Alle Artikel mit dem Schlagwort: travel

Nordkorea

Zehn Tage in Nordkorea

Du warst kürzlich für zehn Tage in Nordkorea. Wie kam es denn dazu? Michael: Dieser weiße Fleck auf der Landkarte hat mich schon seit langem fasziniert. Das wohl abgeschotteste Land der Welt, das man gemeinhin nur mit negativen Nachrichten verbindet, übte da seinen ganz eigenen Reiz aus. Ich habe schon eine Weile lang online Reiseberichte und Fotoalben verfolgt und wurde immer neugieriger. Allzu kompliziert dort hinzukommen schien es ja dann doch nicht zu sein. Letztendlich beschloss ich dann, mir dieses Jahr im August mal selbst ein Bild davon zu machen. Wie kommt man denn da überhaupt rein? Und wie schwierig ist es erstmal ein Visum zu bekommen? Michael: Das geht überraschend einfach. Man bucht über eine spezialisierte Reiseagentur eine geführte Rundreise, und sobald der Antrag darauf von KITC (der dortigen Tourismusbehörde) genehmigt ist, kann man mit der Bestätigung ganz einfach bei der Botschaft in Berlin antanzen und sein Visum abholen. Das hat bei mir gerade mal 20 Minuten gedauert. Ich bin da mit Pyongyang Travel aus Berlin sehr gut gefahren. Eine geführte Rundreise? Als Individualreisender hat …

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Am höchsten Punkt des Pamir Highways – von Pässen, Yaks und dem Karakulsee

Wir haben noch nicht den 4344 m hoch gelegenen Khargush Pass erreicht, als sich vor uns in der staubig-steinigen Landschaft eine Autoschlange auftut. Als wir uns nähern, bemerken wir zwei Laster, die die Straße verstopfen. Emsig bewegen sich Männer um den LKW. „Wieder diese chinesischen Trucks!“ stöhnt unser Fahrer Zafar. Es ist nicht das erste Mal, dass er seinen Unmut über die viel zu mächtigen Laster für die schlechten Straßen äußert. Doch dieses Mal verstehen wir selbst, was solch ein Gefährt anrichten kann. Nachdem der erste Truck in der Schlange weiter rollt, heben die Männer Steine aus der Umgebung auf die Straße, um dem tiefen Sand ein bisschen Stabilität zu verleihen. Doch so richtig mag das Vorhaben bei diesem Truck nicht gelingen. Beim vierten Anlauf verliert Zafar die Geduld und weiss, seine vier Räder im unwegsamen Gelände zu nutzen. Und so holpern wir offroad an der Schlange vorbei. Kein Auto wird uns auf den nächsten Kilometern einholen, wenn wir wieder Fotostopps einlegen, um die wahnsinnig schöne Landschaft in Bilder einzufangen. Unsere Fahrt über den Khargush Pass Auf …

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ITB is calling – oder gleich die ganze Welt

„I am meat addicted“ schallt es mir in Halle 20 entgegen. Es ist Freitagnachmittag, meine zwei letzten Gesprächspartnerinnen sitzen mir gegenüber und wie ich sehe, es geht ihnen ähnlich wie mir. Nicht dass ich als Vegetarierin meat addicted wäre, aber Hunger und Durst habe ich auch. Die Konzentration lässt bei meinem Gegenüber genauso nach wie bei mir. „Adventure, Culture and Meat, Meat, Meat.“ Wir lachen ein bisschen zögerlich, vielleicht ein wenig zu verhalten für den Geschmack der Marketingchefin. „You don’t like meat?!“ stellt sie nach einigen Minuten des Herumspäßelns fest. Dass es vegetarische Currys in ihrer Stadt gäbe, ergänzt sie. Aber hier in Berlin habe sie noch kein Steak gegessen, die beiden Damen sind definitiv auf Fleischentzug. Dem sollen oder wollen wir Abhilfe schaffen und so packen wir unser Smartphone aus, um ihnen die Adressen der nahe gelegenen Maredos und Block Houses zu verraten. Nachdem das auch erledigt war, gingen wir nicht minder erledigt in die Halle 17 – nach Tirol. Hier erwartete uns ein schönes Get-together und ein Wiedersehen mit vielen Gleichgesinnten, die von nicht minder …

Farben

Colours – Farben der Welt

Was wäre die Welt ohne Farben? Was wäre, wenn sich Himmel und Meer nicht unterschieden? Wenn kein Horizont die Konturen zeichnen täte? Wir würden uns in einem Dunstkreis der Farblosigkeit verlieren. Was sonst unterscheidet, wäre nun gleich. Was ich auf meinen Reisen einfange, gehört meist der braunen, blauen oder grünen Farbwelt an. Doch wo steckt das Gelb, wo das Rot? Schaue ich einfach nicht hin oder suche ich bewusst die erdigen Töne? Daher stand ich vor einer wahren Herausforderung, als ich von Claudi das Blogstöckchen fing und mich auf das Spiel „Reisen nach Farben“ einließ. Und nachdem ich fast aufgeben wollte, besann ich mich auf meine letzte Reise – mit der Transsib – und vor mir erleuchtete ein wahres Farbenspiel. Und so will ich Euch in meine Bilderwelt von Moskau noch Peking entführen. Nein, ich beginne nicht in Moskau mit ROT. Das wäre doch irgendwie zu einfach… Weiß Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert  überrascht mit ihrer weißen Strahlkraft so wie der gesamte Kreml in Kasan. Einst wurde hier auf Befehl des Zaren eine kleine hölzerne Kirche in …

