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Antarktis

Reisende am Rand der Welt. Oder die Ränder meiner Reisen

Höher, tiefer, weiter. Die Welt hat viele Ecken und Enden, oder nicht? Ich habe meine Reisewelt erstmalig 2013 für die „kreative Elena“ vermessen. Am Ende des reiseintensiven Jahres 2016 fällt mir auf, dass sich in diesem Jahr alle Ränder weiter ausgedehnt haben und ich neue Punkte im Norden, im Süden, im Osten und im Westen gesetzt habe. 2016 – Ausweitung meiner Reiseränder Mit einer dreiwöchigen Reise auf die Philippinen begann ich das Reisejahr 2016 am Neujahrstag. Obwohl auf Hin- und Rückflug der Wurm drin war, ich tagelang auf mein Gepäck bei schweißtreibenden Temperaturen wartete und sich mein Heimflug von 20 auf 54 Stunden erhöhte, genoß ich die erholsame Zeit auf dem traumhaften Inselarchipel. Im Februar bin ich mit meiner Schwester spontan für drei Wochen auf die Pfeffer- und Vanilleinsel Madagaskar gereist. Diese Idee haben aktuell nur wenige Touristen und noch weniger in der Regenzeit. Madagaskar war anders als jedes afrikanische Land, das ich bisher kennengelernt hatte. Zurückhaltend und mit voller Wucht vereinnahmend zugleich. Und natürlich durften Lemure nicht fehlen. Anfang April folgte auf den Weg nach Nordamerika, wo ich fünf Tage in Seattle und drei …

Mietwagen Kuba

Kubanischer Untersatz – The American way of Cars

Ich war schon fast ein bisschen enttäuscht, als ich auf meinem Weg vom Flughafen nach Santa Clara fast nur russische, französische und koreanische Autos entdeckte. Auch unser Taxi war ein Peugeot. Der perfekte Mietwagen in Kuba Wo sind denn nun eigentlich die superschönen amerikanischen Oldtimer, von denen es auf Kuba zuhauf geben soll? Oder hatte sogar schon die im Dezember verkündete Auto-Import-Reform Raúl Castros gegriffen? Natürlich nicht, denn wer kann sich in Kuba schon unsere Autos für horrende Preise leisten. Kaum fuhren wir in die Stadt, waren sie dann auch schon alle da – alte Pontiacs, Plymouths, Chevrolets mischten sich unter Kias, Ladas und Moskwitschs. Ich bin kein großer Autofreund – für mich ist ein Auto normalerweise lediglich ein fahrbarer Untersatz, der funktionieren muss. Optik ist dabei eher Nebensache. Doch in Kuba drehte sich auch bei mir das Blatt. Die Mietwagen sind größtenteils koreanische und wenn es exklusiver sein darf französische Marken – aber ich habe keine Sorge, dass die amerikanischen Marken in naher Zukunft von den Straßen verschwinden werden. Sie sind die perfekten Mietwagen …

Pferde in Vinales

Heißer Tabak oder der Geschmack Kubas

Tabakduft liegt in der Luft als wir durch die Felder rundum Viñales reiten. „Tabak, Rum und Kaffee – das ist Kuba, das ist das, was Touristen wollen“, weiß unser Guide Alfredo zu sagen. Er weiß aber noch mehr. Touristen wollen in der Regel auch kubanische Frauen, alternativ auch Männer. Ist egal. Alle sind caliente. In Kuba ist es nicht nur heiß, sondern auch die Menschen sind hot – so wie in Puerto Rico und der Dominikanischen Republik – eben auf den karibischen Inseln. Einen deutschen Freund hat eine Kubanerin so fertig gemacht, dass er am nächsten Tag nicht mehr reiten konnte. Fuerte ist hier nicht nur der Tabak. „Wir Kubaner haben nicht viel, aber wir brauchen auch nur Rum und Salsa; dann geht es mit der nächsten Chica ab ins Bett.“ Es ist nicht so, dass ich allein reite. Wir sind als Paar unterwegs, doch das scheint Alfredo nicht zu stören. Nein, er will uns nur ein Gefühl davon geben, was Kuba ist. Eben caliente. Er selbst ist 27 Jahre alt und bereits zum dritten …

