Jahr: 2009

Santa Rita

Im brasilianischen Urwald {DIARY}

28. Dez. 2009 – Nun verweilen wir seit dem ersten Weihnachtsfeiertag im brasilianischen Urwald. In Leticia und Tabatinga dauerten die Immigrationsangelegenheiten nach unserer Ankunft mit dem Flieger noch ca. 2 Stunden, bis wir endlich mit dem Boot in den Amazonas stachen. Der kolumbianische Immigrationsbeamte war um 14.30 Uhr natürlich zu Tisch und ließ besonders gern auf sich warten. Schon die Landung in Leticia war unbeschreiblich. Wie häufig habe ich mir genau dieses Gefühl vorgestellt, wenn ich in Büchern über den Amazonas las. Und nun sahen wir selbst aus der kleinen Luge die satte Natur, die nur noch aus dichtem Wald bestand und lediglich durch Flüsse durchschnitten wurde, den Fluss der Flüsse – den Amazonas. Dies war nun das Ziel meiner Träume, das Ziel meiner ganzen Reise. Dies hier sollte meine Erlebnisse auf dem Orinoco oder dem kleinen Misuahelli toppen. Ein hehres Ziel, das nur enttäuscht werden konnte. Denn Abgeschiedenheit sieht anders aus. Und nur und gerade die totale Abgeschiedenheit von jeglicher menschlichen Zivilisation oder zumindest der Glaube daran, die Illusion, abgeschieden zu sein, macht das Hocherlebnis …

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Verfahren: Heiligabend in Bogotá

23. Dez. 2010 – Endlich zurück. Ich gebe Bogotá eine zweite Chance und entscheide mich gegen das Sue. Ich schlafe im Fatima. Das Zimmer ist nur unwesentlich heller und größer. Schnell begebe ich mich wieder auf die Straßen Bogotás, wo ich auch prompt in eine Bekannte laufe. Wir waren eh verabredet, aber umso schöner ist es, wenn man sich in einer fremden Stadt zufällig begegnet. Nach langen Plauschen und einigen Fruchtsäften, suche ich noch das Botero Museo auf. Hier sind nicht nur Stücke von Botero zu sehen, sondern auch Picasso, Miro, Cezanne etc. Die gemeinsame Suche nach einem geöffneten Lokal stellt uns noch einmal vor eine besondere Herausforderung. Der morgige Feiertag scheint seine Fühler auszustrecken. So bleibt uns nur eine Bar. Und im Handumdrehen quatschen wir uns in den Heiligabend. Und was gehört zu solch einem Tag? Kirchen. Wir entschließen uns heute für einen Ausflug nach Zipaquira, wo wir die berühmte Salzkirche besichtigten. Nicht einmal 1,5 Stunden von Bogotá entfernt mit dem Transmilenio und einem Kleinbus erreicht man die Kleinstadt, die mehr als nur die …

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Warmer Regen in Cartagena

22. Dez. 2010 – Den Tag verbringe ich heute im modernen Teil der Stadt. Ich nehme einen Bus nach Laguito und laufe von dort zum Strand von Castillogrande. Ich glaube es zumindest, denn nachdem ich immer mehr Leute den Bus verlassen sehe und am Ende allein darin sitze, entschließe ich mich irgendwo im nirgendwo zum Aussteigen. Ich habe kein Gefühl, wo ich tatsächlich bin und eine Karte liefert auch keiner meiner drei Kolumbienreiseführer. Es ist mein Geburtstag und so glaube ich an göttlichen Beistand, denn schließlich befinde ich mich ja nicht gerade in der ärmsten Gegend der Stadt. Ich irre umher und finde intuitiv die Karibik. Ok, Karibik ist zwar etwas anderes, aber bei den Temperaturen nimmt man auch Mitschwimmer wie Tüten, Tampons und Kondome in Kauf. Der Blick fällt direkt auf die gegenüber liegende Insel Tierrabomba und den Hafen von Cartagena. Dreht man sich, sieht man ein Meer an Hochhauskomplexen, die wohl vornehmlich als Hotel und Ferienwohnungen dienen. Auf dem Rückweg laufe ich zunächst den gesamten Strand von Bocagrande entlang, trotz Blasen an den …

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Cartagena – die karibische Perle im Norden

