Alle Artikel in: Israel

Israel, Mittelmeer, 2015

Israels Küste – Reise von Tel Aviv nach Akko

Es ist morgens um 9 Uhr in Tel Aviv, als sich eine Blechlawine, wie in anderen Metropolen auch, in die Stadt schiebt. Warum aber auch Autoschlangen raus wollen, erschließt sich mir erst, als wir die Vororte von Tel Aviv erreichen. Hier sitzen viele High Tech-Firmen. Silicon Wadi statt Silicon Valley. Nach seinem amerikanischen Vorbild ist Israel heute der Standort mit der zweithöchsten Startup-Dichte der Welt. An keinem anderen Ort der Welt ist die Zahl der pro-Kopf Gründungen höher als in Tel Aviv. Caesarea – ein wahr gewordener Traum von König Herodes Desto verwunderlicher ist es als, auf halber Strecke zwischen Tel Aviv und Haifa altes Gemäuer von Caesarea vor uns auftaucht. Auch wenn nur noch wenige Überreste zu sehen sind, die man hier sogar tauchend erkunden kann, da sich viele archäologische Fundstücke im Meer befinden, kann man sich das Ausmaß der einstigen Hafenstadt von König Herodes an Land nur vorstellen. Er gründete 22 v. Chr. Kaiser Caesar Augustus zu Ehren die phönizische Siedlung Migdal Sharshan – die als prächtigste und reichste Hafenstadt Palästinas galt. Die …

Genezareth, Israel, puriy

Tiefer geht’s nicht – Vom See Genezareth zum Toten Meer

Blau-weiße Sonnenschirme zieren den rauen Kieselstrand, der in das strahlend blaue Wasser des Sees Genezareth abfällt. Vögel kreisen über uns. Eine Brücke führt hinaus auf das Wasser. Hinter mir frisst sich eine kleine Stadt in die Tiefe. Auf 200 m liegt Tiberias. Der See vor mir liegt noch tiefer und rangiert damit gleich hinter dem Toten Meer. Er gilt als tiefster Süßwassersee der Erde. Sein Wasser brennt nicht auf der Haut, sondern dient als wichtige Quelle Israels, aus der ca. ein Viertel des gesamten Trinkwassers stammt. Der See ist nicht nur eine lebenswichtige Quelle, er trägt auch viele Boote täglich hinaus, deren Passagiere den Zeiten Jesu Christi aufspüren wollen. Auch wir sind morgens auf den Spuren Jesu unterwegs, der hier in Galiläa einen Großteil seines Lebens verbrachte. Ein Boot mit einer gehissten amerikanischen Flagge kehrt an die Mole zurück. Die Touristen von Übersee tanzen ekstatisch zu Gospel auf dem Deck. Sie scheinen den Spirit gespürt zu haben, der sich auf diesem heiligen Gewässer befindet, über das einst schon Jesu angeblich lief. Auch wir besteigen ein Boot, …

Jerusalem, Klagemauer, puriy

Reise nach Jerusalem

Welcome to hell – begrüßt uns Snir lachend, als wir mit unseren Rädern mitten in Jerusalem stehen. Es ist der Anfang unserer nächtlichen zweistündigen Radtour durch die Stadt, die Juden, Muslimen und Christen gleichermaßen heilig ist. Ein wenig kommt die Hölle in diesem Zusammenhang doch befremdend daher. Und doch deutet Snirs verschmitztes Lächeln darauf hin, diese Metapher gründlich zu durchdenken. Im Tal der Hölle (Ge Hinnom) wurden früher zur Königszeit Kinderopfer gebracht, klärt Snir uns schnell auf. Wir radeln weiter zum alten Bahnhofsgebäude, vor dem eine Bühne aufgebaut ist und getanzt wird. Es ist ein Platz, an dem man auch zum Shabbat ausgehen kann, ergänzt Snir. Wo Tel Aviv viel Haut zeigt und rund um die Uhr Party ist, zeigt sich Jerusalem sehr bedeckt. Und so verwundert der Blick aus dem Autofenster bei der Fahrt in die Innenstadt nicht, der bei der Nachmittagshitze Frauen in stoffreicher Bekleidung auf den Gehwegen freigibt. Dicke Nylonstrumpfhosen kleben an den Damenbeinen. Der dunkle Rock schwingt bis zur Wade während die Ärmel der Shirts bis zum Handgelenk reichen. Eine Perücke oder ein Tuch …

Strand von Tel Aviv

Tel Aviv – ein Spiel von Licht und Schatten

Meer und Himmel verschwimmen an diesem Morgen vor meinen Augen, als ich den Vorhang meines Fensters öffne. Das Mittelmeer ist nur vage in dem grau-weißen Ausschnitt zu erkennen. Doch schnell findet mein Auge Ablenkung in der Bewegung am Strand. Und da bewegt sich um 7 Uhr morgens schon einiges. Läufer, Inlineskater, Surfer, Stand-Up-Paddler, Kanuten tümmeln sich am und im seichten Wasser von Tel Aviv. Und als sich die Sonne endlich ihren Weg durch die diesigen Luftschichten gebahnt hat, kommt das Spiel mit Licht und Schatten hinzu. Überhaupt, das Spiel von Licht und Schatten findet an diesem Tag immer wieder Platz auf meinem Spaziergang durch die Stadt – als ich im Südwesten der Stadt in Neve Tzedek ein kühles Plätzchen hinter dem Suzanne Dellal Centre for Dance and Theater suche. Im überschaubaren Gründungsstadtteil Tel Avivs, der „Oase der Gerechtigkeit“ übersetzt heißt, verliert man sich schnell zwischen den kleinen Boutiquen, Schmuckläden, Cafés und Gallerien. Überall gibt es einen Blickfang nicht nur in den Häusern, sondern auch auf deren Wände. Graffitis und Malerei findet man besonders in der …