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Du kommst mir doch bekannt vor – Wiedersehen in Panama

Bastimentos_TioTom

Gestern noch in einem ehemaligen Militärcamp von Noriegas militärischer Spezialeinheit mitten im panamaischen Urwald. Ruhe, Einsamkeit, rationierter Strom und Wasser. Die einzigen Menschen neben uns, eine indianische Familie vom Naso Stamm und zwei Ranger, die gemeinsam das heutige Touristencamp WEKSO betreiben.

Das ehemalige Noriega-Camp WEKSO

Das ehemalige Noriega-Camp WEKSO

Das ehemalige Noriega-Camp WEKSO

Das ehemalige Noriega-Camp WEKSO

Ein Tag später: Ein Gefühl wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Das komplette Kontrastprogramm. Amerikanische Surf- und Partytouristen bevölkern die karibische Inselwelt von Bocas del Torro. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. US-amerikanische Springbreak Partys kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen. Hier sind wir jetzt mittendrin. Bar an Bar, Hostal an Hostal. Die Straßen sind von partywilligen Touristen mal mit Surfbrett, mal mit Blondine oder auch mit beidem unterm Arm bevölkert. Nach dem zweiten Durchatmen würde ich diese Aussage zwar etwas revidieren, Ruhe und Entspannung an karibischen Stränden hatten wir uns jedoch wirklich anders vorgestellt. Aber vielleicht ist dies der richtige Ort, um das Gleichgewicht auf den Wellen herauszufordern – let’s start to surf!

 

Doch erst einmal ankommen. Aber wo finden wir nur unsere erhoffte Ruhe? Schnellen Schrittes gehen wir zum Bootssteg und nehmen uns ein kleines Motorboot nach Bastimentos. Die kleine Insel liegt nur wenige Minuten vom Trubel entfernt. Wir legen an und eine herzliche, ruhige Atmosphäre strömt uns entgegen. Zielstrebig suchen wir das Hostal Beverly’s Hill auf. Das schön am Hang gelegene Guest House wird von einem britischen Ex-Punk und seiner kolumbianischen Freundin betrieben. Herzlich werden wir von den beiden begrüßt und beziehen eine der liebevoll eingerichteten Hütten.

 

Eine Fahrt auf dem Floss vom Camp WEKSO

Eine Fahrt auf dem Floss vom Camp WEKSO

Schnell finden wir heraus, dass oben auf unserer Unterkunft noch eine weitere Einheit aufgebaut ist, die aktuell von einem deutschen Pärchen bewohnt wird. Mit den beiden tauschten wir uns kurz im Garten aus. Sie ist gleich ganz offen und gesprächig, eben ganz Kölnerin. Er eher wortkarg und zurückhaltend. Sein Verhalten finden wir zunächst sonderbar; aber das macht ja nichts. Nach dem Aufeinandertreffen schauen Maria und ich uns an und sagen, den kennen wir doch. Ich antworte, dass ist doch der Schauspieler von „Goodbye Lenin“, der Typ aus dem Kino. Maria ist skeptisch. Irgendwann hatte ich auch schon mal Egon Krenz irgendwo entdeckt, und seither ist sie manchmal im Zweifel, wie gut ich Personen des öffentlichen Lebens erkenne. Doch passen hier Aussehen und Verhalten wirklich gut zusammen.

Diskutierend gehen wir weiter zur Rezeption um unser Frühstück für den kommenden Morgen hier im Guest House zu organisieren. Schnell ist alles geklärt, Frühstück ist möglich. Nun noch kurz im Gästebuch registrieren. Als die beiden Besitzer erkennen, dass wir in Berlin leben, outet sich die kolumbianische Schönheit als großer Beatsteaks-Fan und vertraut uns zu unserer Überraschung gleich auch ihre schmutzigen Backstage-Träume an. Was sie nicht wissen kann, einer der Manager der Band zählt zu meinem Bekanntenkreis, dem ich später schmunzelnd von ihren Phantasien berichte.

