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Der letzte Tag 2011 und unserer Reise {DIARY}

Neujahrsgruß im JW Marriott Bogotá

Abreise – aber wenigstens komfortabel. Denn wir haben den Flieger nach Bogotá gewählt. Nach dem Frühstück lassen wir uns in das ca. 30 km Rio Negro zum Flughafen fahren. Noch weiter kann eine solche Stadt nicht ihren Flughafen bauen. Aber interessant ist es schon zu sehen, wie die Medellinos ihren Samstagmorgen verbringen – nämlich radelnd. Die Capital de la Montaña liegt von hohen Bergen umgeben im Aburro-Tal. Zahlreiche Rennradfahrer und Mountainbiker zieht es morgens um 8 Uhr auf die Berge, nur um dann wieder nach unten zu fahren.

Nach 45 Minuten erreichen wir den Flughafen und begeben uns sofort an den Schalter. Die Dame von Avianca hat eine super Idee. Wir könnten, wenn wir wollten, doch den Flieger um 9.30 Uhr anstatt um 10.30 Uhr nehmen. Natürlich wollen wir und so ziert unsere Boardingkarte nun die Flugnummer des 9.30 Uhr-Fliegers. Darüber freuen wir uns sehr. Doch die Freude bleibt nicht lang. Denn kaum haben wir die Kontrollen passiert und stehen am Gate, sehen wir, dass hier noch lange nicht geboardet wird. Unser Flugzeug steht zwar schon angedockt da, aber unter ihm krabbeln zahlreiche Techniker herum, hämmern daran herum und breiten schließlich Pläne auf dem Boden aus. Riesiger Papierwust unter dem Rumpf schafft bei uns nur wenig Vertrauen und erst recht nicht das Gefühl, dass diese Maschine in 45 Minuten in die Luft gehen wird.
Das Bodenpersonal beruhigt immer wieder. Wir wollen natürlich auf 10.30 Uhr wechseln, aber das geht jetzt nicht mehr so einfach. Nach und nach werden auch die Kolumbianer unruhig und wollen nicht mit einem Flugzeug fliegen, das „problemas“ hat. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Nun geht es los und neue Boardingkarten werden ausgestellt – alle für 10.30 Uhr. Eine Dame von Avianca nimmt uns zur Seite und fertigt uns an einem anderen Gate ab, weil wir ja berechtigterweise sowieso auf der 10.30 Uhr Maschine gewesen wären.

Unsere Maschine ist natürlich knallvoll, aber schafft es doch relativ pünktlich zu starten – welch Wunder. Wir fliegen noch nicht einmal 30 Minuten, aber mit „Turbulencias“, durch die hätte ich ja nun erst recht nicht mit der geflickten Maschine fliegen wollen.

Am Medelliner Flughafen

Am Medelliner Flughafen

Silvesteressen

Silvesteressen

Als wir in Bogotá landen, sehen wir, wie gut es das Wetter mit uns am letzten Tag des Jahres 2011 meint. Strahlender Sonnenschein – und das in Bogotá! Mit Taxi geht es hurtig zum Hotel, obwohl unser Fahrer das mit dem „rapido“ wohl nicht so gut verstanden hat. Rast sonst gefühlt jeder Fahrer in dieser Stadt, so schleicht unser geschätzter 80-jähriger muffeliger Mann so durch die Straßen und beginnt reißt immer wieder ganz plötzlich das Steuer im letzten Moment nach rechts. Wir wissen gar nicht, warum er genau dort abbiegt und er wohl auch nicht. Er beginnt sich immer mehr zu verfahren. Ich glaube, seine Sehkraft ist nicht mehr die beste, und er hat vielleicht schon zu tief ins Glas geschaut. Er irrt durch Einbahnstraßen während wir ihn auffordern, auf die große Straße zurückzukehren. Das macht er schließlich auch, in dem er über einen Bürgersteig fährt und dann noch aus einer Ausfahrt wieder auf die Schnellstraße vom Flughafen einfährt.

