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Der Rausch des Amazonas – von Tubing, Canyoning und mehr

Angekommen

Ein Pfeifen weckt mich aus dem Traum. Plötzlich bin ich wieder ganz bei mir, ich paddle wild mit den Armen in den Strudeln des Flusses, um das rechte Ufer anzusteuern. Dabei war ich doch erst vor 20 Minuten in das kühle Andenwasser mit meinem aufgeblasenen Reifen gestiegen. Immer stromabwärts durch Stromschnellen im rasantem Wasser ließ ich mich auf dem ausgedienten Reifen treiben. Die Sichtbarkeit war gleich null. Viel Schlamm und Geröll aus den Bergen trägt der Rio Napo, sie schenken ihm seine dreckige braune Farbe. Wir scherzen über Anacondas und Kaimane und steigen dennoch tapfer zu fünft in unsere Gummigefährte.

Und dann richte ich meinen Blick gen Himmel. Grüne Baumwipfel gigantischer Riesen zieren die Ränder. Kalte Strudel massieren sanft meine Haut. Ich lasse mich Richtung Coca treiben, von dort weiter an die peruanische Grenze, wo ich irgendwann Iquitos erreiche und in den Amazonas fließe. Von dort geht es ins Dreiländereck Kolumbien, Peru, Brasilien, bis ich über Manaus irgendwann den Atlantik erreiche. Was wäre wenn? Wenn ich den Pfeifton ignorieren und einfach weiter schwimmen würde?

Urwaldriese

Urwaldriese

Unser Boot

Unser Boot

Unser Ziel liegt jedoch an einem kleinen sandigen Ufer 15 km von Tena entfernt – die Cotococha Lodge. Von hier waren wir nach dem Mittagessen mit der Lancha aufgebrochen, um einen kleinen Wasserfall aufzusuchen. Dieser liegt an der anderen Uferseite nahe der Straße von Tena nach Misahualli. Ein kleiner Pfad führt in 8 Minuten zu der Cascada. Eigentlich wollten wir zu einem tiefer im Wald gelegenen Wasserfall wandern. Doch den ganzen Morgen gab es typische Regenwaldschauer, die die Wege zu schlammigen Trecks verwandelten. Doch dieser kleine Wasserfall versprach nicht minder viel Spaß. So schwebte an einem Ast befestigt ein Seil, mit dem man sich Tarzan gleich über das Wasser schaukeln konnte. Und auch der Wasserfall führte so viel Wasser aus dem Gebirge, dass er auf dem Rücken schmerzte.

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Einen Tag später weckt uns die Sonne aus dem Schlaf. Heute können wir die Cascada Pimipilala anfahren. 22 km von Tena entfernt liegt der Parque Nacional Llangonales. An der Pimpilala Lodge starten wir unseren Walk. Es ist keine normaler Wanderung, sondern eine durch einen Fluss mit vielen Wasserfällen. Canyoning könnte man es nennen. Unsere Wechselklamotten lassen wir im Auto und begeben uns mit Gummistiefel und kurzen Klamotten ins Flussbett. Auf dem ersten Stück besteht die einzige Herausforderung darin, keine rutschigen Steine zu erwischen. Zunehmend umschließt uns die Natur völlig, bis wir nur noch in einem kleinen Kanal herumspazieren, während neben uns steil die Wände hinauf gehen. Ich versichere mich in diesem Moment noch einmal bei Marco, ob dies auch bei plötzlich eintreffenden Regengüssen kein Problem sei. Er beruhigt mich, indem er meint, der Fluss steige kaum.

