Alle Artikel in: Chile

Antarktis

Antarktis – Tipps für eine Reise ins Eis mit der MS Midnatsol

Das Finanzamt kennt die Berufsbezeichnung „Abenteurer“ nicht. Mit diesem Satz bringt mich Arved Fuchs, der deutsche Polarexperte, Abenteurer und Publizist, wie ihn übrigens auch das Finanzamt führt, zum Schmunzeln und zugleich zum Nachdenken. Für uns alle ist die Antarktis auf dem bequemen Expeditions- und Kreuzfahrtschiff MS Midnatsol ein „kleines Abenteuer“. Abenteuerlich ist die Destination und sind die Bedingungen, die dort vorherrschen. Abenteuerlich ist auch, dass es sich mit der Antarktis um einen unbewohnten Ort handelt, auf den niemand einen Anspruch hat. Und ja, die Antarktis kennt keine Menschen, wir sind alle nur Besucher. Wie oft auf Reisen, ist es nicht nur das Ziel selbst, das mich begeistert, sondern auch das große Kopfkino, das, was das Gesehene, die Bilder, mit einem macht. Die Gedanken während und nach der Reise, sind nicht minder prägend. Viele Gedanken entstehen allein daraus, aber auch aus dem Austausch mit anderen Reisenden und den Vorträgen. „Das Abenteuer beginnt im Kopf, da muss die Bereitschaft vorhanden sein, aufzubrechen.“ Immer wieder betont Arved Fuchs, den unbedingten Willen, Grenzen zu sprengen, äußere und vor allem …

Palast La Moneda

Santiago de Chile unter einer Dunsthaube

Die Gipfel der Anden, die Santiago de Chile einrahmen, verlieren sich im Dunst der Stadt. Immer wieder fallen meine Lider zu, während sich spanische Fetzen durch meine Gehörgänge bohren. Ich fühle mich irgendwie wieder zuhause, obwohl ich noch nie in Chile war. Aber die Füße auf den südamerikanischen Kontinent zu setzen, ist immer wieder wie ein „Zurückkommen“ – egal in welches Land. Dass ich 2016 hier landen würde, war nicht vorhersehbar und auch nicht geplant. Eigentlich wollte ich ein Jahr pausieren, einen Bogen aus persönlichen Gründen darum machen, und dann kam alles anders. Weil eine Reise, die ich mir nicht erträumte, genau hier ihren Anfang finden sollte. Weil ich in Kürze schon Südamerika wieder verlasse, um zu den Ufern eines anderen Kontinents aufzubrechen: der Antarktis. Santiago de Chile vom Gipfel des Cerro San Cristóbal Nur wenige Stunden bleiben, bis ich wieder am Flughafen sein werde. Eine Stadttour wurde für uns gebucht. Völlig übernächtigt nehme ich auf, was mein Gehirn nicht weiter zu verarbeiten fähig ist. Ich bin überfordert – mit mir, dem Programm und der …

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Wir lagen vor Kap Hoorn

Es ist Sonntagmorgen, der erste Advent, als ich den Vorhang noch ein Stück weiter beiseite schiebe, um nicht den Moment zu verpassen, in dem eine Landmasse hinter der doppelten Scheibe auftaucht. Noch blicke ich auf das offene Meer. Seit knapp 3 Tagen sind wir nun am Bord der MS Midnatsol von Hurtigruten. Ein gutes Stück mit chilenischen Fjorden, Gletschern und Bergen liegt hinter uns. Immer war irgendwo eine Bergkette oder Insel in Sichtweite, als wir die Magellanstraße und später den Beagle Kanal passierten.   Doch seit wir gestern Abend von Puerto Williams ablegten, um den südlichsten Punkt Südamerikas (naja, genau genommen sind das die 100 km entfernten Diego-Ramirez-Inseln, aber die sind schließlich nicht bewohnt) anzusteuern, gibt es nichts, was den Horizont von seiner Monotonie ablöst. Mein Magen kämpft langsam gegen den Rhythmus der Wellen an. Ich schwanke ein wenig durch die Kabine und fische mein Notfallkit gegen Seegang aus dem Schrank. Nicht, dass ich es schon bräuchte. Aber sicher ist sicher. Punkt 7 Uhr wird der Anker gesetzt. Wir haben Kap Hoorn erreicht. Rund 10.000 Menschen wurde dieses Stück …

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Chile, das Land auf einem Pulverfass

Ich hätte es wissen müssen,  denn mein chilenischer Freund hatte es mir schon vorher gesagt. Eine Woche bevor ich nun endlich seine Heimat kennenlernen sollte, meinte er, dass in Santiago gerade die Erde bebe. Chile, das Land auf einem Pulverfass. Ich bin schon oft in Ländern herumgereist, in denen die Möglichkeit bestand, dass die Erde beben oder ein Vulkan ausbrechen könnte, aber ich hatte noch nie hautnah ein derartiges Erlebnis vor Augen. Die Erde lebt, sie bewegt sich, sie brodelt. Aber, wenn man in Deutschland lebt, könnte man manchmal denken, sie steht still. In Chile wurde ich eines Besseren belehrt. Es begann im Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas. Das Ziel unserer Wanderung sollte der Crater Navidad sein. Wir stapften durch Asche und erkaltete Lava. Auf einmal eröffnete sich uns ein Blick auf einen gewaltigen, kilometerlangen und sehr breiten erkalteten Lavastrom, der sich mit aller Gewalt durch die Landschaft walzte, als der Crater Navidad im Jahr 1988 zum letzten Mal Feuer spie. Alles Leben schob er davon, alle Bäume, alle Pflanzen, alles. Nichts blieb übrig. Ich blieb wie eine …