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Copacabana {DIARY}

Bolivien, Copacabana

Strand, türkisfarbenes Wasser, von Bergen umrahmt, viele Menschen – das ist Copacabana. Was fehlt ist 24 Stunden Sonnenschein – oder zumindest einmal einen ganzen Tag kein Regen. Wir sind im Norden Boliviens, nicht in Brasilien. Da hätten wir wohl auch mehr Glück mit dem Wetter und könnten das strahlende Wasser auch betreten.

Die Fahrt von Puno nach Copacabana gibt schon einen wunderbaren Vorgeschmack auf das, was uns in der Kleinstadt erwartet. Die Straße windet sich entlang am riesigen See. Führt vorbei an Buchten und man möchte sich am liebsten in die Fluten schmeissen. Doch bei max.12 Grad ist das eher ein sehr kühles Unterfangen. Die tief liegenden Wolken spiegeln sich im klaren Wasser des Sees, das zu 80 % Trinkwasser ist und auch Länder wie Chile, Argentinien und Brasilien mit Trinkwasser versorgt. Eigentlich liegen ja auch nicht die Wolken tief, sondern wir sind einfach sehr hoch – auf 4000 m. Jeder Gipfel wirkt mini, weil er nur noch als Spitze aus diesem Hochland herausragt.

Die Grenzüberschreitung von Peru nach Bolivien fraß eine gute Stunde. Mehrere Busse hielten wieder einmal zeitgleich und dementsprechend lang waren die Schlangen. Erst Polizei Peru, dann Immigration Peru und dann endlich Immigration Bolivien. Bolivien ist auch ein bisschen sparsam mit der Aufenthaltsdauer, die sie den Touristen gönnt. In Peru forderte ich 30 Tage und traf damit noch auf Verwunderung des Grenzbeamten, weil Peru doch so ein schönes Land sei, solle ich doch länger – also 60 Tage – bleiben. Diese bekam ich auch, trotz Widerworte. Bolivien hingegen scheint mehr an Durchfahrtourismus gewöhnt zu sein – Copacabana – La Paz – Uyuni – da reichen mal eben 30 Tage.

8 km hinter der Grenze an Berghängen gelegen öffnet sich der Blick auf Copacabana. Geschäftig mit Touristen. Schock, Der Hauptplatz und die Hauptstrasse voller Busse. Schnell raus und ab ins Hostal. In der Stadt konnte man zwischen vergleichbaren billigen Absteigen wählen. Hier wäre man mitten im Trubel der Touristen. Wir checkten eine nette deutsche Unterkunft etwas abseits am Berghang gelegen aus, obwohl sie uns schon wissen lassen hatten, dass sie voll seien. Wir hatten Glück und wechselten sofort. Hier konnte man auf der Terrasse oder im Garten relaxen und dem Treiben aus der Ferne zusehen. Am Strand wartete eine Vielzahl an Booten auf die Ausfahrt zu der Isla del Sol und weiteren vorgelagerten Inseln. Dazwischen Tretboote in Schwanenform, die wohl eher die Bolivianer locken. Am Uferstreifen befinden zahlreiche Restauranthütten.

Das optische Highlight, welches den gesamten Ort dominiert, ist die maurische Kathedrale. Vor deren Toren befinden sich viele Blumenstände. Außerdem gibt es hier die Tradition der Autosegnung. Autos werden mit Blumen geschmückt und dann gesegnet. Neben Blumen werden auch Miniaturautos und -häuser verkauft. Auch diese dienen dem Zweck der Segnung. Sehr bunt also. Direkt hinter unserem Hostal lockt der Cerro Calvario auf eine Besteigung. Am Abend wanderten wir hier noch einmal hoch und genossen die Aussicht.