21. Dez. 2009 – Zunehmend kämpfe ich mit der Hitze. Denn Kulturprogramm bei diesen schweißtreibenden Temperaturen ist weniger angenehm. Am Sonntag kam ich nach 4,5 stündiger Fahrt entlang der Meeresstraße in Cartagena an. Übernachte wie wohl die meisten Individualtouristen in Getsemani, wo jedes zweite Haus eine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Das Stadtviertel ist sehr lebhaft. So ertönt scheinbar aus jedem Haus eine andere Musik, die durch den Verstärker gejagt wird. Meist bewegt sich diese aber im Salsabereich. Hinzu kommt eine Geräuschkulisse von Autos und Hundebellen. Mir gefällt das Viertel mit den niedrigen bunten Häusern recht gut. Eher ein Handwerks- und Touristenviertel. Das historische Zentrum sehe ich mir dann heute an. Diese Häuser sind meist zweistöckig, bunt, mit schönen Holzbalkonen und bepflanzten Hinterhöfen. Nahezu jedes koloniale Herrenhaus bietet sich als Fotomotiv an. Dazwischen Kirchen und begrünte Plazas, die zum Verweilen einladen und bei der Hitze der rettende Anker sind. Die Altstadt ist von einer Mauer umgeben, auf der man ebenso entlanggehen kann. In der prallen Sonne mag man dies aber nur für wenige Meter tun. Am späten Nachmittag …

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Taganga – wenn der Fussball tanzt

Zwei Tage Taganga liegen vor mir. In einer netten kleinen Unterkunft treffe ich auf sympathische Reisende und einen angenehmen abendlichen Gesellen – den Hauskater. Auch draussen an den Safttheken findet man immer einen Plausch. Der kleine Fischerort erscheint in der Vorweihnachtszeit im Zusammenspiel mit dem einkehrenden Wochenende nicht mehr so klein. Der Boom scheint erst zu starten, denn überall wird gebaut und verkauft und vermietet. In spätestens einem Jahr wird sich Taganga einer gewaltigen Strandpromenade erfreuen, denn das scheint gerade ein Großprojekt zu sein. Aus allen Ecken schallt Musik. Selbst zum morgendlichen Fußballspiel ertönt Cumbias und Bachata. Dies sollte man mal in Deutschland einführen. Der Weg zu den nächsten Stränden führt entweder über Boot oder über steile, schmale Pfade auf den Klippen. Mit Höhenangst ist der Weg zu den nahe gelegenen Stränden eine Herausforderung, die dann ein wenig Enttäuschung in sich birgt, wenn man das Ziel mit dem Tayrona NP vergleicht. Aber eine Erfrischung bei den tropischen Temperaturen ist dieser Walk allemal. Die Strände in den Buchten sind voll. Tauchen wäre wohl die Ruhe bringendere …

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Karibischer Traum oder was davon übrig blieb – Tayrona Park

17. Dez. 2010 – Die Busse zum Tayrona NP fahren aus einer äußerst ungünstigen Ecke Santa Martas ab. So musste ich mich mit schwerem Gepäck durch die engen Gassen des Marktes quälen. Hinter dem Mercado stand zum Glück schon einer dieser typischen amerikanischen Schulbusse, der bereits auf seine Abfahrt wartete. Ein europäischer Tourist steigt auf den letzten Drücker noch in den Bus. Ansonsten stimmen karibische Videos auf die Karibik ein. Die Musik stimmt also schon mal und erweckt Erinnerungen an meine Reise nach Venezuela vor 12 Jahren. In El Zaino, wo wir aussteigen, komme ich mit diesem riesigen Europäer ins Gespräch, der sich als ehemals großer Bruder – ein Russe – entpuppt. Gemeinsam fahren wir mit dem Collectivo weiter, um dann einen endlosen Fußmarsch hinzulegen. Ich lernte im Collectivo ein Paar aus Bogotá kennen, mit dem ich gut mein Spanisch aktivieren konnte, weg von den üblichen Floskeln. Der uns begleitende Russe glaubte, der Park sei noch so ein Geheimtipp, dass er sich mit Kokosnüssen verpflegen müsste. Daher hatte er auch eine riesige Machete bei sich. Die …

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Auf den Spuren des Befreiers

16. Dez. 2009 – Heute nun erkunde ich Santa Marta und somit jegliche Kirchen, Plazas und auch die Strandpromenade, die die Stadt zu bieten hat. Aber neben dem konventionellen Sightseeing bin ich vor allem an dem großen Libertador interessiert, der von Panama bis nach Bolivien verehrt und vergöttert wird. So fahre ich zunächst in den Vorort Mamatoco raus. So ganz war mir nicht klar, wo ich aussteigen muss, um die Hacienda von Simon Bolivar zu besuchen. Also frage ich nach einer Weile, die mir als eine endlose Zeitspanne erschien, den Kleinbusfahrer und er gab mir ein Zeichen. Nur sehe ich zu meiner Linken ein riesiges Einkaufszentrum und zu meiner Rechten den Botanischen Garten. Beides trifft nicht ganz das, was ich suchte – das Haus, in dem Bolivar starb. Dennoch vertraue ich dem Busfahrer und steige aus. Ich marschiere intuitiv in Richtung des Botanischen Gartens und bemerke am Ticketschalter, dass dieser tatsächlich die Hacienda beherbergt. Lonely Planet informiert eben nicht über alles, zumindest nicht über alle kulturellen Details. Das Gelände bietet neben Simons Haus, einige Denkmäler und …

