Eigentlich sollte es regnen. Eigentlich. Dhamma Saara begrüßt uns mit einem Lächeln in seiner knallig orangen Kasaya und reicht jedem eine Lotusblume. Hinter ihm streckt sich die Spitze der Dagoba gen wolkenverhangenen Himmel. Trotz unserer müden, vom Flug gebeutelten Glieder kann man dem Mönch nur ein Lächeln entgegnen. Ich bin mehr als 24 Stunden auf den Beinen – gestern von Berlin mit der Bahn nach Frankfurt gereist und dann mit SriLankan Airlines nach Colombo, um den sich ankündigenden Winter zu entkommen. Nun finde ich mich völlig übernächtigt für einen Mittagsstopp im Umandawa Global Buddhist Village und schaue in die strahlenden Gesichter, die uns willkommen heißen. Vor 8 Jahren wurde das buddhistische Dorf eröffnet, doch fertig ist man hier noch lange nicht. Aktuell arbeitet man am zweitgrößten liegenden Buddha der Welt. Hier denkt man groß und lebt dennoch bescheiden.
Wir lassen unsere Schuhe vor dem Eingang der Dagoba und legen unsere Lotusblüten auf den Schrein. Dann lauschen wir den Worten des Mönchs, die ein Gebet formen. Es bedarf weder einer Opfergabe anhand von Blumen noch eines Gebets, um ein guter Buddhist zu sein, erklärt uns später Sunil, der uns auf dieser Reise begleitet. Der gläubige Buddhist und Veganer ergänzt: morgen ist Vollmond, da wird es keinen Alkohol geben und auch kein Tier getötet. Von mir aus könnte jeden Tag Vollmond sein und schon jetzt stimme ich den arabischen Seefahrern zu, die Sri Lanka einst Serendip nannten – eine „glückliche Entdeckung“.
Sigiriya – der Felsenpalast zwischen Reisfeldern
Es ist Sonntag, Vollmondfest, wir reihen uns in eine Menschenschlange ein, die sich am Löwenfelsen bildet. Eine Metalltreppe führt hinauf zum Sigiriya-Felsenpalast. Es bleibt Zeit beim Aufstieg, die ausbremst. Zeit, um auf die geschlossene grüne Decke unter uns zu blicken, aus der weitere Felsen, Hügel, Reisfelder und Buddhastatuen herausragen.
Auf der Spitze angekommen geben die rotbraunen Mauerreste eine Ahnung von dem, was hier einst stand. Gar ein kleiner Pool oder Zisterne. Auf den Resten des Königspalasts verteilen sich die Besucher und wirken in der Höhe gleich weniger viel. Dafür ächzt man unter schweißtreibenden Temperaturen von über 30 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit.
Jede Wolke und jeder Windstoß ist wohltuend.
Sunil erzählte uns bereits am Fuße des 200 m hohen Monolithen, dass dieser Palast von König Kassapa I. im 5. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde. Kassapa I. war der Sohn von König Dhatusena, aber um den Thron zu besteigen, tötete er seinen Vater und baute Sigiriya als seine Hauptstadt. Er wählte den Felsen für seinen Palast aus, weil er strategisch günstig und schwer zugänglich war.
Ich gehe die Stufen im Fluß der drängelnden Menge zu der Löwenpfotenplattform hinab, die den Eingang zum Gipfel markiert. Hier kann man mit Fantasie die Löwenpranken, eine kunstvoll geschnitzte Treppe, bewundern und daneben gierige Affen, die nach unseren Taschen greifen, fotografieren.
Auf einem kurzen Weg um den Felsen gelangt man zu einer Höhle mit den Wolkenmädchen, die vor 1500 Jahren gemalt wurden. Es sind nur noch 19 von einst 500 der üppigen und barbusigen Damen deutlich sichtbar. Gemalt aus Naturfarben ragt der Oberkörper der hell- und dunkelhäutigen Fantasiedamen aus Wolken heraus. Fotografieren ist hier strikt verboten und über die Einhaltung wird gut gewacht. Es gibt verschiedene Interpretationen für den Dualismus in diesem Bild. So kann hellhäutig für Blitz und dunkelhäutig für Donner stehen, erklärt uns Sunil mit einem Schulterzucken und meint, es gäbe noch viele andere Erklärungen. Alles sind Möglichkeiten.
