zeigen sich Pinguine am Land. Von verschiedenen Seiten hören wir die Esel ähnlichen Rufe. Ein Pinguin folgt diesen, dreht sich um, watschelt den Steinen hinunter zum Wasser, wo er sich hineingleiten lässt und davonschwimmt.
„Wenn Ihr 0° 1′ 0″ auf dem Navigationsgerät des Kapitän Christian sehen wollt, müsst Ihr bis nach Mitternacht wach bleiben.“, so verabschiedet sich Marycarmen von ihren deutschen „Albatrossen“. Ich würde schon gern, doch die Tage auf Galapagos machen so müde, dass ich den Zeitpunkt der Äquatorüberquerung um 2.30 Uhr verschlafe. 51 Seemeilen in 5:07 Stunden liegen hinter uns, als ich um 7.30 Uhr durch den dreisprachigen Weckruf aus dem Schlaf gerissen werde.
Rabida und Bartolomé sind kleine Inseln, die vor Santiago liegen. Die 1,2 km² große Insel Bartolomé liegt östlich von Santiago und ist nach Lieutenant David Even Bartholomew benannt. Die 5 km² große Insel Rábida hingegen liegt im Süden von Santiago. Die markante dunkelrote Farbe des Sandes ist auf die eisenoxidhaltige Vulkanschlacke zurückzuführen.
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Unser Galapagos-Aufenthalt auf dem Schiff Santa Cruz, das durch Windrose und Studiosus im Deutschland gebucht werden kann, wurde von Metropolitan Touring unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.
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Boah, bin neidisch.
Von so einer Reise träume ich noch. Die Galápagos-Inseln sind so faszinierend. Fast jeder bringt sie mit der einzigartigen Tierwelt in Verbindung, aber kaum jemand weiß, wo sie überhaupt liegen.
Ich wünsche euch eine schöne und unvergessliche Reise und bin gespannt, was ihr noch berichten werdet.
Viele Grüße
Jan
Danke Jan, für mich war es auch immer ein Traum, der endlich in Erfüllung gegangen ist 😉 Und ja, die Tierwelt ist so wunderbar und einzigartig und vor allem distanzlos. Man musste sich teilweise schon anstrengen, die 6 m Abstand einzahlten, weil die Seehunde immer hinterhergerobbt sind… LG, Madlen
Tolle Bilder! Bartolome und Rabida werde ich leider nicht besuchen, aber man kann halt nicht alles sehen 😉 Am besten gefallen mir die Pinguinfotos!!
Da hast Du recht, man kann leider nicht alles sehen, obwohl Du ja viel mehr Zeit auf Galapagos verbringst und auch einige Tier gesehen hast, die sich auf „meinen Inseln“ nicht zeigten 😉 Von den Pinguinen bin ich übrigens auch ein großer Fan. Nur für einen Unterwasserschnappschuss waren sie mir immer zu schnell! LG, Madlen