Sanft schwenkt sie die Schüssel mehrfach im Kreis durch das braune Wasser des Flusses. Immer mehr Dreck wäscht sich weg. Am Ende bleiben nur noch ein paar Krümel, ein bisschen Staub. Goldstaub. Ich schaue wieder hinüber, wo Gladiz, eine Kichwafrau, gerade ihre Schüssel befüllt. Normaler Ufersand, in dem immer ein bisschen Gold schlummert. Doch das allein reicht nicht aus. Die Kichwas Amazoniens bauen auch Bananen, Kartoffeln, Maniok an und verkaufen dies auf dem Markt. Von Gold allein könnten sie nicht leben. Gäbe es mehr zu holen, wären längst andere Leute hier. Leute, die es nicht so gut meinen mit der Natur.
Stolz zeigt uns Marco seinen Garten, der Garten einer 18 Familien zählenden Kichwagemeinde Tiyu Yacu. Hier wachsen Kakaobäume neben Bananen und Yuca.
Doch auch auf die Pflanzen im Garten allein will man sich hier nicht mehr verlassen, so hat die Familie eine weitere Quelle entdeckt, die Geld einbringt. Sie geben ihre Traditionen und Kultur weiter an Touristen. So finden wir uns auf kleinen Hockern wieder, während uns die 71 jährige Rosalina den Prozess von dem Nationalgetränk Chicha erklärt, natürlich auf Kichwa. Ihr Neffe Marco übersetzt uns den Prozess auf Spanisch. Yuca wird zu einem Brei gestampft, dann kommt entweder Spucke rein oder touristenfreundlicher ein Sud von einer Art Süßkartoffel, die durch ihren Zuckergehalt den Gärprozess in Gang bringt. Natürlich warten wir nicht, bis sich das Getränk ausgegoren hat, sondern bekommen am Ende eine fertige Chicha serviert. Danach präsentiert uns die Mutter von Marco; Alicía, die Keramikkunst, nebenan kann man diese und andere Handarbeitswaren auch in einem kleinen Shop erwerben.
Ein paar Kilometer weiter besuchen wir das Centro Ecotourismo Communitario Amazon Kamak Maki. Dort wird uns weniger die Kultur als vielmehr die Natur des Urwalds näher gebracht. Wir lernen das natürlich Viagra, Boroja, kennen, wissen jetzt, dass man mit Curare nicht nur Gift „verspritzen“ kann, sondern Botox gleich auch seine Falten damit wegspritzen kann und erfahren, dass man in der Gegend mit Barbasco nicht nur Fische großflächig tötet, sondern auch sich selbst. Auch über die bei Touristen beliebten „Droge“ Ayawaska sprechen wir. Unbedingt unter Aufsicht machen, rät unser Guide Hector und zählt gleichzeitig Orte auf, an denen Touristen daran gestorben sind, weil sie sich das Zeug einfach selbst zubereitet und zugeführt haben.
Dann unterhalten wir uns über die Boa, die einstige Hauskatze des Amazonas. Denn wo sie ist, findet man wenig Ungeziefer. Gleichzeitig klärt unser Guide auf, gibt es noch einen Schritt bevor sie ihr Opfer erwürgt. Sie hypnotisiert ihre Beute auf 300 m Entfernung wie ein Radar. Dann würgt sie die Beute, isst sie, dann spuckt sie wieder aus, weil sie nur am Blut interessiert ist.
Wir passieren kleine Gehege mit Kaimanen, Schildkröten, Ozelots, Pekaris – alles Bewohner dieses Urwalds. Mir gefallen diese Tiere eher in ihrer Freiheit, aber nicht wenigen Touristen gefällt es, mit einer Boa um den Hals zu posieren und sich für einen Dollar mit ihr zu fotografieren. Bei den Huaoranis, einem anderen Stamm tiefer im Urwald, würde man dies sicherlich nicht erleben. Denn ihnen ist anders als den Kichwa die Boa heilig, genauso wie auch der Puma und der Adler.
Wir erfahren von einem Camp bei diesem Stamm. Hier fährt man bis zum letzten Kichwadorf Selva Ama, um von dort nach einem sechsstündigen Fußmarsch das Wentaro Camp zu erreichen. Hier lebt man in einer Huaorani-Gemeinde, die Platz für acht Touristen geschaffen hat. Doch leider fehlt uns die Zeit, doch das nächste Mal planen wir unbedingt einen Besuch bei den Huaoranis ein – die Kichwas kennen wir ja jetzt.
Wir wurden von der Cotococha Lodge eingeladen. Alle Ansichten sind unsere eigenen.
Toller Bericht, eine Reise zum Amazon würde mich auch wirklich mal reizen.
Das die Urwald Tiere eingsperrt wurden, finde ich allerdings nicht so toll.