Sri Lanka säumen 1000 Stauseen, die einstige Könige erbauen ließen. Auch in Sigiriya wurden Gärten und Teiche kunstvoll angelegt. Wasserreservoirs und Bewässerungssysteme sollten die Wasserversorgung sicherstellen und die Gärten erblühen lassen. Tatsächlich scheint der Inselstaat üppig bewachsen. Von jedem Hügel und Fels erfasst das Auge ein endloses Grün, das bis zum Horizont reicht und in dem es wimmeln, surren und leben muss.
So glaubt man kaum, dass dieses Grün einst noch großflächiger die Insel bedeckte. Doch in den letzten Jahrzehnten verschwanden Waldflächen zunehmend aufgrund von Besiedlung und Reisanbau. Wichtiger Lebensraum für Tiere ging damit verloren. Und so findet man immer mehr Wildnis in Ortschaften oder Ortschaften in der einstigen Wildnis. Ein Beispiel sind die Elefanten, die in Sri Lanka eine besondere Verehrung genießen. Dennoch stehen sie auch vor Herausforderungen wie Wilderei, Lebensraumverlust und Konflikten mit Menschen. Von den rund 20.000 Elefanten, die im 19. Jahrhunderten auf der Insel lebten, sind es nur noch zwischen 3000 und 4000.
Der Tag endet im Dorf Hiriwadunna, in dem uns Manike mit einem begrüßenden „Ayubowan“ auf einer überdachten Terrasse erwartet. Vor ihr liegen 12 Tontöpfe, unter deren Hauben frische singalesische Küche sich verbirgt. Auch sie schenkt uns beim Präsentieren ihrer Speisen ein Lächeln, das immer wieder verbindet, wenn Worte keine gemeinsame Sprache finden. Wir sind umgeben von Reisfeldern, auf denen sich Pfaue und Reiher ausruhen und speisen. Ochsenkarren holpern über den sandigen Weg. Um uns herum blüht und duftet es. Ein kleines Paradies, wären da nur nicht die Mückenschwärme. Als sich später die Dunkelheit über uns legt und wir den Tag zufrieden und erschöpft besiegeln, schaue ich begleitet vom Zikadenkonzert hinauf zum Vollmond. Ein Poya Day als Start in Sri Lanka kann doch nur Gutes verheißen.
Die Höhlen von Dambula
Am nächsten Tag führt uns die Reise weiter zur geografischen und kulturellen Mitte Sri Lankas, die die zentrale Bergkette mit ihren Städten und historischen Stätten markiert. Hier befindet sich auch die kleine Stadt Dambulla mit ihrem vergoldeten Tempelkomplex und über 80 Höhlen. Zusammen mit Anuradhapura und Polonnaruwa bildet sie das kulturelle Dreieck Sri Lankas. Sunil schwärmt bereits auf dem Weg, mit Dambula den besterhaltenen Höhlentempel Asiens zu besuchen. Doch auch für den Panoramablick vom 160 Meter hohen Felsenberg über die umliegende Landschaft und das grüne Dambulla-Tal lohnt sich der Aufstieg. Verschiedene Könige haben in der Anlage ihre Spuren hinterlassen und viel restauriert und ergänzt. Die äußere Architektur spiegelt die reiche kulturelle Tradition Sri Lankas wider. Die Freskenmalerei im Inneren ist mehr als 500 Jahre alt und aus Naturfarben auf Felsen geputzt.
Das Besondere ist aber die schiere Anzahl der omnipräsenten Buddhastatuen – mehr als 150 sollen sich in den fünf zugänglichen Höhlen allein befinden. In der Tempelanlage aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. findet man sie in verschiedenen Posen und mit wechselnden Ausdrücken – von kleinen Figuren bis zu imposanten, monumentalen Darstellungen. In der ersten Höhle befindet sich eine direkt aus dem Stein des Berges geschlagene, 14 Meter lange, liegende Statue Buddhas, die als Hauptattraktion gilt. Sehr präsent auch der Hinweis: Selfies mit Buddhastatuen verboten. An manchen Stellen verhindern Absperrungen eine Annäherung an die Statuen, da Schilder allein heutzutage nichts nützen. Sunil versteht das Abbilden der Buddhastatuen ohnehin nicht, denn Buddha ist kein Gott, den man anbetet, sondern ein Weg zum erfüllten Leben.
