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Auf dem Weg nach Marrakesch

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Die Muezzins wiegen uns auch sanft in den Morgen. Langsam erwacht das Riad. Wir frühstücken hier und lassen es im schönen Innenhof ruhig angehen. Ein kleiner Franzosenjunge unterhält uns wunderbar und wir fragen uns, wer hier wen die ganze Zeit verarscht, denn irgendwie scheint er nicht zu merken, dass wir so gar kein Französisch können.

Bevor wir die Route nach Marrakesch einschlagen fahren wir noch kurz gen Norden auf der Route weiter nach Taghazout. Noch bekannter unter Surfern als der unsrige Ort. Und wo Surfer ein Territorium erobern, tut es sobald auch die gesamte Infrastruktur. Neben Havaiannas an zahlreichen Ecken gibt es auch eine Handvoll netter Cafés mit Blick über den Fischerstrand. Boote werden aus dem Wasser in schwerer Arbeit gehievt, Fisch verkauft unter zufriedenen Touristenblicken. Wir fahren in Richtung Tamaraght zurück und halten auf dem Weg noch einmal am Strand. Weit und breit ist nur eine Handvoll Menschen. Der Himmel lockert nur langsam seine Wolkendecke. Wir spazieren ein wenig entlang. Das Autobewacherbakschisch ist auch hier obligatorisch.

Dezent, unaufdringlich – so präsentiert sich Marokko an unserem ersten Tag. Selbst auf dem Mittwochmarkt in Aourir werden wir beim Schlendern nie gestört und können frische Obst-, Gemüse- und Gewürzstände in voller Ruhe genießen. Der Weg führt uns nun weiter bis Agadir. Dort biegen wir auf die Autobahn ab. Eine Maut ist fällig. Ich weiss nicht, ob diese daran schuld ist, dass die Autobahn verwaist. Nahezu kein anderes Fahrzeug, das zu überholen wäre oder dem wir zu langsam wären. An einer Raststätte mit einer Afriquia-Tankstelle halten wir. Auch hier Ruhe pur. Die Tankwarte langweilen sich und auch das Restaurant wird nur ein wenig emsiger, wenn es von einem Bus angefahren wird. Kein Lärm, nichts. Avocadoshake und Auberginenmus stärken uns für die restlichen 100 km. Die Ruhe endet am Stadtrand von Marrakesch. Dafür, dass wir auch hier wieder nur eine ungefähre Ahnung haben, wo wir hin müssen, sind wir doch gleich auf der richtigen Route. Nur der hektische Verkehr macht es streckenweise etwas nervig. Immer Richtung Place Djamaa al-Fna halten, dann einen 24 Stunden bewachten Parkplatz aufsuchen und raus Richtung Rue Sidi el Yamani.

So eilig habe ich es, dass mich gleich ein Moped um ein Haar auf dem Vorderrad mitgenommen hat. Unzählige Blogeinträge, die ich im Vorfeld gelesen hatte, suggerierten, dass man sich in den Gassen Marakkeschs verlaufen würde, immer bettelnde Kids am Arsch hätte, die aus der touristischen Orientierungslosigkeit Kapital schlagen wollten. Nichts dergleichen war der Fall. Wir fanden den Weg in unser Dar Moulay Ali problemlos. Nur die Haushälterin schien ein wenig wirr und wollte uns nicht so wirklich reinlassen. Lars holte noch schnell unseren Rucksack und dann ging es los durch das Gassengewirr in Richtung Place Djamaa al-Fna. Ob Gewürze, Holzarbeiten, Kosmetik, Schuhe – nichts, was man hier nicht auf orientalische Weise zu Gesicht bekam. Aber noch immer unaufdringlich dargeboten. Langsam brach der Abend über den Place Djamaa al-Fna herein. Wir wechselten die Perspektive und taten es somit hunderten anderen Touristen gleich, indem wir eine Dachterrasse eines Restaurants aufsuchten, auf der die Fotoapparate wichtiger waren als das Besteck. Die Kellner wussten damit souverän umzugehen. So ganz erschloss sich mir der Reiz dieses Platzes noch nicht. Schön ist anders. Aber die Träume westlicher Touristen zu bedienen, das schafft er schon. Musik schallt nach oben, wildes Treiben beobachten wir zwischen den Ständen, die viele köstliche Speisen darbieten. Und dazwischen viel Gauklerei. Wer’s mag. Ich mag die orientalische Einrichtung, ich mag die Lampen, die Wände, die engen Gassen – aber ich bin nicht der Orientaliktyp. Und ich bin schon gar nicht interessiert an unzähligen Rollkoffertouristen, die den Plaza überqueren. Aber die Atmosphäre hat es dennoch in sich, wenn um 19.10 Uhr die Muezzins der Umgebung nach und nach zum Gebet rufen und über dem Platz die Rauschwaden der Grillstationen aufsteigen.

Nach dem Abendessen gehen wir noch einmal in den Basar rein. Auch hier sind die Verkäufer nicht übergeschäftig – interessieren sich mehr für das laufende Fußballspiel Bayern München gegen Real. Wir genießen die Ruhe, die hoffentlich nicht nur der abendlichen Apathie geschuldet ist und freuen uns auf den morgigen Tag.

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