Am Freitag fuhren wir um 8.30 Uhr mit dem Boot zur Isla del Sol. Das Ziel eines jeden Touristen hier. Ich befürchtete das Schlimmste und war später auf der Insel überrascht. Wer schnell läuft, kann tatsächlich den Strömen entkommen. Zunächst hatte ich aber arg mit dem Wellengang zu kämpfen, angepeitscht durch Regen und Wind. Der See kann durchaus hohe Wellen haben. Ich hoffte nur, das die Inkas recht behielten und das die Insel noch ein wunderbarer sonniger Ort werden würde. Der Blick in den Himmel sagte nein. Aber nicht umsonst ist die Isla del Sol der Geburtsort der Inkas und der Sonne. Kaum legten wir an, hatten wir nahezu blauen Himmel und die Sonne lachte. Den ersten Teil mussten wir geführt machen. Über eine Stunde marschierten wir im Norden der Insel die Inkastätten ab – Museum, Piedra Sagrada, Templo el Inca, Roca Sagrada (in Pumaform), Opfertisch und zum chinkana. Eigentlich ist ja nahezu jeder Stein hier heilig. Der Chinkana-Komplex ist die Stätte des heiligen Felsens, wo die Schöpfungslegende der Inka ihren Ursprung hat. Da uns unser erster Guide zu langsam war, machten wir Guidehopping. Wir schlossen uns immer wieder anderen Gruppen an und am Ende lösten wir uns auch als erstes, um uns auf den 2 stündigen Weg Richtung Süden zu machen. Denn die Boote ließen uns im Norden in Challapampa raus und sammelten uns im Süden in Yumani ein.

Die Insel war einfach traumhaft und man hätte denken können, sie läge im Meer. Wir liefen auf den Bergkämmen entlang – ziemlich allein, weil die meisten erst weit hinter uns folgten. Allenfalls zahlreiche Hippie-Argentinier kamen uns mit ihren Riesenrucksäcken entgegen, in den Zelt und Schlafsack Platz fanden. Sie okkupierten den gesamten Strandstreifen von Challapampa. Irgendwann holte uns unser holländischer Freund ein, mit dem wir schon im Colca Canyon wandern waren. Ihn treffen wir immer wieder auf der Reise. Mit ihm liefen wir das Reststück gemeinsam und warteten mit ihm und seiner Freundin auf unser Rück-Boot. Zum Glück war der Wellengang auf der Rückfahrt erträglich und das Boot dieses Mal nicht gnadenlos überbucht. Am Morgen noch befanden sich mehr Ausflügler auf dem Boot als Sitze vorhanden waren. Man könnte aber auch sagen, es war ein bisschen die Dummheit unserer argentinischen Freunde, den der Vorausblick fehlte. Sie setzten sich alle zahlreich aufs Dach und 5 min später nach Abfahrt kamen sie durchnässt und ausgekühlt in die Kabine, und standen dann zwei Stunden eng an eng im Gang. Rückwärts hatten sie oben natürlich die Traumplätze, denn beim Sonnenschein möchte ja jeder oben sitzen. Naja, aber sie okkupierten mal wieder alles, denn sie treten ja auch in Horden auf und besetzen dann für die gesamte Horde mit.

Eigentlich sollten wir uns auf der Rückfahrt noch eine Inkastätte im Süden der Insel ansehen. Das Boot hielt aber nicht. Stattdessen wurde uns die Floating Island schmackhaft gemacht. Wir waren gespannt, hatten wir ja schon Floating Islands in Peru gesehen, die uns wirklich faszinierten. Die Faszination verwandelte sich eher in Schrecken, als wir nun bei der Sensation Boliviens Halt machten. Das hier war eine max. 150 qm große Insel auf der ein paar Hütten und Kneipentischchen standen. Das tragende Schilf sah so akkurat aus, dass mir meine Vorstellungskraft sagte, hierunter befindet sich eine richtige Plattform. Das hier ist der reinste Nepp. Fünf Boote hielten gleichzeitig. Konservativ berechnet waren das ca. 300 Touristen, die zeitgleich zur Besichtigung der Insel animiert wurden für weitere 2 Bolivianos. Wir lehnten ab und begaben uns in der Abwesenheit einiger Argentinier frecherweise auf deren Dachplätze, woraufhin Lars auch sofort gerügt wurde. Wie konnte er sich auch erdreisten, die in Einklang mit sich befindende argentinische Hippiekommune zu stören. Zum Glück war Copacabana nicht mehr weit und somit auch nicht der Regen. Am Abend gewitterte es wieder sehr. Wir saßen noch mit zwei paranoiden deutschen Mädchen beim Abendessen zusammen, die hinter jeden bolivianischen Taxifahrer einen Verbrecher vermuten und hinter jeder Touragentur Gauner. Nach den 2 gemeinsamen Stunden fragte man sich, was sie hier in Bolivien eigentlich wollten.