Um 10.30 Uhr müssen wir die Höhlen kurz verlassen, da Opfergaben gebracht werden. Meist sind dies Blüten, die vergleichbar mit unserem vergehenden Leben sind und Geburt, Krankheit und Tod symbolisieren. Auf dem Hof suchen wir uns einen schattigen Platz. Unter dem riesigen Bobaum klingen Äste wie Musik im Wind. Jede Tempelanlage hat solch einen Baum, denn schließlich kam Siddharta Gautama nach jahrelanger Meditation darunter die Erleuchtung und gilt als erster Buddha, als der Erwachte.
Warum nicht mehr Tourismus?
Wenn man durch diese schöne Landschaft fährt und die Freundlichkeit der Menschen spürt, wundert man sich, warum Sri Lanka nicht mit Touristen überschwemmt wird. Die Antwort findet sich schnell und heißt Bürgerkrieg. Dieser dauerte von 1983 bis 2009 zwischen der srilankischen Regierung und der militanten Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) an und hinterließ auch Spuren auf Wirtschaft und Tourismus.
2021 keimten Proteste gegen die Regierung aufgrund von einer Wirtschaftskrise und Staatspleite auf, die sich ab März 2022 zu politischen Massenprotesten entwickelten. Im Sommer 2022 stürmten dann Gegner der Regierung den Präsidentenpalast. Als Folge setzte sich Gotabaya Rajapaksa auf die Malediven ab und das Parlament wählte einen neuen Präsidenten. Die Proteste richteten sich nicht gegen Touristen, versichert uns Sunil, der selbst in dieser unruhigen Zeit Reisegruppen durch das Land begleitete und lässt dabei das nachhallende Ereignis 2019 außen vor, als bei einer Serie von Bombenanschlägen am Ostersonntag mindestens 253 Menschen ums Leben und 485 weitere Personen verletzt wurden. Zeitnah wurden drei Kirchen und drei Hotels durch Selbstmordattentäter angegriffen. Auch ausländische Touristen zählten zu den Opfern. Die Lage hat sich bis heute beruhigt und der Wunsch ist groß, die Schönheit Sri Lankas wieder mit der Welt zu teilen. 2022 kamen ca. 1 Million Touristen ins Land, 2018 waren es noch über 2 Millionen. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und so konzentriert sich Sunil bewusst auf all die positiven Dinge, die Sri Lanka bietet und ist zuversichtlich, dass sich sein Heimatland bald wieder in den Reiseplänen ausländischer Touristen wiederfindet.
Kandy, Kandy, Kandy – I can′t let you go
Von Dambulla aus führt uns der Weg durch eine malerische Berglandschaft nach Kandy. Grüne Hügel umgeben die Stadt und bieten eine atemberaubende Kulisse. Das „süße“ Kandy kündigt sich allerdings schon Kilometer vor seinen Toren mit dichtem Verkehr an. Das Chaos ist geübt und hat System. Mopedfahrer zwängen sich durch die zum Halten verdammten Busse, Truck und Autos. Es ist Schulschluss, stöhnt Sunil. Inzwischen gibt es auch hier die unbeliebten „Elterntaxis“, die sich vor den Schulen aufreihen. Mädchen mit schaukelnden langen Zöpfen über ihren weißen Schuluniformen kichern in Gruppen am Straßenrand. Der Platz ist eng, auf dem sich viele Menschen bewegen müssen, aber es funktioniert.
