Monate: Dezember 2015

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Sicherheit ist unsere DNA – mein Tag hinter den Kulissen von Condor

Es ist ungefähr ein Jahr her, als ich auf meinem Flug nach Südafrika den Sonnenaufgang über Namibia aus dem Cockpit einer 767 auf dem Weg von Frankfurt nach Kapstadt genoss. Während ich den orangen Streifen am Horizont aus dieser außergewöhnlichen Perspektive über der kargen Landschaft Namibias wachsen sah, erklärten mir der junge Pilot und die Co-Pilotin, dass Windhoek über eine mit 4,5 km sehr lange Start- und Landebahn verfügt, die sich unter mir in die Weite einfügte. Eine Woche später landete ich genau hier. Ich muss zugeben, die 10 Minuten im Cockpit speicherte ich damals halbverschlafen und doch auch hellwach als „once in a Lifetime“-Erlebnis ab. Sicherheitstraining im Schnelldurchlauf Als ich mich nun Ende November wieder im Cockpit einer Condor-Maschine wiederfinde, blicke ich auf eine künstliche Wüstenlandschaft, die an mir vorüberzieht. Ich eile nach hinten in den Passagierraum und nehme meinen Platz ein. Kurz darauf heben wir ab, um uns nur wenige Minuten später in der Situation einer Notwässerung wiederzufinden.  Wäre dies kein Mock-Up (wie die Attrappe heißt), wäre ich wesentlich nervöser. Doch ich ertappe mich dabei, …

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Maremma – ein Stück unbekannte Toskana

In den Gassen von Orbetello kann man an diesem Herbsttag selbst dem Zirpen der Grillen noch lauschen, wenn nicht gerade aus irgendeinem Haus Musik ertönt. Während auf den Straßen und in den Restaurants fünf Tage lang die kulinarischen Köstlichkeiten der Maremma im Mittelpunkt stehen, musizieren besonders begabte Einheimischen unter dem Applaus der Gäste auf ihren Balkonen. Es ist Gustatus – ein gastronomisches Festival, das sich auf die Erzeugnisse der Maremma konzentriert und eine Vielzahl an italienischen Besuchern aus der Umgebung und dem 1,5 Stunden entfernten Rom in das 8000 Einwohner zählende Städtchen lockt. Der Trubel in den engen Straßen kann dem Charme von Orbetello nichts anhaben. Wer Ruhe sucht, der tritt einfach an das Ufer und überblickt das glitzernde Wasser. Denn noch faszinierender als das alte Gemäuer der einstigen etruskischen und römischen Stadt, die später von Spaniern und Franzosen besetzt und von Österreichern eingenommen wurde, ist ihre faszinierende Lage. Die Lagunenstadt Orbetello und Tombolo Feniglia Die heutige Lagunenstadt, die in der Antike gar eine Insel war, liegt szenisch auf einem Damm, der das Festland mit der vorgelagerten Insel Argentario verbindet. Südlich …

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Córdobas große Schwester

Es gibt Córdoba und es gibt Córdoba. Das eine ist die wunderschöne Hauptstadt der Provinz Córdoba in Spanien und die drittgrößte Stadt Andalusiens und das andere ist die zweitgrößte Stadt Argentiniens mit der zweitälteste Universität Südamerikas. Genau Letztere war eines meiner Ziele auf einer Reise, die unter einem nicht so guten Stern stand. Wir landeten eher per Zufall auf der Reise in Argentinien, anstatt in Kolumbien. So hatten wir auch keinen Plan, welche Orte neben Buenos Aires, Ushuaia, El Calafate und Bariloche wir uns noch ansehen sollten. Da erinnerten wir uns an ein Gespräch mit deutschen Touristen im Zug Richtung Aguas Calientes bzw. Machu Picchu 1 Jahr zuvor. Wie Paris, Tokio, New York zählten sie die Ziele ihrer Reise herunter und die lauteten Galápagos, Machu Picchu, Rio und Córdoba. Córdoba? Wir waren erstaunt, nicht Buenos Aires? Nein, Sie wollten Córdoba mit LAN als nächstes anfliegen. Das soll so wunderschön sein. Glaubt man Google, dann wird die Stadt „wegen vieler Bauten aus der Kolonialzeit (…) auch von zahlreichen Touristen besucht.“ Zu den zahlreichen Touristen sollten nun auch wir zählen. …

