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Muruun – Mörön – oder die kalte Stadt im Norden

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Die Nacht war kurz, denn so eine Jurte kann schnell einem lauten Zeltplatz gleichen, wenn genügend Menschen in einer Jurte zusammenkommen, Wodka trinken und Volkslieder singen. Diese Jurte befand sich direkt neben unserer Jurte. Da müssen leider Ohrenstöpsel nicht nur die lallenden Männer, sondern gleich die angenehme mongolische Steppenromantik mit knisterndem Feuer mit abtöten. Noch vor 9 Uhr befanden wir uns auf der 300 km langen Strecke nach Muruun. Noch ein 10 km gepflasterter Weg begleitete uns, bevor wir ab dem Dorf Unit uns nur noch mit einer unbefestigten Straße begnügen mussten. Zum Glück hatte es nicht geregnet. Dann würde die Strecke manchmal nur schwer passierbar sein. Doch auch im trockenen Zustand kamen Körper und Geist nicht zur Ruhe und schaukelten mich in einen willenlosen Trancezustand. Zum Glück habe ich mich vor diesem Urlaub seit Jahren mal wieder mit Reisetabletten eingedeckt. Die halfen tatsächlich.

Anfänglich erinnerte mich die Landschaft mit ihren kargen Hügeln und kleinen kargen Baumhainen am Fluss an die Oasenlandschaften in Marokko. Schnell gingen die Bäume und Flüsse wieder und zurück bleiben leergefegte Hügel und die endlosen Sand- und Graspisten.

Auch heute gab es nicht die Piste. Jeder Jeep sucht sich hier seinen Weg, und so findet man Spuren an Spuren. Hinter dem Ort Ikh-Uul hielten wir an einer Hütte, in der wir unser eingepacktes Mittag aßen. Es wurde wolkiger und zunehmend Kühler. Man könnte auch sagen, man fühlt, wie die sibirische Kälte sich langsam über unseren Weg zieht. Wir machten noch einige weitere kleine Stopps – auch an Ovoos. Nach 7 stündiger Fahrt erreichten wir die kälteste Stadt – Muruun. Wir suchten zunächst unser Hotel 50°100° auf. Zentral gelegen mit mächtig viel heruntergekommenen Ostcharme, hat es seine besten Tage bereits hinter sich, obwohl es laut Battuul erst letztes Jahr renoviert wurde. Da ging wohl das Geld für einen Innenausstatter aus. Gardinen als Couchdecke, blinkernde Deckenbeleuchtung, mit Teppich überdeckte Löcher, glitzernde Tapete und alles in Gold-Braun gehalten. Und das alles zu einem stolzen Preis. Wir scheinen eine Suite zu bekommen, da Battuul den Manager kennt. Das neuste am Hotel ist das gut funktionierende Wifi.

Gerade als wir in die Stadt gehen wollten, begann es zu regnen. Die Atmosphäre erinnerte mich dadurch wieder sehr an die in Ushuaia letztes Jahr. Wenig Plattenabuten zieren die Stadt. Vielmehr viele kleine bunte Holzhäuser mit Holzzäunen. Hinzu kommen die Strommäste und staubigen Straßen. Und um den Ort herum erheben sich die Berggipfel, die auch vor 2 Wochen schon Schnee bedeckt waren und in den nächsten Tagen wieder Schnee erwarten sollen. Das Setting hat irgendwie etwas Düsteres, Surreales. Es gibt eigentlich nichts in dieser Stadt zu sehen. Wir laufen die Straßen hoch und runter, aber alles gleicht sich in diesen staubigen Straßen. Wir besuchen den Markt und Town Square mit Denkmal. Die Trostlosigkeit dieser Stadt wurde hier noch überboten. Neugepflastert liegt dieser Platz, der Treffpunkt für die Bewohner sein soll, leblos brach. Keine Menschenseele veirrt sich hierher. Weshalb auch soll man hier verweilen, keine Bänke, keine Pflanzen, die einladen, sich hier zu einem Plausch niederzulassen? Nur in einer Ecke des Platzea wartet ein Bungeetrampolin auf zahlende Gäste, die ausbleiben. Murun ist ein Aimagzentrum mit 36.000 Einwohnern. Die Supermärkte wirken leergefegt und wenn man ein Produkt aus dem Regal nimmt, liegt sein Verfallsdatum schon hinter uns. Wir verweilen hier nur eine Nacht, treffen auf eine junge Deutsche in der trostlosen Touristeninformation, die sich wahrlich über unseren Besuch freut. Drei Monate arbeitet sie hier. Es gibt schönere Plätze auf dieser Erde. Ein Aimagzentrum gleicht sicherlich dem anderen und so atmen wir durch, dass es uns morgen in den Norden an den Khuvsgul-See zieht, das Kapital der Mongolei – ihre Natur.

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