Dennoch atme ich auf, als ich die Weite am Ufer des Kandy Sees spüre. Hier liegt der Zahntempel Maligawa, einer der bedeutendsten buddhistischen Tempel, der die heilige Reliquie des Buddha-Zahns enthält. Hier kann man die spirituelle Aura des Ortes erleben, aber der Blick auf den Zahn Buddhas bleibt einem verwehrt. Der Glaube, dass der linke Eckzahn von Buddha nach seinem Tod im 6. Jahrhundert v. Chr. gerettet wurde und hier aufbewahrt wird, zieht dennoch unzählige Besucher an. Diese heilige Reliquie hat im Laufe der Jahrhunderte enorme spirituelle und politische Bedeutung erlangt. Doch der Besuch lohnt sich auch allein für die traditionelle Kandyane-Architektur mit verzierten Schnitzereien, bemalten Decken und einer beeindruckenden Dachkonstruktion und um dem Trubel auf den Straßen zu entkommen.
Nach so vielen Buddhas und Tempeln und UNESCO-Weltkulturerbe-Flair gehen wir in Kandy auch irdischen Bedürfnissen nach und schlendern über dem Markt. Düfte wie die von Zimt, Kardamom, Nelken, Pfeffer oder Farben wie die der frischen Früchte umschmeicheln unsere Sinne. Nur das Hupen, das vom benachbarten Busbahnhof herüberschallt, stört ein wenig die Sinne.
Tea Time in Nuwara Eliya
Am nächsten Morgen nehmen wir den Zug nach Nanuoya, eine Station auf der faszinierenden und abwechslungsreichen Bahnstrecke nach Ella. Rucksackreisende mischen sich in Kandy zwischen einheimische Passagiere. Ein deutsches Paar schimpft beim Einsteigen wiederholt, wir wollten doch nicht erste Klasse fahren und entlockt mir ein Schmunzeln. Das Ticket von Kandy nach Nanuoya kostet für die erste Klasse mit Klimaanlage 2000 Rupien (ca. 6 EUR). Das authentische Abenteuer wartet für viele junge Menschen doch nur in der 2. und 3. Klasse. Der Zug scheint ausgebucht, ein Wechsel vom Schaffner nicht geduldet. Also hängen auch sie sich bald mit uns abwechselnd aus der Tür des 1. Klasse-Waggons, um den Fahrtwind zu genießen und der Landschaft beim Anstieg und Winden zuzuschauen – bis Tee irgendwann dominiert. Wir können uns nicht satt sehen und für den Kampf gegen den Hunger ist auch geholfen: Händler laufen von Waggon zu Waggon und bieten für wenig Geld Samosas, Nüsse und aufgeschnittene Mangos an. Das letzte Stück von Nanuoya nach Nuwara Eliya müssen wir im Bus zurücklegen. Kurve für Kurve reiht sich aneinander, was mir die Strecke endlos erscheinen lässt. Wäre da nicht das wunderschöne Panorama, hätte ich den Kampf gegen das flaue Magengefühl längst verloren. Eingerahmt von den drei höchsten Bergen des Landes liegt unser Ziel.
Man nennt sie auch „Stadt über den Wolken“ oder „Little England“, da sie unverkennbar eine britische Handschrift trägt. Freundlich liegt sie auf über 1800 m Höhe mit ihren Villen, Gartenanlagen, Cricket- und Golfplätzen und Rasenflächen – alles ein wenig im britischen Landhausstil. Vielleicht ist es auch der Regen, der einen an England erinnert. Perfektes Wetter herrsche hier für den Tee, der in der Umgebung von Nuwara Eliya angebaut wird: 4 Stunden Sonne am Vormittag und nachmittags Nebel und Regen. Ich bin zu wenig Teetrinkerin, um mich an dieser Tatsache zu erfreuen. So ähnlich erging es wohl auch einst den Kaffeepflanzen, denen dieses Klima nicht ganz schmeckte. Nachdem der Kaffeeanbau misslang, pflanzte ein Schotte im 19. Jahrhundert die ersten Teepflanzen im damaligen Ceylon. Eine Erfolgsgeschichte – wie man heute weiss, denn der hier angebaute indische Assam gilt als bester Tee Sri Lankas und findet sich in den Tee-Regalen Deutschlands wieder. Sri Lanka ist schließlich der viertgrößte Teeproduzent der Welt.
