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Strandtage in Tofo

Tofo, Mosambik

Mühevoll hievt der Fischer in der gleißenden Hitze einen knapp 1 m großen Fisch aus seinem Boot und lässt ihn erschöpft in den Sand fallen. Mit ein paar geübten Handgriffen zückt er das Messer, um den Fisch an Ort und Stelle auszunehmen. Die Fischer von Tofo schieben unter Schweiß Boot für Boot durch den heißen Sand zwischen die Sonnenliegen des Casa Barry. Wir sind die einzigen Gäste neben den Fischern, die in der Mittagszeit den Schatten der Strohdächer über den Liegen nutzen. Und so wechseln wir von Liege zu Liege, bis wir die Äußerste erreicht haben, als am Horizont immer mehr Fischerboote auftauchen, die auch noch unter den Sonnenschirmen Platz finden wollen. Wenn die Männer die Fische prepariert haben, legen sie diese in eine Box, die sie dann zum Markt tragen. Nur 500 m entfernt sitzen dort lässig die Marktfrauen in ihren bunten Gewändern und rufen mir „Sister, come, look“ zu. Nicht den Fisch wollen sie an die Frau bringen, sondern vielmehr ihre bunten Stoffe.

Tofo, MosambikMosambik, Tofo

In Tofo herrscht eine entspannte Atmosphäre. Obwohl dieser Ort das touristische Zentrum Mosambiks ist, merkt man ihm dies nicht an. Die Dichte der Unterkünfte, Restaurants und Tauchshops sind die einzigen Indizien dafür, am Strand hingegen herrscht oftmals gespenstische Leere, die nur bei Wellengang von den dann auftauchenden Surfern durchbrochen wird.

Tofo, Mosambik

Die Händler von Tofo

Ein paar Händler versuchen meist charmant und weniger aufdringlich afrikanische Sarongs, Taschen, Armbänder, Cashew- und Kokosnüsse an den Mann und die Frau zu bringen. Nach ein paar Tagen am Strand kennt man sich. „Blacks don’t buy Bracelets.“ „This Woman has been here for 3 weeks.“ „She is staying at Tree House.“  Ja, und so sind sie meine ständigen Begleiter, denn ich verbringe viel Zeit am ausgedehnten Ortsstrand. Ich übe mich in Konversation, in dem ich mein Spanisch mit ein paar schs und aos schnell zum Portugiesisch aufpimpe und das hilft für einen kleinen Small Talk. Die Jungs verstehen mich zumindest prächtig und schmeicheln der potentiellen Käuferin in mir mit einem „Du sprichst ja Portugese“.

Tofo, MosambikTofo, Mosambik

Im Taucherparadies

Hunde strollen umher, spielen in den heranschwappenden Wellen. Riesige Quallen liegen im Sand und schmoren in der Sonne. Zodiacs fahren Taucher auf’s Meer. Mein Blick begleitet sie sehnsüchtig. Auch Anja, die hier gerade ihren Divemaster macht, und meine Schwester sind regelmäßig an Bord. Ich kuriere eine Grippe aus und eine offene Wunde am Kopf, die sich auch hier nicht richtig schließen will, noch dazu. Walhaie, Mantas, Leopardenhaie werde ich hier nur auf Fotos bewundern. Es sind Tage, an denen ich zum Innehalten verdammt bin, doch diese Art von ausgebremst sein tut überraschend gut. Manche üben sich krampfhaft in Entschleunigung, ich bekomme sie gratis dazu. Lange Spaziergänge am Strand führen mich ins nahe Tofinho oder in die Richtung des blinkenden Amsterdam Leuchtturms.

Tofo, Mosambik Tofo, Mosambik

Tofinhos Geschichte

Tofinho liegt auf einer kleinen Anhöhe mit wunderschönem Blick über das Meer. Felsen schmücken hier den sonst so glatten und sauberen Strand. In den Aushöhlungen des Gesteins wurden im Unabhängigkeitskrieg Dissidenten und Frelimo-Anhänger der Flut überlassen. Portugiesen befestigten sie dort bei Ebbe, wo sie dann bei steigendem Wasser ertranken. Das Monument der gefallenen Helden auf der Anhöhe erinnert an dieses dunkle Kapitel. Wo heute eine kämpferische Faust in den Himmel ragt, machen es sich ein paar junge Touristen gemütlich um im gedimmten Licht der untergehenden Sonne auf das Meer zu schauen. Mehr gibt es ohnehin nicht zu tun. Und das im positiven Sinn.

