Alle Artikel in: Italien

Berichte aus Italien

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Maremma – ein Stück unbekannte Toskana

In den Gassen von Orbetello kann man an diesem Herbsttag selbst dem Zirpen der Grillen noch lauschen, wenn nicht gerade aus irgendeinem Haus Musik ertönt. Während auf den Straßen und in den Restaurants fünf Tage lang die kulinarischen Köstlichkeiten der Maremma im Mittelpunkt stehen, musizieren besonders begabte Einheimischen unter dem Applaus der Gäste auf ihren Balkonen. Es ist Gustatus – ein gastronomisches Festival, das sich auf die Erzeugnisse der Maremma konzentriert und eine Vielzahl an italienischen Besuchern aus der Umgebung und dem 1,5 Stunden entfernten Rom in das 8000 Einwohner zählende Städtchen lockt. Der Trubel in den engen Straßen kann dem Charme von Orbetello nichts anhaben. Wer Ruhe sucht, der tritt einfach an das Ufer und überblickt das glitzernde Wasser. Denn noch faszinierender als das alte Gemäuer der einstigen etruskischen und römischen Stadt, die später von Spaniern und Franzosen besetzt und von Österreichern eingenommen wurde, ist ihre faszinierende Lage. Die Lagunenstadt Orbetello und Tombolo Feniglia Die heutige Lagunenstadt, die in der Antike gar eine Insel war, liegt szenisch auf einem Damm, der das Festland mit der vorgelagerten Insel Argentario verbindet. Südlich …

Genua, Italien, puriy

Genua – should I stay or should I go?

Ich stehe unter der wehenden Wäsche in einer engen Gasse Genuas, in die kaum ein Sonnenstrahl fällt. Aus einer Seitenstraße tönt Straßenmusik. Ich weiß nicht, wo genau ich bin, habe wieder die Orientierung verloren. Das passiert in Genua schnell. Ich bin gekommen, um zu gehen – ähnlich ergeht es vielen, die Genua besuchen. Meist ist es ein Aufenthalt auf kurze Zeit oder wenige Stunden. Von einem der größten Häfen im Mittelmeerraum stechen zahlreiche Touristen an Bord riesiger Kreuzfahrtschiffe in See oder setzen mit einer Fähre nach Sardinien, Korsika oder Sizilien über. Damit tun sie es auf weniger abenteuerlichen Art dem berühmtesten Sohn der Stadt, Christoph Kolumbus, gleich, der in der ligurischen Hauptstadt 1451 zur Welt kam. Nicht nur Kolumbus zog aus, die Welt zu entdecken, sondern viele Genueser suchten ihr Glück ebenso in der Ferne – die da u.a. Buenos Aires hieß. Wer kennt sie nicht, die bunten Wellblechhäuser von La Boca in der argentinischen Hauptstadt? Auch ich bin gekommen, um heute Nachmittag bereits zu gehen. Nur ein Tag bleibt mir für Genua. In dem Moment, in …

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Der Glanz von San Remo

Es ist die Frage nach Autos, die mir Lars immer als erstes stellt, wenn er mich nicht auf meinen Reisen begleitet. Er macht sich normalerweise nicht viel aus Autos, ich noch viel weniger. Als würde ein Auto etwas über die Seele eines Landes verraten. Fiat oder Porsche? Oder liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen? Ich ertappe mich selbst dabei, als ich auf meiner Fahrt von Genua nach San Remo aus dem Fenster schaue – Porsche, Ferrari, Mercedes SLK, Volvo huschen an uns vorbei. Kleine geschwinde Flecken, die dem pastellenen Bild der apricotfarbenen Häuserfassaden in der sanften Berglandschaft Liguriens ein wenig die Aufmerksamkeit stehlen. Sind diese Vorboten auf einen Jetset-Ort, den wir besuchen wollen – San Remo? Als wir die Stadt an der Riviera di Ponente erreichen, suche ich nach Klischees. Es ist die Vespa, die hier durch die Straßen knattert und italienisches Gefühl vermittelt, es ist die mächtige Spielbank, die unweit des Strandes über der Stadt thront und es sind die imposanten Villen der einstigen Adligen und Reichen, die sich an die Uferpromenade reihen. Und dann ist …

