Alle Artikel mit dem Schlagwort: Mongolei

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Der Weg der 1000 Zweige

Nebelschwaden legen sich über den See, Frühreif  über Jurte und Wiesen. Der Khuvsgul See bereitet sich auf den Herbst vor. Und wir auf unsere Weiterfahrt. Morgens um 8 Uhr gibt das Setting eine gewisse Mystik ab. Die amerikanische Reisegruppe ist abgereist und wir sind allein beim Frühstück. Noch vor 9 Uhr verabschieden wir uns von der älteren Deutschen, deren Weg weiter nach Khovsd führt. Wir verlassen mit dem anderen Jeep nun auch leider ein Stück Orientierung. Die Strecke nach Murun finden wir noch, gibt es hier auch noch die Hilfestellung der neuen Teerstraße, die sich im Bau befindet. Doch ab Murun bewegen wir uns gen Westen auf der Suche nach den Hirschsteinen. Als wir an einer Tankstelle nach dem Weg fragen, ist mir klar, weder Fahrer noch Guide haben eine Orientierung. Und wir wollen gemeinsam allein bis zur Gobi Wüste kommen? Vielleicht verstehe ich ja auch etwas falsch. Als uns der Tankstellenwart in eine Richtung weist, war wohl unserem Fahrer noch nicht klar, dass aus einem Weg schnell mehrere Wege werden. Das ist das Gesetz …

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Muruun – Mörön – oder die kalte Stadt im Norden

Die Nacht war kurz, denn so eine Jurte kann schnell einem lauten Zeltplatz gleichen, wenn genügend Menschen in einer Jurte zusammenkommen, Wodka trinken und Volkslieder singen. Diese Jurte befand sich direkt neben unserer Jurte. Da müssen leider Ohrenstöpsel nicht nur die lallenden Männer, sondern gleich die angenehme mongolische Steppenromantik mit knisterndem Feuer mit abtöten. Noch vor 9 Uhr befanden wir uns auf der 300 km langen Strecke nach Muruun. Noch ein 10 km gepflasterter Weg begleitete uns, bevor wir ab dem Dorf Unit uns nur noch mit einer unbefestigten Straße begnügen mussten. Zum Glück hatte es nicht geregnet. Dann würde die Strecke manchmal nur schwer passierbar sein. Doch auch im trockenen Zustand kamen Körper und Geist nicht zur Ruhe und schaukelten mich in einen willenlosen Trancezustand. Zum Glück habe ich mich vor diesem Urlaub seit Jahren mal wieder mit Reisetabletten eingedeckt. Die halfen tatsächlich. Anfänglich erinnerte mich die Landschaft mit ihren kargen Hügeln und kleinen kargen Baumhainen am Fluss an die Oasenlandschaften in Marokko. Schnell gingen die Bäume und Flüsse wieder und zurück bleiben leergefegte …

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Gen Osten

Nachdem wir in der Hitze des Ofens eingeschlafen waren, weckte uns die morgendliche Steppenkälte in der Jurte. Wie auch sollte sich die Wärme halten, ist doch im Dach ein Loch. Dennoch war es eine gute Nacht. Die Ruhe und Weite begrüßte uns vor unserer Jurte. Nur eine ältere Deutsche war auch noch im Camp (mit demselben Tour Anbieter). Ansonsten gähnende Leere, was wir zu schätzen wissen. Gegen 9.30 Uhr verließen wir das If Tour-Camp und bumpten wieder eine Stunde zurück über Staub, Steine und Flussbetten zur Straße. Diese führte uns in das Kupferzentrum Erdenet. Hier kauften wir nur kurz ein. In mongolischen Städten gibt es auch nicht viel zu sehen. Immer erst ein heruntergekommenes Industriegebiet, in diesem Fall mit vorgelagerter Kupfermine, dann die 70er Jahre Ost-Plattenbauten, ebenso heruntergekommen, und dann an den Hügeln und Ausläufern der Stadt die „Einfamilienhäuser“ – viele kleine eingezäunte Grundstücke mit Holz- oder Steinhäuschen, hierzu ein buntes Dach (grün, blau, rot gelb…) und dann eine Jurte davor. Ich liebe diesen Anblick. Der macht die hässlichste Stadt irgendwie heimelig. Nach Erdenet, wo …

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Jurtenromantik

Als mich um 7.30 Uhr der Wecker aus dem Schlaf riss, stellten sich mir zwei Fragen. Warum klingelt heute der Wecker (im Glauben, es sei noch immer Wochenende)? Und verdammt noch mal, wo bin ich hier? So etwas kannte ich nur vereinzelt von längeren Reisen, morgens aufzuwachen, und schlaftrunken zu überlegen, in welchem Ort man eigentlich sei. Heute nun begrüßte mich der Morgen also schon mit so einem Total-Blackout. Ich sah mich im Raum um und überlegte sicherlich eine Minute, bis ich so langsam meine Orientierung wiederbekam. Ich hätte heute wohl noch bis mittags schlafen können, die fehlende Nacht machte sich bemerkbar. Schlaftrunken begaben wir uns nun mit Boums Leuten – Battuul, unser weiblicher Guide, und dem Fahrer Njam auf gen Norden und dann Westen. Gestern hatte es abends noch geregnet. Im Frühstücksraum sitzende Amerikaner wollten deswegen sogar ihre heutige Tour absagen. Wenn man immer nur auf Sonne wartete, könnte man nie losfahren. Aber dennoch war das Wetter gemischt. Die ersten Kilometer waren eher etwas trüber und kühler. Am nördlichen Ende der Stadt auf dem …

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Ostromantik im Fernen Osten

Seit wie vielen Jahren hat es mich nicht mehr gen Osten getrieben – Osteuropa einmal ausgenommen? Vor über 12 Jahren. Warum jetzt in das mir sprachlich und kulturell nicht vertraute Gebiet eintauchen? Weil es ein Kindheitstraum ist und Träume wollen in der gefühlten Mitte des Lebens erfüllt werden. Die Transsibirische Eisenbahn muss zwar noch warten, aber die Light-Variante gibt mir schon einmal einen Eindruck. Und Wladiwostock kann noch folgen. Noch 30 Minuten sind es bis zu unserem Landeanflug auf Ulaanbataar. Den mongolischen Luftraum haben wir bereits betreten, aber noch nicht das Land, die bergige Steppe. 7 Stunden Flugzeit liegen hinter uns. Leicht turbulent, aber mit hochsensiblem Personal an Bord. So war weder Toilettengang noch sonst irgendeine Aktivität, die nicht im aufrechten, angeschnallten Sitz vollbracht werden konnte, strictly forbidden. Und das ist Folter in einem Flieger, dessen Sitzreihen förmlich aneinander geklebt zu sein scheinen – zumindest die lukrativen Fensterreihen. Unsere Sitzreihe laut Bordkarte hatten wir zu dem Zeitpunkt schon längst verlassen. Die fehlende Flexibilität des Sitzes trieb Lars schier in den Wahnsinn. Und dann noch die …