Vor den Toren der Stadt liegen schwungvoll in die Hügellandschaft eingebaut die Teeplantagen. Aus der Ferne markieren nur bunte Punkte das Wichtigste für den Erfolg – die Arbeitskraft. 700 Teepflückerinnen sind es allein für die Teefabrik Damro, die wir besuchen. 10 Tonnen Tee ernten sie täglich. Einst trugen sie schwere Rattankörbe auf ihren Rücken, heute sind diese aus Plastik. Ihre Gesichter deuten auf viele Jahre in den Plantagen. Barfuß auf kaltem Boden. 50 EUR erhalten sie umgerechnet als Monatsgehalt. Bei der Besichtigung der Teefabrik Damro erfahre ich, dass 50 Gramm „goldener“ Hochlandtee mehr kostet als eine Teepflückerin monatlich verdient. Mit einem Lächeln verschwinden die bunten Kleider der Pflückerin bald wieder in der Plantage. Unser Morgentee fließt durch ihre Hände während der leichte Regen sich über unsere Köpfe legt. Typisch britisches Wetter!
Auf Leoparden-Safari im Yala-Nationalpark
Mit Regen soll es auch am nächsten Tag weitergehen – dabei haben wir auf dieser Reise großes Glück. Die Wettervorhersage deutete auf eine sehr niederschlagsreiche Tour hin, doch uns erwischt es erst zum Ende. Ein Tag, an dem wir ohnehin viel Strecke machen, um Sri Lankas zweitgrößten und zugleich meistbesuchten Nationalpark, den Yala-Nationalpark, zu erreichen. . Er liegt nahe Tissamaharama im Südosten des Landes und besteht aus fünf verschiedenen Bezirken, von denen nur „Yala-West“ (Block 1) für Touristen zugänglich ist. Der Park beherbergt mit mehr als 30 Tieren eine der dichtesten Leopardenpopulationen der Welt. Das stimmt uns hoffnungsvoll, auf unserer nachmittäglichen Tour durch den Park. Bei dem nicht enden wollenden Regen schwindet jedoch die Zuversicht. Mein Highlight wäre ja ohnehin der Lippenbär. Über 30 Säugetiere beheimatet der Park – Sambahirsch, Hutaffen oder Mangusten zeigen sich durchaus weniger wetterfühlig als Goldschakal oder eben der Lippenbär. Selbst die sonst so präsenten Elefanten verstecken sich. Mehr als 130 Vogelarten kann man hier beobachten – vom Ährenträgerpfau, Blaugesicht-Malkoha, Rotgesicht-Malkoha, Buntstorch und Malabarhornvogel. Und tatsächlich sind es nur Pfau, Schildkröte und Krokodil, die sich uns anfänglich zeigen.
Es bleibt uns nur noch eine Stunde bis zum Schließen des Parks, als sich vor uns Geländewagen aneinanderreihen. Diese Schlange ist definitiv ein Zeichen für etwas Großes. Wir reihen uns geduldig ein und kommen nur im Schritttempo voran. Welche Großkatze bei der Fleischbeschauung die Geduld nicht verliert und genervt davon „tigert“, genießt meinen äußersten Respekt. Irgendwann geht es etwas schneller voran, wer schon öfter auf Safaris war, deutet dies als ein Zeichen für „das Tier ist weg“. Doch ganz so pessimistisch wollen wir nicht sein. Neben uns hinter dichtem Gebüsch bewegt sich etwas. Es kann alles sein oder auch nichts. Da ist sie wieder, die Hoffnung. Wir halten unsere Kameras einfach drauf, egal ob gleich ein Hirsch, Pfau oder Elefant vor uns erscheint. Doch direkt vor unserem Wagen springt ein Leopard aus dem Gebüsch und passiert vor uns die wartende Autoschlange, um auf die andere Seite zu gelangen. Die hintersten in der Schlange (WIR!) sind also am erfolgreichsten. Superhappy machen wir uns auf den Rückweg und sehen in der Dämmerung nun doch noch drei Elefanten. Und irgendwie nimmt der Regentag einen versöhnlichen Abschied an unserem letzten Abend auf Tour.