Theoderich_Mausoleum

Ravenna inside – Acht Gründe, die Stadt zu besuchen

Ich weiss unverschämt wenig über diese norditalienische Stadt, die sich alles andere als von der dunklen, gar schwarzen „Raben“-Seite zeigt. Dieses Ravenna, eben deutsch Raben genannt, erstrahlt im Abend- wie im Morgenlicht, als wollte es dem Aufblühen der Natur Konkurrenz machen, als ich es im April besuchte. All das, was man mit Ravenna verbindet, ist mir noch dunkel aus der Schulzeit bekannt. Mein Gedächtnis hat bereits die meisten Fakten aussortiert. Dabei spielte sich hier einst große Geschichte ab. Caesar zog von Ravenna aus über den Rubikon in den Bürgerkrieg mit Pompeijus. Seine Blüte erreichte die Stadt als die weströmischen Kaiser in der Spätantike ihren Regierungsitz dorthin verlegten. Politisch und kulturell blühte Ravenna jedoch besonders unter den Goten auf. Der germanische Heerführer Odoaker wurde 493 n.Chr. vom Ostgotenherrscher Theoderich dem Großen in der Rabenschlacht vernichtend geschlagen und eigenhändig getötet. Theoderich errichtete darauf das Ostgotenreich und hatte in Ravenna seinen Hof. Um 520 ließ Theoderich sein zukünftiges Mausoleum auf dem Friedhof der Goten-Vorstadt errichten. Dieses zählt wie sieben weitere frühchristliche und byzantinische Monumente aus dem 5. und 6. Jahrhundert, dem „Golden Age …

Piazza Popolo

Ein Mosaikstein der Geschichte

Seit einer Stunde sitze ich auf diesem Bahnhof irgendwo in der Poebene. Es ist Sonntag, die Sonne brennt und ich wünschte mich in ein Straßencafé, an das Meer oder in einen Park. Hauptsache Ankommen, einfach da sein! Warum müssen italienische Züge den Ruf von Unpünktlichkeit gerecht werden? Immer wieder rast ein Schnellzug durch den Bahnhof. Doch hier in Ferrara gibt es scheinbar keinen Grund, zu halten. Ohnehin gibt es von hier scheinbar nur zwei Ziele – Venedig und Bologna. Aus den stetig monotonen Ansagen höre ich immer wieder St. Lucia heraus. Mit einem langgezogenen tschschsch. Italienisch ist Musik und ich nehme mir in diesem Moment der Langeweile vor, Italien nach Melodien zu bereisen. Saint Lucia zählt mit Sicherheit dazu. Aber in diesem Moment will ich nur nach Ravenna, die Stadt, in der Dante seine letzte Ruhe fand. Doch den Anschlusszug habe ich verpasst. Eine weitere Stunde muss ich hier warten. Bänke sind auf diesem Bahnhof rar. Ich teile mir am Ende des Bahnsteigs eine Sitzgelegenheit mit einer Russin und einem zahnlosen Penner, der immer wieder …

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Italienische Wochen und was der April so bringt

Ich bin versucht, da weiterzumachen, wo ich im Frühling des letzten Jahres aufgehört habe. Der April ist fest für Bella Italia reserviert. Und so verwundert es nicht, dass ich nach Gardasee, Padua und Ravenna nun nach Ligurien reise. Standen die bisherigen Erkundungen mehr unter einem kulturellen Zeichen, widme ich mich dieses Mal mehr den aktiven Möglichkeiten, die sich einem an der italienischen Riviera bieten – Genua, Sanremo, Finale Ligure und Beigua Regional Park sind nur einige Stationen, die mich auf Rad und zu Fuß erwarten. Und wie ich Italien bisher kennengelernt habe, wird es wie immer auch eine kulinarische Reise. Und wenn Ihr die Reise mitverfolgen wollt, dann könnt Ihr das unter den Hashtags tun #Liguria und #LetsGoLiguria. Und so gespannt, wie ich dieses Mal auf den italienischen Sonnenschein bin, war ich auch letztes Jahr: Frühling 2014 in Italien Neuer Monat, neue Ziele. Der Zeiger steht auf Süden – nicht nur, aber auch. Es geht an und ins Mittelmeer – oder so ähnlich. Dabei steht dieses Mal der kulturelle Aspekt und somit auch Geschichte im Mittelpunkt meiner Reisen. So beginne ich …

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Ein impressionistisches Gemälde

Noch einmal ziehen die Euganeischen Hügel an mir vorbei. Blaue Schilder, die ein „Terme“ im Namen tragen, zieren die Bahnhöfe auf meinem Weg nach Ferrara. Das satte Grün der Landschaft mit Obstwiesen, Olivenhainen und Wäldern wird von dem Braun der Felder und den Weinstöcken, an denen nur zaghaft kleine Blätter sprießen, durchbrochen. Der Boden hier ist nicht zuletzt durch den vulkanischen Ursprung recht fruchtbar. Schnell verschwindet die Hügellandschaft hinter mir. Es geht hinein in die Poebene. Mein Blick schweift fasziniert über die Landschaft, die an diesem Tag unter der frühlingshaften Sonne brennt. Vor drei Tagen war ich in die Provinz Padua gekommen. Und schon verspüre ich Frühlingsgefühle wie unser Guide Nicoletta. Die kegelförmigen Erhebungen der Euganeischen Hügel erinnern mich ein wenig an die Mogotes in Kuba. Was dort die Tabakfelder sind, sind hier die Weinstöcke und Wiesen. Inseln der Poebene nenne man die Hügel auch, meint Nicoletta. Tatsächlich sieht man sie von weitem, egal aus welcher Richtung man sich nähert. Entstanden sind sie in zwei Wellen, die flachen Hügel weisen auf eine ältere Entstehungsgeschichte hin, …