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Auf den Gipfeln

In der Luft ist ganz schön was los. Paraglider, Heißluftballons und dazwischen pieksen die hohen Gipfel an die Himmelstür. Es ist Sonntag und das Wetter macht diesem Tag alle Ehre. Gleich hinter unserem Hotel ragt das Neunerköpfle in den Himmel. Da geht es hoch. Jeder in der 8er-Gondelbahn scheint etwas im Schlepptau zu haben, ob Ski, Snowboard oder Gleitschirm. Nur wir sind lediglich mit Rucksack und Kamera ausgestattet. Denn unsere morgendliche Sportrunde in der Loipe haben wir bereits gedreht. Das Tannheimer Tal ist zwar nicht auf Pistentourismus spezialisiert, doch die Hänge wirken dennoch auf mich schon respekteinflößend. Würde ich hier…? Nein, die Frage muss ich mir heute nicht stellen. Denn unser angestrebtes Ziel ist das Kreuz hoch oben auf 1862 Metern, unter dem das größte Gipfelbuch der Alpen thront. Mit glatten Docs schlittere ich von der Bergstation auf gut 1790 Meter den Berg hinauf oder krabbele quasi auf allen Vieren. Wie sehr vermisse ich für den kurzen aber rutschigen Aufstieg die Schneeschuhe von der gestrigen Wanderung mit Andreas, dem Jungholzer Bergsportführer. Wie auf einem Flughafen …

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Der große Flieger aus Deutschland. Meine ersten Stunden in Kuba

Die Hälfte unseres Fliegers steht bereits ungeduldig in den Gängen, als der Kapitän ansagt, wir müssten unsere Position noch einmal wechseln. Das heißt zurück auf die Plätze oder eben à la Reise nach Jerusalem den leeren Platz schnappen, an dem man sich gerade befindet. Die italienischen Passagiere scheinen das Spiel nicht zu kennen. Immer wieder folgen Ansagen, denn auch die Rolltreppe ist nicht gleich zur Stelle. Scherzhaft kommentiert dies der Flugkapitän – „So oft landet hier kein großer Flieger aus Deutschland.“ Und damit sollte er wohl irgendwie auch recht behalten, denn als wir später in Santa Clara unseren Gastgebern im Casa Particular mitteilen, dass wir gerade frisch aus Deutschland eigenflogen seien, schütteln die ungläubig den Kopf und wiederholen ihre Frage in einem noch langsameren und verständlicherem Spanisch. Auch der Herr in der Mietwagenfirma fragt am nächsten Tag zweimal nach, als wir mitteilen, dass wir in Santa Clara gelandet sind. „Es gibt Flieger von Deutschland nach Santa Clara?“ „Ja, seit letztem Herbst fliegt Condor.“ Es öffnen sich beide Male vor dem geistigen Auge dieser Einwohner Santa …

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Mein erstes Mal…

Ich weiß nicht warum ich Dich erst jetzt gefunden habe. Wir hatten doch schon öfter einmal kurzen Blickkontakt. Aber irgendwie passte es nie, auf Dich zuzugehen. Vielleicht erschienst Du mir auch einfach etwas zu langweilig und ich hatte den Eindruck, dass wir unterschiedliche Interessen haben. Ich suchte das Abenteuer, das Individuelle, Du warst eher für die big Love mit ganz viel Herz, für das Fertige und für eine lange Beziehung. Ich wollte hingegen noch so viel ausprobieren. Schnell widmete ich mich anderen, die mich mit auf wunderbare Reisen nahmen und mir die Welt zeigten. Doch immer passte es nicht für eine längere Bindung. Immer störte irgendetwas. Der eine ließ mich mal sitzen, damals in Madrid. Der andere war ein absoluter Fleischnarr und servierte mir immer das falsche Essen. Ein anderer trieb es zu wild und war mir zu heftig unterwegs. Es wollte nie so recht passen. Weißt Du noch, als es damals nach Gomera gehen sollte und Du mich bis Teneriffa mitnehmen wolltest, da flirteten wir mal kurz. Doch dann kam ein Attraktiver daher, der …

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Kubanischer Gedankensalat

Ich habe keine Erfahrungen mit Inseln, so quasi. Vielleicht fehlt mir auch nur die Erfahrung mit Inselstaaten. Jedenfalls hatte ich da so eine Idee, nämlich dass jede Insel klein sein muss. Mit diesem Ansatz hatte ich mich recht kurzfristig im Dezember für zwei Wochen Kuba entschieden. Nicht so meine gewöhnliche Reiselänge, aber ich dachte, zwei Wochen würden für Kuba völlig ausreichen. Doch je näher der Flug im Januar rückte, desto größer schien Kuba vor meinen Augen zu werden. Insel Enlargement, sozusagen. In den Osten will ich auch noch, unbedingt! Santiago, das ist Son! Und dann, das höchste Gebirge der Insel – da will ich wandern. Ach im Norden, da sind so schöne Inselwelten vor der eigentlichen Insel. Und plötzlich sah ich, dass mich meine mangelnde Inselerfahrung einen große Fehler von Anfang an begehen ließ. Für Kuba braucht man mindestens drei, wenn möglich vier Wochen. Nun war es jedoch zu spät. Eine Woche vor Abflug kam die Erleuchtung, Backpacking mit Lokalbussen ist dieses Mal auch nicht richtig drin. Wir wollen etwas sehen, viel sehen. Den Osten …

