Monate: Februar 2018

Costa Rica, Monteverde

Monteverde – Schweben über dem Nebelwald

Nebelschwaden legen sich über die gewellte Landschaft und verhüllen die sattgrünen Wälder. Morgenfrüh könnt Ihr bis zum Pazifik schauen, meinte Vinny, unser Guide. So ganz will ich ihm das noch nicht glauben, als ich auf die vom Dunst gezeichnete Landschaft in die Ferne blicke. Es regnet viel in diesen Tagen. Doch Vinny soll recht behalten. Als ich am nächsten Morgen meinen Vorhang öffne, sehe ich die Halbinsel Nicoya samt Ozean hinter den Nebelwäldern von Monteverde. Kleine Säulen steigen wie Rauch von den Hügeln in den Himmel. Monotone Rufe des Sprossers setzen ein.  Über den Bäumen – Zipline in Monteverde Nur wenige Stunden später stehe ich auf einer kleinen Plattform, an mir hängt ein Seil. Drei, zwei, eins zählt Bernie runter. Dann schwebe ich auch schon 80 m über den grünen Baumwipfeln. Ich war schon in diversen Hochseilgärten, doch zugegeben, sie sind immer wieder auf’s Neue eine Herausforderung. An schlechten Tagen meiner partiell auftretenden Höhenangst komme ich noch nicht einmal über eine kleine Hängebrücke. Und jetzt hänge ich an einem vibrierenden Seil, das eine Windböe erfasst hat. 30 …

Yazd, Iran

Yazd – Wüstengroßstadt anstatt Großstadtwüste

Persische Melodien schallen aus dem Recorder an der Wand. Es mischen sich französische und deutsche Stimmen unter die Musik auf der kleinen Dachterrasse des Art House. Hinter mir stehen kleine Sukkulenten aufgereiht. Liebevolle Details verschönern die Lehmwände. Ob dekorative Keramikfliesen und -geschirr, prächtige Teppiche und Kissen oder schöner Schmuck – alles wird zum Kauf angeboten. Vor 6 Jahren hat Mehdi Mirzaee das Haus seiner Eltern ausgebaut. Nun befindet sich hier neben einer Ausstellung seiner eigenen Kalligrafien und der Zeichnungen seiner Frau Goli auch ein Café in dem Gemäuer. Von der Dachterrasse lasse ich meinen Blick schweifen – über die braun-beigen Altstadtgassen von Yazd. Windtürme sprießen aus dem Gewirr gen Himmel. Von der Kunst in Yazd „No Wifi – Talk to each other, pretend it is 1985“ steht auf einer Tafel geschrieben, darunter wird als „Todays Special“ Camel Stew angeboten. Ich bin mir sicher, das ist nicht nur heute die Empfehlung des Hauses. Denn wo man auch zum Speisen hinkommt, Kamel ist hier die Spezialität. Ich begnüge mich mit einem Yazdi Kaffee, einem Yazdi Kuchen und einer selbstgemachten …

Cachoeira

Cachoeira – dort wo der Tabak wächst

Verschwommen zeichnen sich Bambusfelder hinter der Autoscheibe ab. Sie fügen sich wunderbar in die sattgrüne Landschaft ein, die sich links und rechts der Landstraße aufwellt. Es ist nicht einmal zwölf Stunden her, als ich in der feuchtwarmen Luft von Salvador Bahia landete. Ein Bambusdach schmückte den Weg vom Flughafen in die Stadt, die mich mit ihren bröckelnden Fassaden recht verschlafen begrüßte. Jetlag und Schlafmangel lassen mich nun tief in den Autositz sinken und dösend tagträumen. Bald wird es regnen, denke ich mir, als wir die kleine Stadt Santa Amaro erreichen. Tief liegen die Wolken inzwischen über der Landschaft. Wo einst Zuckerrohr angebaut wurde, steht heute eine große Papierfabrik, die den Bambus gleich weiterverarbeitet. Die Gegend war auch reich an Gold, Silber, Tabak, Zucker. Die portugiesischen Eroberer holzten die Wälder ab und versklavten die Ureinwohner als billige Arbeitskräfte. Aus Afrika wurden bald kräftigere Arbeitskräfte herangeschafft, im Gegenzug machten sich Rohstoffe und Waren auf die Reise nach Europa. Cachoeira und der Glanz von einst Erste Tropfen prasseln auf die Scheibe, als wir unser Ziel am Rio Paraguacu erreichen. Cachoeira galt im 19. …

Brasilien, Ilha do Marajó

Ilha do Marajó und die Entdeckung der Langsamkeit

Ein Pfeifen schrillt durch die Gänge, als die ersten Passagiere zu den Schwimmwesten greifen. Es ist eine Stunde vergangen, als wir mit unserer Fähre auf dem Rio Guamá in die Baía do Guajará gestochen sind, um zur Ila do Marajó überzusetzen. Längst bin ich von der Übelkeit so geschwächt, die mir der Seegang bereitet, als dass ich mich auf ein Kentern vorbereiten könnte. Nach 2,5 Stunden erreichen wir die größte Flussinsel der Welt und passen uns an die Langsamkeit in den Straßen an. Die ausgestorbene Hauptstadt der Insel, Soure, ist zur Mittagszeit fast menschenleer. Ein paar Mopeds wirbeln ein wenig Staub auf. Gemütlich radeln ein paar Einheimische durch die breiten Straßen. Büffel stehen an den Ecken. Das ist schon alles, was das Leben hier hergibt. Fazenda-Leben und die gestrandeten Wasserbüffel Doch genau diese sind hier neben den Stränden und dem Müßiggang wohl die Attraktion. Denn auf Marajó leben Hunderttausende Wasserbüffel vier verschiedener Arten. Sie sollen 1920 auf die Insel gekommen sein, als ein Schiff aus Asien vor der Küste Brasiliens Schiffbruch erlitt und sank. Eine …