Mosambik, TofinhoMosambik, TofinhoMosambik, Tofinho

Die Menschen von Tofo

In den 5 Tagen in Tofo haben sich manche Einheimische in mein Herz geschlichen. Da ist der pfiffige Big Shack stets mit Amando an seiner Seite. Ein großes C blinkt auf seiner Kappe, auf das er gleich bei unserer ersten Begegnung hinweist. „Remember me? It’s me, Big Shack. Remember the C!“  Und das wirkt. Tatsächlich erinnere ich mich auch Tage nach meinem Aufenthalt in Tofo noch sehr gut an ihn. Immer wieder, wenn man nicht an ihn dachte – ob morgens, mittags oder auch abends – steht er vor mir „you forgot me? It’s me, Big Shack!“ Die Armbänder, die er im Angebot hat, werden längst zur Nebensache. Es wird geplaudert und gern reicht er auch Partytipps weiter. Anderswo mit mehr Chancen hätte er sicherlich eine rosige Zukunft in Aussicht. Pfiffig weist er andere Händler darauf hin, Leute nicht mehrfach anzusprechen und nicht zu penetrant zu sein. Ein „Nein“ ist schließlich ein „Nein“.

Dann ist da die Frau, die mich am ersten Tag sehr charmant zum Wasserkauf animierte. Seither stellt sie, wenn ich um die Ecke komme, schon die große Wasserflasche bereit und als sie kein Wechselgeld hat, meinte sie, ich könne auch das Wasser mitnehmen und morgen zahlen. Eine andere Frau setzt sich neben mich an den Strand. Als ich meinen Blick ihr wieder  zuwende, steht eine Schildkröte neben ihr. Die Frau schaut mich an und schweigt. Ich schaue sie verwundert und etwas entsetzt an, woraufhin sie die Schildkröte wieder einpackt und wortlos geht.

Andere Frauen mit Körben auf ihren Köpfen tauchen jeden Morgen an der Ecke nach Tofinho auf. Gekonnt balancieren sie ihre Fracht durch den Sand. Auch sie nehmen direkten Kurs auf mich, um mir dann ihre Muscheln anzubieten. Mein não entgegnen sie mit Zupfen an meinem Ohrring. „Tirar!“ Sie werden aggressiver. Aus Madagaskar weiss ich, Ohrringe werden gern rausgezogen und Tirar ist die Vorstufe ihrer Tat. Ich entkomme den geschickten Handgriffen mit einem Sprung zur Seite.

Tofo, Mosambik Tofo, Mosambik

Ein Abend im Dino’s

Die Abende verbringen wir oft mit Anja. Eines Abends nehmen wir Kurs auf das Dorfende. Anja hat das Dino’s ausgewählt. Doch Dino’s ist ein verschlafener Laden. Mehr als 1,5 Stunden warten wir auf unser simples Essen, obwohl keine weiteren Gäste zu versorgen sind. Der Kellner lehnt längst an der Wand, um ein Nickerchen zu halten, da taucht der europäische Koch mit seinen zwei Zöpfen aus der Küche auf. Das Essen ist schlecht, der Koch komplett bekifft. Er wünscht sich ein Feedback, ehrlich soll das wohl weniger sein. Denn bevor er uns ausreden lässt, zückt er drei Pralinen aus seiner ollen Hosentasche. Ich mag mir nicht ausmalen, wie lange diese dort schon bei den schweißtreibenden Temperaturen schon vor sich hinschmolzen. Das es sich bei dem jungen Rastakerl nicht um Dino persönlich handelt, können wir erahnen. Unsere Frage nach dem Namensgeber des Restaurants beantwortet er mit einem Fingerzeig zur Wand. Dort ist das Konterfei von Dino gerahmt zu bestaunen. Sicherlich liefen die Geschäfte vor seinem Ableben mal besser, glaubt man den Tripadvisor-Eintragungen. Für die nächsten Abende suchen wir uns kulinarisch bessere Alternativen und werden mit dem Sumi fündig. Japanische Küche lockt hier alle Touristen und Expats im Ort. Jeder Tisch ist besetzt.

Es ist ein stylischer Laden, geführt durch einen sehr netten Südafrikaner. Es ist St. Patricks Day, so tönt irische Musik aus den Boxen, die das ansonsten nette Ambiente doch sehr stört. Und das merkt ein älterer Deutscher. Er glaubt zu erahnen, was uns gefällt, und dreht Seeed auf, wir kommen doch schließlich aus Berlin. Er und sein Kumpel besuchen den ehemaligen Manager vom Tresor Club, der wohl hier lebt. Wir bekommen eine Empfehlung von den etwas betagteren Herren, deren Clubzeiten Anfang der 90er lagen  – am Dorfplatz vorm Markt solle eine Party steigen. So nehmen wir diesen kleinen Umweg in Kauf und sehen sort vor einer Holzbude eine Gruppe junger Touristen mit Bier in der Hand, die auf dem staubigen Boden vor dem einheimischen Publikum herumhopsen. So ganz ist diese Art von Party dann auch nicht meins, und so verschwinden wir in der Nacht. Jedes paar Augen, das mir unter dem Sternenhimmel entgegenscheint, mag mich erschrecken. Der Stromausfall hat uns wieder. Tofo ist so touristisch, um etwas im Komfort der gewohnten Annehmlichkeiten zu schwelgen, und doch auch so untouristisch, misst man die Besucherzahlen. Das authentische Mosambik findet man anderswo, hier liegt man irgendwo dazwischen.

