Heinz Strunk und sein Freund C. verreisen gern zusammen. Das Land ist nebensächlich. Hauptsache: möglichst wenig erleben. So gestalten sich die gemeinsamen Urlaube in einvernehmlicher Routine: Frühstück – Pool – Mittag – Strand – Abendessen. Dazu gute Gespräche, Lesen, Dösen. Der Gipfel an Aktivität sind das abendliche Hotelunterhaltungsprogramm und Casinobesuche. Erholung ist, wenn nichts passiert!
Nun also Afrika. Dieses Weihnachten soll es nach Kenia gehen. Pure Lethargie und latente Depression statt Neugier und Abenteuerlust. Zunächst ist alles so, wie es sein soll: Die erste Urlaubswoche verläuft ohne gefürchtete Zwischenfälle und Risiken. Die beiden Freunde genießen den Stumpfsinn ihres Alltags in der Hotelanlage.
Dass soweit nichts geschieht, ist für den Leser dennoch ziemlich amüsant. So zum Beispiel Strunks Beobachtungen seiner Mitmenschen – herrlich provokant und böse („Wovon träumen Leute, die so aussehen?“). Oder die mal mehr, mal weniger philosophischen Fragespiele der beiden Freunde („Würdest du dich für 40 000 Euro ein halbes Jahr lang nicht zudecken?“). Und das Zusammenspiel der beiden Charaktere: der eine passiv, lethargisch und kein Stück neugierig („Ein Tag gleicht dem anderen schon jetzt wie ein Ei, herrlich!“), der andere hypochondrisch und wunderbar nervtötend.
Der vergleichsweise kurze zweite Teil des Buches verlässt die Hotelanlage. Und damit verläuft nichts mehr wie geplant: Glücksspiel und Schmerzen, manipulierte Wahlen und Gewehrschüsse in Mombasa…
„Heinz Strunk in Afrika“ ist keine Reiseliteratur. Eher ist es der Gegenentwurf eines Reiseromans. Man trifft hier nicht auf einen weltgewandten Reisenden, der sich voller Neugier in fremden Kulturen bewegt. Man trifft auf Heinz Strunk: Teil des Humorkollektivtrios Studio Braun und Autor des Bestsellers „Fleisch ist mein Gemüse“.
Skurril, komisch und dank intelligentem Humor keineswegs so stumpfsinnig, wie sich die Reise im Buch gestaltet.
Heinz Strunk | Rowohlt Taschenbuch, 2011| 8,99€ | ISBN 978-3499258596
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