Die Mischung von Galle
Ein bisschen Wehmut kommt auf, als wir Galle erreichen. Dieser Ort ist der letzte auf unserer Reise, bevor wir zurück nach Colombo fahren. Und nicht allein deshalb ist er für uns ein Schatz. Die historische Stadt an der Südspitze von Sri Lanka wartet mit einer abwechslungsreichen Geschichte, Architektur und Kultur auf, die sich im historischen Kern, der natürlich UNESCO-Weltkulturerbe ist, spiegelt. Eine der besterhaltenen Festungen aus der Kolonialzeit in Asien ist Galle Fort. Holländer haben diese auf den Ruinen einer älteren portugiesischen Festung erbaut.
Innerhalb der Mauern gibt es charmante Kopfsteinpflasterstraßen, historische Gebäude, Boutiquen und Cafés. Hier kann man sich in dem überschaubaren Stadtteil zwischen Meer und Kolonialbauten in entspannter Atmosphäre schnell verlieren. Erst waren es die Portugiesen, dann die Holländer und später die Briten, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft Sri Lankas hatten und die auch das architektonische Stadtbild prägten. Die beeindruckende Festung aus dem 17. Jahrhundert wurde ebenso wie die Dutch Reformed Church von den Niederländern errichtet. Die Meerespromenade am Fort führt zum südlichsten Punkt, an dem ein Leuchtturm steht. Es soll unser erster Blick auf den Indischen Ozean auf der gesamten Reise sein, was für viele Sri Lanka-Besucher etwas seltsam klingen mag, reisen doch genau deshalb viele Touristen auf die Insel.
Über den Dächern Colombos
Auf jeder Reise ist der Moment, der sentimental stimmt. Wenn sich mein Kopf löst von dem zuletzt Erlebten und diesen Abgleich mit dem, was vor mir liegt, durchführt. Noch einmal rauschen Bilder, Gerüche und Töne an mir vorbei und von jedem dieser verabschieden sich meine Sinne. Die knalligen Farben der Saris, sattgrüne Reisfelder und Teeplantagen, der Zimt- und Kardamonduft, das Vogelzwitschern und das begleitende Grillenzirpen und auch die Rikschas lasse ich bald hinter mir. Und auch dieses omnipräsente Lächeln – zum Leben und wohl zu sich. Situationen annehmen, weil man sie nicht ändern kann. Es sind wenige Stunden, die mich von hier und Heimat trennen. Unter mir liegt das Meer, dahinter die Bahnschiene und Straße. Strand wurde nicht mitgedacht oder wurde längst verschluckt. Das Paradies liegt anderswo auf Sri Lanka, nicht hier in Colombo. Doch der Tag geht und mit ihm kommen die Farben. Über der Skyline spannt sich ein Regenbogen. Alles sieht nach Regen aus und doch will er dieses Dach nicht mehr erreichen.
Die Farben am Himmel leuchten wie die Roben der Mönche und ich fühle mich in diesem kleinen Moment selbst ein stückweit mehr erleuchtet. Viele gesagte Worte unseres Begleiters Sunil fließen noch einmal durch meinen Kopf: „Was vergänglich ist, das ist auch leidvoll. Was geboren wird, das muss sterben.“ Diese Reise ist schon morgen vergangen, aber die Erinnerung an sie lebt weiter. Sri Lanka ist eine glückliche Entdeckung!
Ich übernachtete auf dieser Reise im:
Sigiriya: Sigiriya Aliya Resort & Spa (weite Anlage mit Infinity Pool mit Blick auf den Löwenfelsen)
Kandy: Hotel Topaz (modernes Hotel oben auf dem Berg mit tollen Blick über die Stadt)
Nuwara Eliya: Grand Hotel (britischer Kolonialschick, fühlen wie in alten Zeiten)
Tissamaharama: Chaarya Resort and Spa (Bungalows in kleiner, grünen Gartenanlage mit Pool)
Colombo: Radisson Hotel Colombo (Dachterrasse mit Meerblick und Pool)
Anreise: SriLankan Airlines fliegt dreimal wöchentlich von Frankfurt am Main nach Colombo.
Visum: Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise ein Visum, das vor der Einreise online über das Electronic Travel Authorization (ETA) beantragt werden kann.
Ich wurde von Gebeco zu dieser Recherche-Reise in Sri Lanka eingeladen und von SriLankan Airlines unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.
Was für ein schöner Beitrag – das macht wirklich Lust auf Sri Lanka!