Wir wollen heute einmal etwas früher starten, denn vor uns liegt eine weite Strecke nach Zagora. So illustre der gestrige Abend geendet hat, so seltsam starten wir im Café Bagdad bereits in den Morgen. Wir sind die ersten Gäste im Frühstücksbereich. Nur die Kinder der Familie sind bereits vorm Computer munter in den Tag gestartet und zwar mit bestem Unterhaltungsprogramm, das youtube hergibt. Dazu zählt dann beispielsweise ein Film, indem ein Bär einen Menschen attackiert und tötet. Sorry, sagt Mohammed, als er wohl unsere fragenden Blicke am Morgen entdeckt. Aber mein Sohn liebt Tiere – Löwen, Elefanten und eben auch Bären. Aha, sein interessierter Sohn ist 3 Jahre alt. Etwas später zeigt uns Mohammed Ausschnitte aus dem Gladiator-Film, der hier in Ait Benhaddou gedreht wurde. Bei den Kampfszenen sagt er immer wieder, sorry Kids, aber schaut bitte weg. Naja, lieber einen vom Bären zerfleischten Mann ansehen, als Blockbuster-Kampfszenen. Interessant. Später sitzen die Kids wieder allein vorm PC mit ihren Chipstüten. Die französische Gastmutti merkt an, das sei das Frühstück, das sie lieben. Familienleben ganz nah, das versprachen auch viele Blogbeiträge zu diesem Guest House – aber eigentlich auch eher im positiven Sinne. Ich weiss nicht ganz, was ich von diesem Treiben hier halten soll.
Um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg gen Osten. Mohammed hatte uns zuvor noch den Rat mit auf den Weg gegeben, wir sollten nie anhalten, wenn uns jemand an der Straße heranwinkt. Ich fragte nach dem Grund. Hatte doch Lars erst gestern fast in solch einer Situation sich anhalten lassen. Nur auf mein Drängen hin sind wir weiter gefahren. Der Mann hatte sich förmlich vor unser Auto geschmissen, was mir zu theatralisch für eine Autopanne aussah. Denn diese Straße ist viel befahren und so musste er keine wirkliche Sorge haben, das sich niemand um den Mann kümmern würde, vor allem jemand, der sein Problem auch in seiner Sprache versteht. Diese Masche sei hier üblich, Touristen anzuhalten und ihnen dann 1.000 andere Dinge nahezubringen. Heute würden wir weiterfahren, gewiss, und niemanden Fremden mitnehmen. Kaum starten wir das Auto, winkt uns Mohammed noch einmal ran, und fragt uns, ob wir nicht seinen Nachbarn mit in die nächste Stadt nehmen könnten. Wir lachen herzhaft und winken ihn heran.
Hinter Ourzazate ist förmlich Niemandsland. Kamen uns gestern noch viele Touristenbusse und Jeeps entgegen, gähnte heute Leere. Und auch kaum Ortschaften, die Abwechslung gebracht hätten. Steinige Hügellandschaft, Felsformationen an den Rändern und dann wieder Serpentinen. Dazu ein bedeckter Himmel und stürmisches Wetter. Erst ab Agdz änderte sich zumindest die trostlose Landschaft und gab dem ganzen einen Grünanstrich. Wir fuhren nun in das herrliche Draa Tal – was eine immerwährende Oase bis Zagora bildete, während links und rechts Felswände nach oben stiegen. Wasserkanäle und der Draa lagen zu unserer Linken, zudem ragten Palmenhaine und andere Bepflanzungen aus dem Mittelstreifen heraus. Angereichert noch mit dem sehenswerten Touch zahlreicher Kasbahs, wurde diese Strecke zu einem Highlight.
Langsam drückte der Appetit. Links kam uns eine Restauration auf einer Klippe über dem Draa Tal gerade gelegen. Ein Kleinbus hatte auch bereits davor geparkt. Dieser entpuppte sich als kleine französische Reisegruppe, die anfingen, Lieder zu trällern und so seltsame esoterische Spiele zu spielen. Der Laden selbst hat auch schon seine besten Tage gehabt, oder die liegen noch vor ihm. Wir entschließen uns für einen Kaffee und fahren weiter. Bald darauf halten wir in Othmane an. Erst wollen wir nur ein paar Fotos machen vom Kasbah Othmane. Dann wollen wir einen Blick in das sich darin befindliche Hotel erhaschen und dann sitzen wir auf der Dachterrasse und trinken erneut einen Kaffee, nachdem wir uns den Kasbah etwas näher angesehen haben. Hier oben ist der Ausblick super und man kann das Draa Tal wunderbar auf sich wirken lassen. Leider drückt die Zeit und wir wollen ja auch nicht den ganzen Tag unterwegs sein.
Um 14 Uhr erreichen wir Zagora, die Wüstenstadt bzw. die Stadt am Rande der Wüste. Von hier sind es noch 52 Tage nach Timbuktu – zu Fuß bzw. mit Karawane. Das Wetter ist trüb und die Stadt wirkt auf uns düster und nahezu menschenleer. Kaum zu glauben, das hier ein Hub für den Wüstentourismus ist. Wir suchen das Petit Kasbah auf, von wo aus wir uns eine Mini-Tour organisiert haben. Bis zum Tourstart um 16 Uhr essen wir noch und relaxen. Dann geht’s los mit unserer Minikarawane von drei Kamelen mit dem Sohn Mohammeds Sirirou von Discovery South Morocco. Es geht in die kleine Wüste Nekhla, die direkt vor der Stadt liegt. Wir sind ca. 2,5 Stunden auf Kamel unterwegs – das reicht auch für einen weißen, ungeübten Hintern – bis wir unser Biwak-Camp erreichen. Leider ist es durch den Wind und die Bewölkung recht kühl. Sand ist tatsächlich vorhanden, hatten wir doch schon eine reine Steinwüste erwartet. Zum Sonnenuntergang zeigt sich zum Glück auch noch einmal das, was untergehen will und sich heute nur selten gezeigt hat. Ein schöner, roter Schein über Wüstensand. Das nächste Biwakcamp in ca. 300 m Entfernung leuchtet genauso wie eine Karawane Touristen, die in der Ferne vorüberziehen. Nun wird ausufernd gespeist und geplaudert – im Zelt. Wäre es wärmer, könnte man die Natur mehr genießen. Doch selbst im Zelt fröstelt es mich. Kalt ist es, als wir uns um 22 Uhr zum Schlafen legen und drei Decken über uns legen.