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Yo voy pa’ Cali

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Schnell packen wir unsere Sachen und wollen nur noch weg aus Popayan. Wir fahren nach Cali – Sommer, Sonne und Großstadt. Schnell zahlen wir einen Collectivo, doch das Gefährt sieht man leider erst immer, nachdem man bezahlt hat. Wir haben wieder mal das schäbigste Auto abbekommen. Maximalgeschwindigkeit ist 70 h/km – immerhin. Der Wagen will schneller, als unser Fahrer, und so setzt er sich bereits in Gang, als der Fahrersitz noch leer ist. Mit einem Satz hält Lars die Bremse gedrückt, die Handbremse ist unauffindbar. Ein anderer Passagier quetscht sich derweilen auf den Fahrersitz und hält so lange gedrückt, bis der Fahrer kommt. Und nun kann’s los gehen. Der letzte leere Platz wird noch versucht, an den Mann zu bringen, aber vergeblich.

Die Straße nach Cali ist von Militärposten gespickt. Immer wenn man denkt, noch mehr Militär und Polizei geht nicht, überrascht der kolumbianische Staat. Geld ist da – genug zum Schutz der Bevölkerung und auch der Gäste. Immer wieder werden wir durchgewunken. Fast jeder Ort hat mehrere Militärposten. Wir fahren gemütlich und ruckelig durch die hügelige und sehr grüne Region. Gerade sind wir alle sehr entspannt, da rennt ein kleines Kind, ca. 4 Jahre alt, direkt vor unserem Kleinbus auf die Straße. Dieser zieht abrupt nach links. Das Kind hat so ein sehr knappes Glück – und dios an seiner Seite. Der Schock sitzt tief, und noch heftiger wird sich nun im Auto bekreuzigt. Ein angefahrener Hund bleibt dann nur noch Nebensache auf unserer Fahrt.

Als wir auf die Autobahn gen Cali abbiegen, nimmt die Militärpräsenz ab. Wir denken gerade, es wird nun entspannter, da erfasst uns ein wahres Armeebatallonaufgebot vor den Toren Calis. Gleich die erste Truppe hält nun auch unseren Bus an. Als Ausländer wird man ja meist nicht beachtet und als Frau erst gar nicht. Doch dann beginnen sie schnell Lars abzutasten und ihn auf Spanisch zuzutexten. Der Pass irritiert. Deutsche? Als sei das so unüblich. Nachdem ich mich beim Übersetzen einmische, gerate ich selbst als ausländische Frau ins Visier. Zum Abtasten haben sie gerade keine Frau parat, aber zum Dokumentencheck reicht es alle Male. Und wie interessant es ist, sich durch die Vielzahl an Stempel zu arbeiten. Was mögen sie in diesem Moment denken, als sie erkennen, wie viele kolumbianische Einreisestempel bereits im Pass sind – und dann noch einer von 6.12.2011 und einer vom 13.12.2011. Der jüngste Militär wiederholt immer wieder „Son Alemanes“ als wären wir Außerirdische. Das irritiert tatsächlich inzwischen auch uns.

Die Stadt beginnt schön und zeigt zunehmend ihre Schattenseiten. Langsam möchte ich den Terminal mal erreichen, aber Cali ist nun mal wieder eine Großstadt, und so dauert es seine Zeit. Endlich angekommen nehmen wir uns ein Taxi nach San Antonio. Das Viertel hat schöne Kolonialhäuschen, aber ist umzingelt von beschissenen Neighborhoods – auf dem ersten Blick zumindest. Das Hostel Jovita hat einen netten Hof, aber irgendwie fühlten wir uns nicht wohl und der dunkle Raum war seine 50.000 Pesos auch nicht wert. Wir telefonieren mit dem Iguana Hostel in Santa Monica und haben Glück. Dort ist noch ein Raum frei. Schnell fahren wir hin und fühlen uns hier auch gleich wohler. Den Abend lassen wir auf der Dachterrasse ausklingen. Aus der Ferne sind wieder “Schüsse” zu vernehmen, dazu mischen sich Grillen und Autolärm.

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