Ein Reisetag steht bevor. Daher sitzen wir als erstes am Frühstückstisch. Um 7.50 Uhr fährt unser Bus nach Pereira ab. Auf dem Plaza an der Haltestelle treffen wir noch eine ältere deutsche Rentnerin, die vor 9 Jahren ihre Wohnung aufgegeben hat und seitdem um die Welt reist. Auch sie steuert Medellin an. Nach Pereira selbst brauchen wir nur eine Stunde. Auf der Fahrt dahin sieht man nich einmal, wie modern und sauber die Orte der Kaffeeregion sind. Berge lassen wir nicht hinter uns, sondern stehen uns auch noch zur Genüge bevor.
Eine Dreiviertel Stunde Aufenthalt in der moderneren Kaffeestadt Pereira (verglichen zu Armenia) folgen. Lars geht schon in den früheren Bus und fährt um ein Haar auch mit dem ab, wäre ich nicht gerade da noch auf Toilette gewesen und der Irrtum dadurch aufgeflogen. Unsere Busfahrt soll angeblich nur 5 Stunden dauern, aber schnell werden es fast 8 Stunden, die ich mich durch die Berge quäle. Am Anfang kann ich die Natur noch genießen, die hohen Berge und den Rio Cauca, der in einer hohen Geschwindigkeit durch das Tal schießt. Doch ab der kurzen Pause, die wir nach 2 Stunden eingelegt haben, schlängelt sich nicht nur der Bus zäher und zäher die Berge hoch, sondern auch der Lulo-Saft und mein Frühstück legen den Rückwärtsgang in meiner Speiseröhre ein. Was folgt ist nun ein reges Stop and Go in der kurvigen Ministraße, die sich Panamericana nennt. Es ist Wahnsinn, welch Blechlawine aus LKWs, Bussen und weniger Autos um die Kurven schleicht, bis dann für eine Stunde alles zum Erliegen kommt. Wir wissen nicht, was die Ursache ist. Aber es geht auf beiden Seiten nicht mehr vor und zurück. Als es dann in der nächsten Stunde im Schritttempo bis Caldas vorangeht, merken wir, dass allein die Straßenbreite ausreicht, den Verkehr hier völlig auszuknocken. Kommt ein LKW um die Kurven und ein Bus steht da bereits drin, bleibt alles stehen.
Trotz Stillzustand geht es meinem Magen nicht besser und ich hole alles raus. Militär sieht man vor Caldas wieder, aber nicht in den Dimensionen wie vor Cali. Aber süss ist, ich erwähnte es noch nicht zuvor, der Begleithund von Militär und auch der Wachgesellschaften in den Städten. Sie führen des Deutschen liebsten Familienhund mit sich – nicht einen Schäferhund, nein einen Golden Retriever. Das ist immer wieder ein seltsamer Eindruck, die harten Militärjungs mit einem Goldie an ihrer Seite.
Gegen 17.30 Uhr erreichen wir Medellin. Die Lage allein macht schon mehr her als Cali. Wir fahren durch ein Tal, vor uns viele Wolkenkratzer und rundherum die Hänge mit den, naja, wohl nicht so guten Gegenden. Am Terminal Sur steigen wir aus. Für mich ist es höchste Zeit. Wir verabschieden und von der Deutschen und nehmen uns ein Taxi nach Poblado – genau genommen ist ja auch der Terminal in Poblado, aber auf der anderen Seite der Autopista. Da wir aktuell genug vom Hostelfeeling haben und wissen, das Medellin für junge Partyhüpfer besonders aus Amerika als Drehscheibe gilt, machen wir einen Bogen um die Heimstätten dieser Leute und haben uns bewusst über booking.com nach Hotels umgeschaut, die günstig waren. Der Deal des gestrigen Tags war das Poblado Plaza Hotel, klingt luxuriös, aber in Lateinamerika haben ja oft Name und Luxusstandard nicht viel miteinander zu tun. Erst als wir nach unserer Buchung, denn der Preis für das Hotel war wirklich gut, in unseren beiden Reiseführern nachgeschlagen haben, lasen wir, dass wir uns tatsächlich in die Luxusklasse eingebucht haben und zwar in das Hotel, in dem Celia Cruz einst schlief, wenn sie in der Stadt war.
Die Luxusklasse ist ja meist das, was Taxifahrer weltweit überall kennen, mit manch einem Hostel haben sie denn mehr Probleme. Nicht unser Taxifahrer. Er kannte das Hotel nicht, und wahrscheinlich auch nicht Celia Cruz. Stattdessen haderte er mit meinem Spanisch und dachte, ich meinte ein anderes Hotel. Vielleicht sahen wir aber in unseren angeschmuddelten Sachen auch einfach nicht so aus wie der normale Hotelgast. Er befragte sich und dann ging’s los. Wir halfen ihm bei der Navigation, aber irgendwann mussten wir doch noch mal fragen, denn so ganz sicher waren wir uns alle nicht, ob wir die richtige Richtung eingeschlagen hatten. Schlussendlich schafften wir es zum Hotel, dass zwischen dicken Malls und anderen teuren Shops geparkt ist. Wenigstens findet man hier schnell etwas zum Auffüllen meines inzwischen leeren Magens – denn überall in diesen Gegenden gibt es Crepes & Waffles. Und unser Laden befand sich in der großen, bekannten Santa Fe-Mall, gleich um die Ecke unseres Hotels. Dieser Crepes & Waffles-Laden war zwar ein bisschen seltsam organisiert, nach meinem Geschmack überorganisiert, aber er war auch total voll. So mussten wir sogar noch warten, um einen Platz zu erhaschen, obwohl es aber noch ein paar freie Tische gab. Aber das gehört wohl zum Exklusivfeeling, lass die Leute warten, dann fühlen sie sich wichtiger. Und wer wichtig ist, trägt übrigens auch Mindestkörbchengröße D.