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Amazonasgrün. Meine Reise in die grüne Lunge der Erde

ENGLISH VERSION HERE Nach Tagen in der monotonen ockerfarbigen Landschaft, in die sich auch die rotbraunen Häuser so einfügen als wollten sie sich hinter dem steinigen Boden verstecken, verlasse ich das Altiplano. Vor uns windet sich im Nieselregen die schmale, unbefestigte Andenstraße von über 3000 Metern hinab in das grüne Tal – Amazonien! Nie zuvor erlebte mein Auge den Kontrast zwischen Höhe und Tiefe, Stadt und Land, braun und grün so intensiv wie auf dieser Fahrt. Wäre da nicht der erschreckend geringe Abstand zwischen Jeep und Abgrund, der maximal 30 cm maß, hätte ich mich diesem Ergrünen der Natur bereits auf meiner 12stündigen Fahrt von La Paz nach Rurrenabaque völlig hingeben können. Denn das steinige Ocker wird zunehmend von der erfrischenden Flora der Yungas-Region überdeckt, die mit einem leichten strauchigen Grün der Obstbäume, Kaffeepflanzen und Cocasträucher aufwartet. Die Strecke führt uns von der Hochebene hinab – die Straße schmiegt sich an die Berge, ist teilweise fast reingehauen. Kurven, Kurven, Kurven und steiler Abgrund. Die Straße nur so eng, dass gerade ein Auto Platz hat und …

Ciudad Perdida Kogi-Kids

Lost in the City

Kulturschock. Ich quetsche mich durch eingeengte Gehwege zu meinem Hostel. Zahlreiche Straßenstände preisen Karnevalutensilien an. Was war geschehen in den vergangenen fünf Tagen? Ich erkenne die Küstenstadt Santa Marta nicht wieder. Alles ist in heller Aufregung und Begeisterung für den Karneval. Knallbunte T-Shirts, Masken, Pelucas werden angeboten. Diese kommerzielle Welt scheint nicht im Einklang mit der nur ca. 50 km östlich gelegenen Welt in der Sierra Nevada zu sein. Noch immer will mein Körper nicht zum Stehen kommen. Mein Kopf hingegen schon. Ich bin müde, fühle mich lost in the City. Irgendwie habe ich mich immer um diese eine Sache herumgedrückt. Dieses Mal musste ich es aber einfach tun. Jeder tut es, der im Norden Kolumbien ernsthaft reist und noch ernsthafter etwas als Traveller auf sich hält. Also bin ich dieses Mal das kleine Projekt angegangen, das da heißt Ciudad Perdida, auch verlorene Stadt oder Lost City genannt. Die Indios hingegen nennen es Teyuna. Und in diese magische Welt begaben wir uns nun vor genau fünf Tagen, die Welt der Vorfahren der Kogis – der …

Hirschweg

Auf den Spuren des Hirschs – Havelquellwanderung

Ist sie es oder ist sie es nicht? Obwohl die Havel von der Gegend unserer zweiten Wahlheimat bis in unsere erste Heimat fließt, wissen wir so erstaunlich wenig über diesen Fluss. Wir wissen zwar schon, dass wir, wenn wir wollten, unser kleines Kajak in Blankenförde ins Wasser lassen könnten und wir irgendwann auch im Wannsee rauskommen würden. Doch wo die Havel entspringt, wusste ich bis letztes Jahr gar nicht und bis heute hatte ich nur eine leichte Ahnung. Es ist auch nicht so einfach mit der Havel, denn sie hat eine echte und eine falsche Quelle. So hat sie eine Quelle, wie wir uns alle Quellen eben vorstellen. So eine kleine Pfütze mit Loch, aus dem es sprudelt. Uns sie hat eine Quelle, die sich nicht als solche zu erkennen geben möchte – so ein bisschen wie in Uganda die Nilquelle. Die Quelle ist nämlich ein See, der Bornsee. Wir nehmen uns also vor, beides einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und wer könnte uns dafür besser den Weg weisen als der Hirsch. Die …