Transsib Zug Nummer 4

Zug Nummer 4 – und einmal durch die Mongolei. Transsib Teil 6

ENGLISH VERSION HERE Um 13.15 Uhr rollt Zug Nummer 4 in den Bahnhof Ulan-Udès ein. Und erst jetzt, als ich zum ersten Mal den berühmten Schriftzug Moskau-Ulaan-Baatar-Peking auf unserem Waggon erblicke, der chinesische Schaffner die Treppenstufen hinabsteigt und uns auf Englisch begrüßt, bin ich ein bisschen… ja, ergriffen. Jetzt sind wir drin, in der berühmten Transmongolischen Bahn. Jetzt geht es durch die ewige Steppenlandschaft und Weite der Mongolei nach China. Und der Zug spuckt endgültig mehr Touristen als Einheimische aus – ein paar Quoten-Chinesen und –Russen gibt es dennoch in unserem Waggon. Zug Nummer 4 begrüßt uns mit hellem Plastik an der Wand und wirkt dadurch trotz abgegriffenen Aussehens freundlich. Die Pflege scheint dennoch irgendwo auf der Strecke von Moskau nach Ulan-Udè geblieben zu sein, denn was die russischen Provodnizas alles putzten und polierten, liegt hier im Schmutz: ob Teppiche, Tischchen, Bänke. Eine dicke Staubschicht, wohin man auch im Abteil schaut. Auch zur verteilten Garnitur gehört nur noch die Bettwäsche, aber kein Handtuch. Das Bad ist überschwemmt und stinkt nach Urin, Klopapier ist wohl ebenso …

Ulan Ude

Über Ulan-Udè, Bator und unseren letzten Tag in Russland. Transsib Teil 6

ENGLISH VERSION HERE Ein kleiner Schreck durchfährt uns, als wir an die Anzeigetafel der Bahnhofshalle in Irkutsk nach unserem Zug schauen. Die Nummer 2 ist nirgends zu finden. Anstatt unseren Reiseplan zücken wir nun unser Ticket und finden heraus, es ist doch Zug Nummer 8 von Novosibirsk nach Wladiwostok und der hat bereits eine kleine Verspätung. Im Zehn-Minuten-Takt schraubt sich diese Verspätung immer weiter nach oben. Salamischeibentaktik zur Beruhigung der Passagiere. Gerade als wir am Schalter nach der wirklichen Abfahrtszeit fragen wollen, kommt die Ticketverkäuferin hinter ihrem Schalter vor und in die Wartehalle gelaufen. Freudig verkündet sie uns „Put adin!“ (Bahnsteig 1). Auf Bahnsteig 1 wartet bereits unsere Provodniza – diese kommt nicht ganz so streng daher und ringt sich ein Kichern und Lachen ab. Als es später bei unseren Fragen umständlich zu werden droht, verliert sie leider auch dieses und so bleibt unser Eindruck von den russischen Schaffnerinnen eher getrübt. Anders von unseren Abteilnachbarn, die mit Händen und Füßen, Wörterbüchern und Handyübersetzungstools uns die wichtigen Informationen geben. Es geht doch, man muss eben bemüht …

Baikalsee

Am Baikalsee. Transsib Teil 4

ENGLISH VERSION HERE Vor genau einem Jahr stand ich am Khuvsgul See, der kleinen, mongolischen Schwester des bekannten Baikalsees und war so beeindruckt – vom kristallklaren Wasser, von den mit Lärchen bewachsenen Bergen, die sich im See  widerspiegelten und der absoluten Ruhe und Einsamkeit. Ich wollte unbedingt die große Schwester kennenlernen, die sich jenseits der Grenze auf der russischen Seite befindet. Ich wollte nach Sibirien, die nächste Sommerreise sollte an den Baikalsee gehen. Genau auf den Tag genau ein Jahr später sitze ich in einem Marschroutentaxi irgendwo auf der Strecke zwischen Irkutsk und Olchon. Ich habe die bequeme Bahn eingetauscht gegen einen unbequemen Minivan, der seine besten Tage längst hinter sich hat. Die besten Tage sollte ich noch vor mir haben, denn mein Herz fängt ganz plötzlich an zu glühen. Während wir über die etwas holprige Teerstraße fahren, entspannen sich meine Muskeln, vom Gesicht bis in die Füße. Jetzt beginnt Urlaub. Jetzt beginnt mal das Innehalten. Jetzt beginnt das Begreifen, wo ich wirklich bin. Ich halte es da wie Timmerberg, man braucht immer drei Tage, …