Tofo, MosambikMosambik, Barra

Ausflug nach Barra

Am hellbeigen Sandstrand  von Tofo passiert nicht viel, aber immer ein bisschen. Immer so viel, dass es mich erstaunen lässt.  An einem Tag verlasse ich die kleine Bucht und tausche sie gegen die nördlich gelegene Ponta da Barra ein. Hier wartet ein weiteres Kleinod, das von romantisch dahingleitenden Segeln der Daus geziert wird. Auch Anja und ich werden den Tag auf einem Dau verbringen, um in der Bucht von Inhambane zu segeln. Wir speisen auf dem Boot, schnorcheln im klaren Wasser, sehen Seepferdchen, Molche und Oktopusse. Frauen stehen im knietiefen Wasser und sammeln Muscheln. Man lebt hier am und mit dem Meer. Fische und Muscheln tragen zum Lebensunterhalt bei. Mittags schauen wir uns die Schweine Insel (Pig Island) an. Unter Palmen, Mango und Cashewnuss-Bäumen sind Stroh- und Wellblechhütten verteilt. Was zwar einen Eindruck von Armut vermitteln könnte, kommt hier sehr ordentlich daher. Wir gehen zum Sportplatz, zur Kirche und auch an Kneipen und Verkaufsläden vorbei. 8000 Menschen sollen hier wohnen. So ganz können wir uns das nicht vorstellen. Und so steht diese Zahl im Raum.

Tofo, Mosambik

Tofo, Mosambik

Am späten Nachmittag zieht der Wind an. Weiße Segel ragen in die Luft und gleiten sanft über die Wasseroberfläche. Auch wenn wir Fahrt aufnehmen, so hat diese Bewegung doch etwas Entschleunigendes zugleich. Nachdem wir uns ununterbrochen unterhalten, Anekdoten der letzten Wochen ausgetauscht hatten und von unseren zwei Begleitern bereits gerügt wurden, legen wir uns auf die harten Holzbretter des Bootes und schauen schweigend in den Himmel. Da ist keine Wolke, die die Gleichförmigkeit des tiefen Blaus durchbrechen und uns etwas Schatten spenden könnte. Da ist ein kurzer Moment, der unser Konzept von Zeit aus den Fugen unserer Vorstellung wischt, weil sie im Hier und Jetzt unter der afrikanischen Sonne keine Rolle zu spielen vermag. Alles fließt, solange der Wind uns treibt, bis es am Festland wieder hakt und man sich an die Tage in Tofo mit einer beseelten Zufriedenheit zurückerinnert.

Mosambik, Tofo

Was man sonst noch wissen sollte?

  • Lage: 22km östlich von Inhambane gelegen, was von Chapas-Bussen angefahren wird und wo sich zudem ein kleiner Flughafen befindet.
    Man erreicht Tofo direkt von Maputo aus mit einem Chapas in ca. 7h vom Busbahnhof; Abholung im Fatima’s Nest möglich
  • Ausflug:
    Barra Day Trip mit Dau : 2600 MOS
  • Restaurants:
    – Zanzi Beach Restaurant (nettes Café und Restaurant am Strand)
    – Sumi (bestes Restaurantwahl, Sushi und Asiatisch)
    – Dathonga (im Ortskern mit schönem Garten und gelegentlicher Live Musik, vor allem Pizza)
    – Happi Restaurant (vegetarischer Imbiss zum Liquid Dive Adventures zugehörig, stilvolles Inventar und Garten um Pool mit Meerblick)
    – Casa Barry (Terrasse auf Anhöhe mit Strandblick)
    – Casa na Praia & Casa Azul  (direkt am Strand)
    – Dino’s Beach Bar (schlechter Service, lange Wartezeiten beim Essen)
  • Unterkünfte:
    – Casa na Praia & Casa Azul (hübsche, aber auch teure Unterkunft direkt am Strand mit eigener Terrassen)
    – Top of the Dunes (auf einer Anhöhe ca. 5 min vom Strand, günstig)
  • Tauchschulen
    – Peri-Peri
    – Liquid Dive Adventures

 

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