Was geht Dir in Bezug auf Rio nicht mehr aus dem Kopf?
Das Erlebnis, welches mir nicht mehr aus dem Kopf geht, ist zugleich mein erstes großes Südamerika-Erlebnis. Die Unterkunft für meine erste Nacht nach der Anreise habe ich über airbnb gebucht, sie trägt den schönen Namen Vidigalhouse. Nachdem ich meinen Rucksack vom Fließband im Flughafen geholt habe, nehme ich die Buslinie 2018, welche mich für wenige Real vom Flughafen am Fuß der Favela Vidigal absetzt. Habe ich da gerade „am Fuß der Favela gesagt“? Ich setze meinen Rucksack auf und wandere in großen Schritten bergauf. Ich versuche mich an den Stadtplan zu erinnern, den mir der Betreiber des Hostels noch vor Abreise geschickt hat. Ich laufe vorbei an finsteren Gestalten, lauten Bars und Müllsäcken. Ich bin aufgeregt. Immer wieder schaue ich in die Gesichter, versuche anstatt verunsichert, stark zu wirken. Ich erreiche die Hosteltür, betätige die Klingel und freue mich, meine erste Nacht in Südamerika überlebt zu haben.
Welche drei Orte sollte man Deiner Meinung nach in Rio de Janeiro gesehen haben und warum?
Zum einen wären da die Two Brothers (Dois Irmãos). Der Anfang des Treks ist in Vidigal zu finden. Vorbei an einem Fußballplatz passiert man ein blaues Tor und befindet sich urplötzlich im Regenwald und auf der richtigen Route nach oben. Während des Aufstiegs, welcher ca. 2 Stunden dauert, genießt man einen atemberaubenden Ausblick auf die Westseite Rios mit einer seiner größten Favelas (Rocinha). Am Gipfel angekommen, den man ganz nebenbei fast für sich allein hat, wartet die Belohnung in Form eines grandiosen Ausblicks auf die Ostseite Rios.
Auch wenn man keine Menschenmassen mag, sollte man sich auf den Weg auf den Corcovado machen. In einer Zahnradbahn geht durch die Tijuca-Wälder zu einem der sieben Weltwunder. Christo Redentor. Man genießt nicht nur einen weiteren, wahnsinns Ausblick auf Rio sondern sieht diese legendäre Statue einmal live und in Farbe.
Rio ist eine Stadt der magischen Orte. Ein weiterer Ort, an dem man einen wunderschönen Vormittag verbringen kann ist der Altstadtteil Santa Teresa. Bunte Häuser, atmosphärische Lokale, stilvoll eingerichtete Museen, entspannte Menschen und die Ruhe abseits von Rios lauten Straßen lässt einen den Stress des Reisenden für ein paar Stunden vergessen.
Dein Hostel-/Hotel-Tipp:
Gleichzeitig ist der Aufenthalt im Vidigalhouse, mit einem atemberaubenden Blick auf den Ipanema-Beach, dem stets gut gelaunten Betreiber Bruno und der Tatsache, mitten in der Favela zu leben, mein absoluter Insider-Tipp für alle Günstig-Reisenden. Für umgerechnet ca. 20 USD inkl. Frühstück lebt man für Rio-Verhältnisse vergleichsweise preiswert und bekommt obendrein einen Einblick hinter die Kulissen der Favela Vidigal. Und ich kann euch beruhigen, es ist tatsächlich nicht so, wie es die Medien darstellen. In dieser Favela hat man das Gefühl, sicher zu sein, die Polizei ist an vielen Ecken präsent und die Bewohner wirken auf mich nicht wie Schwerverbrecher. Außerdem habt ihr direkten Zugang zu einem der schönsten Treks in Rio. Einem Trek auf die Two Brothers.
Dein Restaurant- oder Ausgehtipp:
Mit Restaurants- und Ausgehtipps tue ich mich generell schwer, da ich persönlich am liebsten auf lokalen Märkten und in lokalen Restaurants essen gehe. Ich mag es einfach, in einem fremden Land das einheimische Essen zu probieren, auch wenn es auf Grund der Sprache mit der Bestellung nicht so einfach klappt wie zu Hause. Man bekommt keine Karte in die Hand gedrückt, in der im Idealfall auch noch bunte Essens-Vorschaubildchen zu finden sind. Man muss einfach auf seinen Instinkt hören, sich die Teller der anderen anschauen und probieren. Das macht meines Erachtens das Essen auf Reisen in fremden Ländern aus. Außerdem spart man eine Menge Geld und der Einblick in die fremde Kultur ist das I-Tüpfelchen. Mein Restauranttipp ist also: Der lokale Laden um die Ecke!
Was sollte man unbedingt einmal gegessen oder getrunken haben?
Für viele Reisende, die ihren Südamerika-Trip in Rio starten und zuvor noch nicht in Süd-Ost-Asien unterwegs waren, ist es sicherlich etwas Neues, mit einem Strohhalm ausgetattet die kühle Kokosmilch direkt aus der frisch geöffneten Kokosnuss zu trinken. Lauscht man gleichzeitig noch dem Meeresrauschen, beobachtet die braungebrannten Schönheiten beim Volleyballspielen und sitzt auf einem Holzstuhl am Ipanema-Beach, ist das Setting für die erste Kokosnuss perfekt.
Was war Deine größte Enttäuschung?
Definitiv die Copacabana. Der Strand ist überfüllt, die Verkäufer versuchen einem andauernd etwas anzudrehen und sauber ist es auch nicht. Dann genießt man seinen frischen Caipirinha im Sonnenuntergang doch lieber am Ipanema-Beach!
Was empfiehlst Du jemandem, der eine Reise nach Rio plant?
Zunächst empfehle ich, ruhig bleiben. Die Welt ist ein freundlicher Ort und 99,9% der Menschen sind nicht böse. Auch die Menschen in Rio nicht. Man sollte nur vorsichtig sein, sich nicht unbedingt nachts am Strand aufhalten und keinen Fuß in die „gefährlichen“ Favelas setzen. Generell empfehle ich, einfach locker zu bleiben und sich nicht von den Medien verrückt machen zu lassen. Man ist hier um Urlaub zu machen und das sollte man auch genießen.
Gereist
– zum Start meines Südamerika-Trips in der ersten Oktoberwoche 2014
– eine Woche
– begleitet hat mich eine Freundin aus Deutschland.
Mehr aktuelle Tipps zu Südamerika findet Ihr auf dem Blog Robins World
Auch wenn ich noch niemals in Rio de Janeiro war, war ich doch schon in Brasilien. Hierzu mehr unter Brasilien