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Ich bin für LKW-Fahrverbot am Sonntag – Heilige Marta

15. Dez. 2009 – Nach einer ganztägigen Busfahrt von San Gil nach Bucaramanga und dann nach Santa Marta bin ich nun am Meer angekommen und schnuppere die schwüle See. Der Tag war somit langweilig und anstrengend zugleich. Zunächst konnte ich in San Gil die ganze Nacht nicht schlafen, habe ja keinen Wecker dabei und war somit meine eigene Uhr und permanent auf Alarm gestellt. Außerdem läuteten die Glocken der Kathedrale im Viertelstundentakt, und dazu wurden Raketen in den Himmel geschossen. Auch und gerade nachts! Der ganze Lärm schien am Hügel abzuprallen, an dessen Hang sich das Macondo befindet. Das Hostelpersonal hatte mir zwar zugesichert, ein Taxi zu rufen, doch als ich morgens schon unruhig das Klingeln erwartete, war kein Taxi in Sicht. Und der Nachtwärter tat, was das gesamte Hostel um diese Zeit tat, er schlief. So musste ich erst den Nachtwärter aus seinen Träumen wecken, in die er sich auf der Hängematte hineingeschaukelt hatte. Dann ging er vorwurfsvoll zum Telefon und rief endlich ein Taxi. Um 6 Uhr stieg ich in den Bus nach …

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San Gil und Barichara

13. Dez. 2009 – Nachdem ich mir gestern schon San Gil angesehen habe und feststellte, dass es im Ort selbst außer um den Plaza nicht viel zu sehen gibt, entschließe ich mich heute zu einer Fahrt zum 40 min entfernten Ort Barichara, in dem ich den Vormittag verbringe. Nach einem Serpentinenweg zum Ort, eröffnet sich das Dörfchen auf einem Hochplateau. Auch hier wieder weiße Häuser mit blauen Fensterläden aus dem 18./19. Jahrhundert und eine handvoll Kirchen, die seltsamerweise schief an den Hang gebaut wurden waren und man somit auch innerhalb des Kirchengebäudes hoch ging. Der Ort wirkt sehr verschlafen. Wenige Dorfbewohner sind auf den Straßen und dementsprechend nahezu touristenfrei ist das Dorf. Nachmittags erhole ich mich etwas von der Hitze und der Erkältung im Gallineral Park am Rio Fonce. Hier ist die Vegetation tropischer, als an den Hängen. Das herannahende Gewitter hält die Menschen fern vom Badewasser des Flusses, der hier angestaut wird. Und ich finde ausreichend Ruhe.

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Villa de Leyva – der weisse Ort

10. Dez. 2009 – Eine weitere Nacht in Bogotá. Bevor ich ihr den Rücken kehre, nutze ich den angebrochenen Arbeitstag, um noch zwei Flugtickets für Weihnachten ins Amazonasgebiet zu kaufen. Dann geht es auch schon zum Busbahnhof, der mich etwas irritiert. So ganz komme ich nicht klar, da ich leider nur weiss, wohin ich reisen will, aber noch nicht, mit wem. Meiner Ahnungslosigkeit wird sofort auf die Sprünge geholfen, indem mich nette Männer einer Busgesellschaft in die richtige Richtung drängen und der Bus gerade noch auf mich als Passagier gewartet zu haben scheint, Kaum bin ich eingestiegen, setzt er sich schon in Gang. Erfreut sehe ich das erste mal auf einer lateinamerikanischen Reise „lesende Reisende“. Kolumbien – ein kulturelles Land. Ich bin begeistert. Auch wenn der Reisende hinter mir mit Coelho sprachlich fremdgeht, weiß ich zu schätzen, dass diese Perle Südamerikas bereits einen Literaturnobelpreisträger herausgebracht hat. Der Weg zeigt mir aber auch gleich die Grenzen der Kultur, rückt mir ein älterer Macho doch auf die Pelle und berührt mich mehrfach versehentlich. So zittrig ist er …