São Luís – Ein tiefer Mittagsschlaf
Behäbig wechselt eine getigerte Katze die Straßenseite. Mehr passiert nicht, als ich durch die Rua do Giz laufe. Es ist nachmittags und die Provinzhauptstadt des Bundesstaats Maranhão liegt in einem langen Mittagsschlaf. Die Frage ist nur, wann sie daraus erwacht. 1 Million Einwohner sollen hier leben, doch außer Katzen zeigt sich kaum ein Wesen in den wunderschönen, kolonialen Straßenzügen, die durch schmucke portugiesische Azulejos-Fassaden geprägt sind. Dabei waren die Stadtgründer anders als im übrigen Land nicht einmal Portugiesen, sondern Franzosen. Die Blütezeit des 18. und 19. Jahrhunderts ist längst vergangen, den Verfall sieht man an den vielen lückenhaften Kachelwänden, die oftmals der Natur einen guten Nährboden bieten. So grünt es aus manchen Dächern und Wänden während daneben schmiedeeiserne Gelände, Balkone und farbenfrohe geschnitzte Haustüren blinken. Barschilder scheinen in den Nachmittagsstunden mehr eine Zier, als eine ernsthafte Einladung. Abendstimmung auf dem Largo do Comércio Mit der eintretenden Dunkelheit erwachen die Kopfsteingassen zu Leben. Der Largo do Comércio füllt sich mit jungen Leuten. Offene Kurzhaar-Afrofrisuren werden auf den Straßen mit Stolz getragen. Straßenstände säumen die Ränder des Platzes …