Alle Artikel mit dem Schlagwort: Nordkorea

Myohyang-Gebirge

Nordkorea Diary – Im Myohyang-Gebirge

Eine zu Eis erstarrte Mittelgebirgslandschaft umgibt uns, als das Auto plötzlich hält. Song Guk, einer meiner beiden Guides, winkt mich nach draußen. Seine Kollegin Lim bleibt überraschend beim Fahrer im Auto zurück. Hier gilt kein Vier-Augen-Prinzip mehr. Vor uns liegen große Kasernenanlagen. Schreie tönen über das Gemäuer. Bilder fügen sich allein aus den Geräuschen in meinem Kopf zusammen. Eine ungewöhnliche Wanderung im Myohyang-Gebirge Irritiert frage ich Song Guk, ob wir hier jetzt wandern wollen. Er nickt und marschiert schon schnellen Schrittes davon. Ich stolpere auf den gefrorenen Wegen, die nicht gestreut sind, hinter ihm her. Frostiger und grauer könnte eine Landschaft nicht wirken, ihr Antlitz von Eis überzogen, meine Wahrnehmung von der Starre in meinen Adern geprägt. Das Blut schießt mir in den Kopf, verliere immer wieder den Halt auf den spiegelglatten Wegen, klare Gedanken habe ich längst verloren. Als wir uns der Kaserne nähern, schießt mir nur noch ein „das war’s Madlen“ durch den Kopf. Hier kannst Du von der Bildfläche dieser Welt verschwinden und niemand bekommt es mit. Vielleicht war ich doch zu naiv, als ich dachte, meinen …

Nordkorea, Silvester in Pjöngjang

Nordkorea Diary – Pjöngjang zum Jahreswechsel, Juche 109

Ein Fluss, ein Boot, eine Band, ein prächtiges Feuerwerk am Ufer – Silvester wie es überall stattfinden kann. Dass ich in Pyongyang bin, kann ich an jenem Abend schnell vergessen. Mal erfüllt die „DPRK“ alle Vorurteile, mal überrascht sie auch. Vier Tage bin ich bereits in einem Land, das ich nicht zu fassen bekomme. Mimik, Gestik, Zwischentöne sind nur kleine Anhaltspunkte, um hinter die Fassaden zu schauen. Der Interpretationsspielraum ist groß. Wir sehen immer das, was wir sehen wollen. Tatsächlich denke ich oft, das hier ist wie die DDR – nur krasser. An jenem Silvesterabend auf dem Boot finde ich mich in einer Parallelwelt wieder, die wenig mit Pjöngjang und noch viel weniger mit der Land Nordkorea zu tun hat. An den Tischen vor der Bühne, auf der zwei Stunden vor Mitternacht eine Frauenband im Krankenschwester-Look auftritt, das wohl sexy wirken soll, sitzen ausländische Touristen und Nordkoreaner, die es sich leisten können. Über Preise spricht man hier nicht. Eigentlich war vorgesehen, den Abend auf dem nahen Kim Il-sung-Platz zu verbringen, doch die angekündigten -16 Grad ließen …

Pjöngjang, Nordkorea

Nordkorea Diary – Pjöngjang, eine Insel

Ich sitze im Transit in Peking. Körper und Geist befinden sich in einem undefinierbaren Raum. Der Jetlag tut sein Übriges. Die Fülle, die mich in Peking schlicht überrollt, wird bald einer Leere weichen. Diesen Hohlraum will ich mit Gedanken füllen. Keine Reize die mich ablenken könnten. Das klingt kontemplativ – ein bisschen nach Kloster. Davon bin ich jedoch weit entfernt. Dennoch führt mich die vor mir liegende Reise hinter Mauern. Mit 2000 EUR in der Hosentasche durch Peking Mit knapp 2000 EUR bar in der Tasche laufe ich an jenem zweiten Weihnachtsfeiertag völlig übermüdet durch die Straßen Pekings. Ich bin seit mehr als 24 h auf den Beinen. Für jeden Kriminellen wäre ich in diesem Zustand ein einfaches Opfer. In einer kleinen Seitenstraße in der Nähe des Ritan Parks liegt eine Einkaufspassage, in die sich wohl nur wenige Touristen verirren. Hier liegt im Untergeschoss das Yi Beiping Beijing Story Restaurant, in dem ich mit Ri Jong verabredet bin. Er wird mir bei einem Essen mein Visum gegen eine Gebühr von 50 EUR aushändigen und außerdem …

Nordkorea

Zehn Tage in Nordkorea

Du warst kürzlich für zehn Tage in Nordkorea. Wie kam es denn dazu? Michael: Dieser weiße Fleck auf der Landkarte hat mich schon seit langem fasziniert. Das wohl abgeschotteste Land der Welt, das man gemeinhin nur mit negativen Nachrichten verbindet, übte da seinen ganz eigenen Reiz aus. Ich habe schon eine Weile lang online Reiseberichte und Fotoalben verfolgt und wurde immer neugieriger. Allzu kompliziert dort hinzukommen schien es ja dann doch nicht zu sein. Letztendlich beschloss ich dann, mir dieses Jahr im August mal selbst ein Bild davon zu machen. Wie kommt man denn da überhaupt rein? Und wie schwierig ist es erstmal ein Visum zu bekommen? Michael: Das geht überraschend einfach. Man bucht über eine spezialisierte Reiseagentur eine geführte Rundreise, und sobald der Antrag darauf von KITC (der dortigen Tourismusbehörde) genehmigt ist, kann man mit der Bestätigung ganz einfach bei der Botschaft in Berlin antanzen und sein Visum abholen. Das hat bei mir gerade mal 20 Minuten gedauert. Ich bin da mit Pyongyang Travel aus Berlin sehr gut gefahren. Eine geführte Rundreise? Als Individualreisender hat …