Monate: November 2018

Header-Japan

Linien – Ein Sprung in der Zeit

10,5 Stunden gefangen über den Wolken, an einem Ort, an dem Zeit keine Rolle spielt. Himmlisch schön der Gedanke. Ich sitze in der abgedunkelten Kabine, habe den Sitz zum Schlafen eingestellt. Business Class Feeling à la ANA. Durch die zerkratzte Scheibe sehe ich unter mir die Seen Russlands gefroren. Eisflächen lugen zwischen der Wolkendecke hindurch, Kälte lässt sich nur erahnen. Mein Uhrzeiger zeigt auf 3 – es ist nachmittags, es ist der 29.11., als sich die Landschaft in der Dunkelheit verliert. Ich schließe die Fensterklappe, schließe die Augen, rolle mich auf den Sitz und ziehe mir die Decke über das Gesicht. Lost in translation. Vor mir Japan, unter mir Russland, hinter mir Deutschland. Irgendwie bin ich verloren zwischen den Zeitzonen – der Jetlag der Karibik hängt mir noch nach, voraus eilt mir die Zeit. Im Kopf liegt das Gewesene. Was ist, legt sich bald schon als Vergangenheit ab, wird gespeichert, wird nie wieder sein. Allenfalls ein Gedanke, eine Erinnerung. Doch wann ist meine Festplatte voll? Meine Gedanken sind klar und verlieren sich doch im Nebel. Wo bin ich? Und in welcher …

Saint Lucia

Ach Saint Lucia, Insel die aus Träumen geboren

„WELCOME“ steht in großen Lettern auf dem Fußabtreter der kleinen Kneipe Hardest Hard, die schräg gegenüber vom Fährhafen in Castries liegt. Evelyn, die Wirtin, nimmt das wörtlich und bietet uns mit ihrer überschwänglichen Begrüßung gleich ein Piton-Bier an. Von der kleinen überdachten Terrasse schaue ich auf die Straße und die dahinter liegenden Wellblechhütten. Dreadlocks schmücken die Köpfe vieler Passanten. Saint Lucia wirkt auf dem ersten Blick wie ein kleines Jamaika. In bester Reggae-Laune begeben wir uns dann auch kurz darauf auf die kurvenreiche Küstenstraße. Zu unserer rechten Seite liegt das smaragdgrüne Meer, links drängt sich das satte Grün herab von den Hängen. Farbenfrohe Häuserfassaden zieren die Straßenzüge der kleinen Ortschaften, die wir passieren, bis wir in der Dunkelheit der Nacht das Wahrzeichen der Insel erreichen. Die Silhouette der Berge ist nur schemenhaft in den Himmel skizziert. Nachtschnorcheln zwischen den Pitons Zwischen den zwei eindrucksvollen Zacken, die die bewaldeten Pitons in den Himmel zeichnen, füllt sich die Lücke mit einem roten Farbton. Wie Blutstreifen ziehen sich die angestrahlten Wolken vor der untergehenden Sonne über das Meer, als ich mit meiner …