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Gardasee? {C} Sind da nicht fast nur Rentner und Deutsche

Meine Eltern waren hellauf begeistert, als sie von meiner anstehenden Reise erfuhren. Wo mir sonst immer Stille am anderen Ende des Hörers auf die Erwähnung meines nächsten Reiseziels entgegengebracht wird mit einem anschließenden „Mädle, was willste denn da?“, kam dieses Mal wahrlich Freude auf. Meine Eltern ahnten schon, weshalb. Sie haben ihn bereits getestet und erwarteten ein wahres Abenteuer für mich. Innerlich feixten sie bereits. Ich muss zugeben, ich war noch nie richtig in den oder am Rande der Alpen. Und in Italien auch nur einmal kurz. Ich hatte da so eine Ahnung… Aber ich wollte mich überzeugen, Land und Leute kennenlernen, offen für Neues sein. Und natürlich, Italiener sind ziemlich nett. So wie man sich das vorstellt. Und die Deutschen sind auch netter als in ihrer Heimat (vielleicht gilt das aber auch nur für den Berliner Blick). Alles wirkt tiefenentspannt, schon beim Frühstück. Nett wird geplauscht, Small Talk betrieben. Das Kommunikationsbedürfnis ebbt unterwegs nicht ab. So häufig wie auf meiner kleinen Radtour habe ich nie zuvor eine Entschuldigung gehört, wenn ich mich auf einer …

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Gardasee ist {B} Bewegung

Das Leben in der Nachsaison ist gedämpft, alles geht ein bisschen langsamer. Fast wie in Zeitlupe mutet das Geschehen an, als wir in der Seilbahn den über 2000 m hohen Monte Baldo hinauf schweben. Wir sind nicht allein, große Rucksäcke mit mutigen Männern und Frauen stehen Seit an Seit. Wie wäre es, wenn…? Ich darf nicht aktiv sein, andere hier sind es umso mehr. Mit Gleitschirmen schweben sie zurück nach Malcesine oder wohin sie die Winde tragen. Wem Paragliding zu windig ist, kann von hier oben die zahlreichen Downhillstrecken testen. Ein Abenteuer, das sich im Nebel verliert. Denn als wir auf dem Monte Baldo stehen, sehen wir noch nicht einmal den Weg mehr. Traumhafter Ausblick? Fehlanzeige! Dennoch überlasse ich den Rest meiner Fantasie. Und die ist fantastisch. Sicherlich wäre es schön, wenn nur Wetter und der Aktivitätsgrad stimmten. Wandern wäre auch eine Option. Doch leider drängt die Zeit und ich komme nicht ins Vergnügen. Stattdessen bin ich noch einmal auf der Gardesana unterwegs – nicht stilgerecht mit Rennrad oder Mountain Bike, sondern mit Damenrad. Aber …

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Gardasee ist {A} Genuss

Ich bin dem deutschen Herbst entkommen, nur für wenige Tage, aber schon jetzt ruhe ich in mir. Ich stehe am Fenster und schaue über den See, in dem sich das Licht des Mondes spiegelt. Das Plätschern des Wassers wiegt mich in den Schlaf und lässt mich erst erwachen, als das klappernde Geschirr von der Frühstückterrasse in mein Zimmer tönt. Mein Blick schweift über die Wasseroberfläche weiter zu den Weinbergen und Olivenhainen, die die Landschaft des Hinterlands prägen. Genau dort geht es wenige Stunden später hin. Bardolino ist nicht nur der Name eines Ortes, sondern steht auch für einen bekannten Wein – denn der Bardolino Classico ist hier ebenso zuhause. Diese sehr alte Rotweinsorte soll sogar Julius Cäsar damals schon genossen haben. Für das Weinfest, das hier zweimal jährlich stattfindet, bin ich eine Woche zu früh. Aber mir gefällt es ohnehin besser, mir die Reben mal vor Ort auf einen der zahlreichen Weingüter anzusehen, als auf einem Jahrmarkt. Und so führt uns eine mit Zypressen gesäumte Straße auf das Weingut Preella. Die Trauben stehen in ihrem …