Pimpilala Cascada

Pimpilala Cascada

Dusche in der Pimpilala Cascada

Dusche in der Pimpilala Cascada

Dann stehen wir auch schon vor unserem ersten bewältigbaren Wasserfall. Eine Leiter und ein Seil mitten im Wasserstrom sind meine Gehilfen. Gar nicht mal so schwer denke ich mir, da stehen wir schon vor dem zweiten Wasserfall, und der hat es in sich. Der Strudel ist so stark, dass ich gar nicht so richtig weiß, von welcher Seite ich ihn am besten bekomme und irgendwann stecke ich im Strudel und ziehe mich Step bei Step hoch. Danach kommen wir an ein kleines Wasserbecken, in dem man sich erfrischen könnte, würde man schwitzen. Da wir stetig im Wasser laufen, ist unsere Aktion weniger schweißtreibend. Weitere kleiner Wasserfälle müssen wir hochklettern. Als wir am letzten Wasserloch halten, am höchsten Punkt, springen wir in Bikini und Badehose dann doch noch einmal in das kühle Nass, bevor wir uns auf den Rückweg durch den Urwald machen. Zunächst führt uns der Pfad immer weiter nach oben, da wir den Gipfel des benachbarten Bergs erklimmen wollen, dann geht es eine weitere halbe Stunde nur nach unten. Der Rundweg war mit seinen 4,5 km nicht lang, aber hat uns doch eine gute Portion Abenteuer geboten.

Angekommen

Angekommen

Wanderung durch den Wald

Wanderung durch den Wald

Rückweg durch den Wald

Rückweg durch den Wald

Nach dem Lunch in der Pimpilala Lodge fahren wir 10 Minuten weiter, um noch einmal einen natürlichen Balñeario (3 USD) aufzusuchen. Die Wayuso Laguna bietet drei natürliche Becken und lagunengleiches türkisfarbenes Wasser. Natürlich springen wir auch von den Felsen in das einladende Wasser. Natürliche Steine und Felsen begrenzen die Becken im Flusslauf. Um uns herum steigen Berge steil hinauf.
Es sind die Tage am und im Wasser am oberen Napo, die mich zur Ruhe kommen lassen. Es sind die Grillen, es sind die Vögel und es sind die Klänge, die ich nur pauschal der grünen Wand hinter unserer Cabaña zuordnen kann. Es ist das warme Licht der Öllampe, die über meinem Bett hängt. Und es ist das Rauschen – so stark wie das Meer und doch gleichmäßiger im Ton. Es ist das Rauschen des Napo, das sich über meine Welt legt, als würde ich eine Meeresmuschel an mein Ohr legen. Ich möchte es festhalten und immer wieder dann auspacken, wenn mich Straßenlärm in der Großstadt nervt.

Wayuso Laguna

Wayuso Laguna

Bad in der Wayuso Laguna

Bad in der Wayuso Laguna

Die Umgebung von Tena erreicht man in 4-6 Stunden und bietet sich als Wochenendtrip an:

  • Man nimmt vom gut ausgeschilderten südlichen Terminal Quitos, Quitumbe, einen Linienbus, der ca. 5-6 Stunden bis Tena (je nach Verkehrslage) benötigt und 6 USD kostet.
  • Es gibt auch Sammeltaxen, die einen Service von Haustür zu Haustür anbieten. Mit Auto Espress (Tel. 0987529599) kann man in 3,5 Stunden für 20 USD pro Person nach Tena fahren.

Wir wurden von der Cotococha  Lodge eingeladen. Alle Ansichten sind unsere eigenen.

2 Kommentare

  1. Wahnsinn! Aber mit Gummistiefels klettern ist nicht so optimal : ) Hast du die wegen Blutegeln & Co. getragen? Tolles Abenteuer! JUtta

    • Gute Frage, Jutta! Der Guide sah meine Wanderschuhe und sagte, so ginge es nicht. Wir laufen 2 Stunden nur durch Wasser (also nicht nur den Berg hoch, sondern auch durchs ebene Flussbett). Am besten wären wohl Trekkingsandalen gewesen, die habe ich aber nicht dabei. Also schleppte er die Gummistiefel an, die natürlich ständig vollliefen und nicht immer den besten Halt hatten, aber dafür gab’s dann ne Leine 😉 Machte aber richtig Spaß!
      LG, Mad

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