Bogotá auf dem Plaza Mayor

Bogotá auf dem Plaza Mayor

Wie froh sind wir, als wir endlich im Hotel in der Zona Financiera sind. Darauf einen Kaffee! Dann fahren wir in die Altstadt. Da auf der Septima riesige Bauarbeiten stattfinden, müssen wir auch für diesen Weg große Umwege in Kauf nehmen. Aber da sieht man noch mal ein bisschen mehr von der Stadt. An der Av. Jimenez steigen wir aus und laufen Richtung Plaza Bolivar. Dort laufen Vorbereitungen für ein Konzert am Abend. Große Bühne, viele Stuhlreihen und noch mehr Polizei. In der Stadt herrscht eine gewisse Ruhe. Schon als wir am Hotel losgefahren sind, war Totenstille. Keine Menschen, keine Autos. In Deutschland um diese Zeit würde auf den Straßen geballert werden. Das Leben in der Candelaria scheint zu schlafen. Da Lars noch nicht zuvor in Bogotá war, laufen wir ein bisschen herum und entschließen uns dann, den Montserrat hinaufzufahren. Diese Idee scheinen heute aber tatsächlich mehrere zu haben und so pilgern wir in einer Menschentraube die Av. Jimenez entlang hoch zur Teleferico-Station.

Als ich das letzte Mal hier oben war, bin ich mit dem Funicular gefahren.Und so fahren wir heute zur Abwechslung mit der Seilbahn den 3.152 Meter hohen Berg hinauf. Eigentlich hätten wir heute Nacht hochfahren müssen.

Bogotá von oben

Bogotá von oben

Inzwischen ist es in Deutschland schon 2012, wir jedoch verweilen noch 6 weitere Stunden in 2011. Wir wollen noch ein wenig entspannen und so suchen wir nach unserer Rückkehr ins Hotel den Wellnessbereich auf mit Jacuzzi und Schwimmbecken. Das seltsame an Silvester in Bogotá ist, dass Dir keiner sagen kann, wo man hingehen sollte. Als ob in Deutschland Dir auch niemand sagen könnte, wo ein großes Feuerwerk hochgeht und sich die Leute treffen. Es ist mühsam. Am Plaza Bolivar soll angeblich nichts los sein, außer ein gesetztes Konzert; in der Zona Rosa wird heute auch eher Ruhe herrschen und am Parque 93 gibt es nur Restaurants. Es ist zum Verzweifeln. Wir sind auch durch Chapinero gefahren – alles schläft. In unserer Ecke sieht man noch nicht mal Autos auf der Straße, geschweige denn Menschen.

Schließlich machen wir doch etwas ausfindig, wo Bogateños feiern – am Torre Colpatria. Dort ist ein kostenloses Konzert und hier findet ein Feuerwerk statt. Der Colpatria Tower ist das höchste Gebäude Bogotás und steht so ziemlich dort, wo sonst nichts los ist. Wir konnten es kaum glauben, aber wollten uns selbst überzeugen. Wir verbrachten noch eine Weile in der Lobby Bar des Hotels. Dabei beobachteten wir, wie aufpolierte reiche Bogatenos ins Hotel kamen, um dort im Restaurant am 100 Euro Silvesteressen teilzunehmen. Allein unser Dress Code hätte es schon verboten, überhaupt in die Nähe des Restaurants zu kommen. Dann fuhren wir zum Colpatria Tower. Erst einmal schien auch dort alles recht ruhig zu sein, da uns der Taxifahrer an der falschen Ecke herausgelassen hatte. Da um dieses Gebäude überall die Straße aufgerissen war und gebaut wurde, mussten wir nun großflächig einmal 360 Grad zu der Eventfläche laufen. Der Weg ist das Ziel, könnte man sagen.

Neujahrstag im Finanzdistrict von Bogotá

Neujahrstag im Finanzdistrict von Bogotá

Esel auf dem Monserrate

Esel auf dem Monserrate

Überall waren Absperrungen und wir wurden von Ecke zu Ecke weitergeschickt. Schließlich fanden wir den Eingang, an dem wir gründlich nach Waffen gecheckt wurden. Es fehlten nur die Schilder, die wir an jeder Medelliner Kneipe gesehen hatten, die das Mitbringen von Waffen untersagten. Als wir das Gelände betraten, quetschten wir uns durch die Menschenmenge, während die Leute zu Reggeaton wippten. Es herrschte eine etwas ungewohnte Atmosphäre. Immer wieder wurde die Musik von einem älteren Herren im weißen Anzug unterbrochen, indem eher Leute aus dem Publikum nach ihren Wünschen für 2012 fragte und sie ihre Freunde und Familie grüßen ließ. Dann ertönte immer wieder ein „Atencion! Faltan 20 minutos! Atencion! Faltan 10 minutos! …“ Und dann faltan plötzlich 0 minutos und ein – naja eher bescheidenes, aber dauerhaftes – Feuerwerk vom Dach des Towers beglückt alle.

Feliz año nuevo! Und wir waren wieder mal zwei kleine Exoten, die auch von den umstehenden Kolumbianern herzlich umarmt wurden…

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