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Crossing Chile {DIARY}

Feuerland

Um 3.30 Uhr holte uns der Wecker aus einer bereits schlaflosen Nacht. Eine ausgebuchte Nancy bedeutete auch viel Lärm. Schlaftrunken begaben wir uns auf den langen Weg in das Stadtzentrum, wo unser Bus abfahren würde. Unsere Taschenlampen konnten wir schnell wieder wegpacken. Die Stadt wurde von einem seltsamen blauen Licht erleuchtet und die Häuser und Boote spiegelten sich wunderschön im Wasser des Beagle Kanals. Unser Bus war der klapprigste. Warum haben wir immer so ein Glück? 12 Stunden – das wird noch eine kurze Tour. Schnell kämpfte ich an zwei Fronten – mit der Übelkeit und gegen die Kälte, die mir den Blick auf die schöne Landschaft, die schneebedeckten Gipfel, verwährten.

Der Abschied fand schon in Ushuaia statt. In Tolhuin halten wir an einer Bäckerei, nette Idee, aber ich kämpfe weiter nur gegen meine Bauchkrämpfe an. Das Land wird ab hier nur noch platt und büschelig. Die typisch patagonische Flora findet hier ihren Anfang. In Rio Grande wartet ein besserer Bus auf uns. Noch sind wir in der Zeit, die wir schnell an zwei Grenzüberschreitungen verlieren werden. Eine Angst geht um in Argentinien und in Chile – der größte Feind heißt “Obst”. Nicht, dass sich in unserem Gepäck auch Äpfel, Orangen und Bananen befinden. Aber wir lassen sie mit vollkommstener Gelassenheit einfach mal mit durchleuchten, während man bei den Franzosen die Lebensmittel aussortiert, hat man vollstes Vertrauen in uns und lässt uns durch vier Checks passieren – wohlgemerkt mit dem Feind im Gepäck. Welch ein Aufwand das erzeugt. Immer Gepäck rausnehmen, durchleuchten lassen, dann Paßkontrolle – das Übliche – aber hier sind wir doch nur im Transit in zwei relativ gut entwickelten Ländern unterwegs. Auch verstehe ich die ständigen Polizeikontrollen auf dem Weg nicht. Der Terrorismus sucht bestimmt keine argentinischen Verbündeten.

Langsam entwickelt sich die Fahrt zur Gängelei. In Chile wird auch noch die Straße schlecht. Die Schotterpiste macht selbst unserem Busfahrer Angst, der sich nun nur noch langsam vorantastet. Die unsägliche Behandlung an den Grenzen und diese etwas entwicklungsbedürftigen chilenischen Straßen bringen uns später 2,5 Stunden Verspätung ein. Wie lang es dauerte, bis wir endlich die Bahia Azur – die Magellanstrasse erreichten, die wir mit Fähre überquerten. In der völligen Ödnis eine öde Überfahrt, bei der das Wetter seit Tolhuin auch noch sein ödestes Repertoire ausspielte, während in Ushuaia noch das Licht vom wolkenlosen Himmel leuchtete. Um 19.30 Uhr erreichen wir Rio. Nein, nicht das Ziel unserer eigentlichen Reise. Dieses Rio liegt am Gallegos und nicht am Zuckerhut.

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