Bocas del Toro

Bocas del Toro

Seesterne gabe es schon im Hafen bei unserer Ankunft zuhauf

Seesterne gabe es schon im Hafen bei unserer Ankunft zuhauf

Weshalb haben wir nach Bastimentos übergesetzt? Ruhe. Ja, Ruhe in der Nacht. Doch ab 20 Uhr änderte sich auch hier die Situation. Die Disco der Insel beschallte den Hügel, auf dem unser Hostal lag, mit besten Merengue- und Salsa-Rhythmen. Da wir selbst regelmäßig Salsa tanzen, genossen wir in der ersten Stunde den Sound und bekamen Lust aufs Hüftenschwingen. Also noch mal raus und schauen, wo die gute und zu laute Musik ihren Ursprung hat. Am Ende des kleinen Weges lag die Lärmquelle: eine Open-Air-Disco mit riesigen Boxentürmen. Die unerträgliche Lautstärke der Musik führte dazu, dass neben dem DJ höchstens eine Handvoll einheimischer Gäste anwesend war. Schnell verließen wir die Disco und drehten eine kleine Runde über die Inselpromenade, aßen in einem auf einem Steg romantisch gelegenen Restaurant und landeten wieder in unserer Unterkunft. Es wurde eine schlaflose Nacht und dies lag nicht an den tropischen Temperaturen. Die Musik blies unentwegt gegen den Hang, an dem unsere Hütte lag, und so verbrachten wir unausweichlich eine indirekte Clubnacht – total gerädert starteten wir in den nächsten Morgen.

Unausgeschlafen aber voller Tatendrang wollten wir im Hostal frühstücken, doch die Besitzer lagen noch im Vollrausch in ihrem Haus und nur ihre Kinder rannten im Garten umher. Also nichts wie los und einen geeigneten Ort zum Frühstücken finden. Wenige Meter weiter auf einem Steg lag die Pension Tio Tom, betrieben von zwei Potsdamern. Das Frühstück war vorzüglich und hier auf dem Steg mit Blick aufs Wasser tankten wir Energie für unsere ersten Ausflüge. Aber zurück zum Thema. Die Welt ist wirklich ein Dorf. Am Nebentisch saß ein Pärchen in unserem Alter und ich dachte: Ihn kennst du doch, oder? Aber woher? War das nicht der Typ von dem Plakat in unserem Büro? Doch schneller als gedacht, verschwand er wieder in seinem Zimmer.

Red Frog Beach auf Bastimentos

Red Frog Beach auf Bastimentos

 

Bastimentos

Bastimentos

Als der Besitzer an unseren Tisch kam, fragte ich nach dem Namen, aber er kannte ihn nicht, woraufhin ich ihn fragte, ob er nicht vielleicht Musiker sei. Kopfschütteln meines Gegenübers. Der Besitzer rief ihm laut durch die dünne Wand zu: „I didn’t know you are a rock star?“. Aus der Dusche darüber kam die Antwort „Why?“. Ich mischte mich nun ein und frage ihn, ob er nicht Gero oder Markus aus Berlin kennen würde. Und schon stand der Herr mit einem Handtuch um die Hüften auf dem Steg im Restaurant. „Klar kenne ich die beiden, der eine ist mein Booker und der andere mein ehemaliger Promoter in Deutschland.“ Ich sagte ihm, beide seien gute Freunde von mir und in Vorbereitung für seine kommende Deutschlandtour hätte meine Grafikerin die Promotion-Materialien und Poster gerade hergestellt. Witzig! Moneybrother oder Anders Olof Wendin, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, habe ich zuvor nur auf einer Bühne in einem Berliner Club gesehen. Und jetzt trifft man den Schweden hier auf einer kleinen Insel in der Karibik – alter Schwede. Gemeinsam frühstückten wir und tauschten uns über Reisen, Musik und unsere gemeinsamen Freunde aus.

Doch sind solche Begegnungen uns doch allen schon passiert. Ich ließ die verschiedenen Zusammentreffen am Ende der Reise noch einmal Revue passieren. Und als wir gerade am Flughafen von Panama City nach San Blas einchecken wollten, entdeckte ich einen Freund meines Bruders, der gerade auch auf dem Weg dorthin war. Gemeinsam stießen wir mit bestem panamaischen Kaffee auf diesen Zufall an. Ich erzählte ihm von meinen vorherigen Begegnungen und wir schmunzelten gemeinsam – die Welt ist wohl doch nur ein Dorf.

 Wir reisten gemeinsam einen Monat zum Jahreswechsel 2007/2008 durch Panama. Geschrieben Lars Dörfel.

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