Friedrichshain Raw Gelände

Kiezerinnerung – Broken Window Friedrichshain

Ich weiß nicht, wann der kleine schummrige Laden, der vorgab, mal ein Plattenladen gewesen zu sein, sich in einen Puff verwandelte. Längst gingen in der Mittagspause und zum Kaffeetrinken Arbeiter im Blaumann und Geschäftsmänner im Anzug aus und ein, als plötzlich irgendwann das kleine blaue Schild mit den rosaroten Lettern AMORE vor der Tür leuchtete. Wie oft machte ich mit mir oder meinen Kolleginnen zum Spaß eine Wette, welcher parkende Mann oder Passant gleich hinter der Gittertür verschwindet. Meine Gedanken schweiften aber nicht nur wegen Amore von meiner eigentlichen Arbeit ab. Als gegenüber in einem verwaisten Laden ein Shisha-Shop einzog, kam auch Leben in unsere kleine Straße, die nicht gerade durch Schönheit besticht. Von nun an hielten junge Kerle mit klapprigen Autos aber auch mit teuren Schlitten zweite Reihe. Wieder ließ ich mich dazu hinreißen, meine Gedanken von der Arbeit abzuwenden und auf der Straße zu verlieren. Milieu-Studien par excellence ergaben sich hier. Breitbeinig wird noch mal alles zurechtgerückt, bevor Mann manchmal mit posierender Perle an der Seite den Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite betritt. …

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Ciclovía – Bogotá mit Rad erkunden

Das Angebot von Juvenal können wir nicht ausschlagen, auch wenn wir an unserem letzten Tag in Bogotá lieber ausschlafen würden. Doch es ist Sonntag – das ist der Tag, an dem in Kolumbiens Hauptstadt Radfahrer, Läufer und Skater die Straßen erobern. Denn dann ist Ciclovía und die hat Tradition. Sie ist genauso alt wie ich – Jahrgang 76. Aus einem Studentenprotest auf Rädern, der auf mehr öffentlichen Raum in der Metropole abzielte, wurde schnell Realität – und dies nicht nur in Kolumbien, sondern auch in Quito, Mexico Stadt oder Paris. Verkäufer mit Snacks und Fahrradmechaniker säumen die Straßen. In den Parks wird gepicknickt und kostenlose Aerobic-Klassen ergänzen das sonntägliche Sportprogramm. Sonntags in Bogotá – Radfahrer ist King Von 7 bis 14 Uhr sind zahlreiche Straßen in Bogotá gesperrt, um mit Familien, Freunden, Hund oder allein sportlichen Aktivitäten nachzukommen oder sich einfach nur zu bewegen, wo sich sonst eine Auto- und Buslawine durchschiebt. Mehr als 120 km werden jede Woche auf`s Neue für wenige Stunden zu einem offiziellen Radweg, auf dem auch Skater und Läufer unterwegs sind. Zwischen 1 bis zu 4 …

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Ein Brunnen für Uganda – ein Afrikanischer Leseabend

Während ich Janet, meinem Patenkind in Uganda, wieder schreibe, was sich in den letzten Monaten bei uns so ereignet hat und mir Gedanken mache, was sich ein 16-jähriges Mädchen so zu Weihnachten wünscht, erreicht mich die Bitte meines Blogger- und #RN8-Kollegens Steven, ihn bei seinem Brunnenprojekt zu unterstützen. Und wie es der Zufall so will, befindet sich auch dieses in Uganda. Direkt habe ich wieder Bilder vor Augen, Geräusche im Ohr, Düfte in der Nase. Erinnerungen werden wach. Uganda ist mir sehr nah. Da ich das Land recht gut kenne und dort selbst einmal ein Schulprojekt betreute, weiß ich wie schwer es ist, so etwas zu stemmen. Und somit hoffe ich, mit einem kleinen Beitrag etwas für den Erfolg seines Vorhabens, einen Brunnen in der Dorfgemeinschaft Nandere zu bauen, leisten zu können. Denn in vielen Regionen Afrikas – und auch anderswo auf der Welt – zählt Regen nach langen Trockenperioden noch zu den größten Geschenken. Was bei uns wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn kommt, wird in Nandere noch mühevoll mit Behältern aufgefangen und in Kanistern transportiert. …