Zwischen Europa und Nordamerika liegt der Atlantik! Nicht nur. Wenn es um einen Transatlantikflug geht, schon einmal an Island gedacht? Die Insel liegt ja schließlich im Atlantik, und noch besser, auf halbem Weg zwischen Europa und Nordamerika. Bei einer Reise nach Nordamerika habe ich bisher weder Island noch Icelandair in Betracht gezogen. Dabei ist diese Fluglinie durchaus konkurrenzfähig mit Direktflügen. Denn durch sehr kurze Umsteigezeiten (meine betrug auf dem Rückweg gerade einmal 40 Minuten), die man eher als kurzes „Beine vertreten“ verstehen kann, ist man in ca. 12 Stunden 9 Zeitzonen westlich. In Seattle zum Beispiel. Toll ist zudem die Möglichkeit auf einen bis zu siebentägigen Stopover in Island, ohne Aufpreis. Alles, was man selbst mitbringen muss, ist das extra Stück Zeit. Diese sollte man aber möglichst auf jeden Fall nutzen, und seien es auch nur 2-3 Tage, um einen ersten Eindruck von der Vulkaninsel im hohen Norden zu bekommen. Vielleicht ist man dann ja Wiederholungstäter und kommt zurück.
Streckennetz
Das Streckennetz von Icelandair besteht aktuell aus 42 Zielen. Dabei hebt die isländische Airline auch von deutschen Flughäfen ab wie z.B. ganzjährig direkt ab Frankfurt und München, saisonal aber auch ab Hamburg, Zürich und Genf. Vom Flughafen Keflavík, der 50 km südwestlich von Reykjavik liegt, steuert Icelandair 16 Destinationen in den USA und Kanada an. Die Flugzeiten der europäischen und transatlantischen Verbindungen sind sehr gut aufeinander abgestimmt und garantieren nur kurze Umsteigezeiten. Hat man doch ein paar Stunden oder gar Tage Zeit, kann man diesen Stopover aber durch kurze Distanzen sehr gut mit Programm füllen.
Icelandair fliegt Island im Sommer von München bis zu elfmal wöchentlich, von Frankfurt bis zu zweimal täglich sowie von Hamburg bis zu viermal wöchentlich an. Icelandair bietet auch Kurzreisen an, bei denen Flug, drei Hotelübernachtungen und Frühstück ab 349 Euro gebucht werden können.
Sitzkomfort und Unterhaltung
Die Bestuhlung auf der Boeing 757 ist in der Economy Class 3×3.
Die Plätze bieten jedoch mit einem Sitzabstand von 81 cm ausreichend Beinfreiheit. Es ist ein In Seat-Unterhaltungsprogramm vorhanden, das auf Isländisch und Englisch abgerufen werden kann. Besonders fällt der Islandbezug bei Filmen, TV und Musik auf. Zudem werden kleine Dokus über die einzelnen Regionen Islands gezeigt. Ihr solltet Eure Kopfhörer mitbringen, da diese nicht gratis bereit gestellt werden. Sollte man sie doch vergessen haben, dann kann man sich Kopfhörer für 4 EUR kaufen.
Besonders schön auf meinem Flug von Reykjavik nach Seattle war das LED-System, das anstatt der üblichen Beleuchtung auf bezaubernde Weise bunte Lichter durch das Flugzeug tanzen ließ, die den Nordlichtern nachempfunden sind. Auf Transatlantikflügen liegen Kopfkissen und Decken auf den Sitzen, auf den Kurzstrecken kann man danach fragen.
Besonders großzügige Gepäckregelung
Ich selbst reise in der Regel nicht mit so vielen Kilos, aber gerade diejenigen, die vielleicht ein großes Outdoorabenteuer planen und extra Ausrüstung mitnehmen, für die mag die sehr großzügig angelegte Gepäckregelung von Icelandair ein Plus sein. Nach dieser darf jeder auch in der Economy Class zwei Gepäckstücke mit 23 kg aufgeben. Auch das Handgepäckstück kann bis zu 10 kg schwer sein, was aber nicht wirklich überprüft wird.
Reisen & Speisen
Wer einen Icelandair Flug in der Economy Class bucht, wird mit Wasser (auf der Langstrecke stündlich) und Saft, Softgetränke, Kaffee und Tee (das variiert auf der Langstrecke von ein- bis zweimal, auf der Kurzstrecke einmal) kostenfrei versorgt. Das Gute ist, man weiß dies vorher und kann sich somit darauf einstellen. Das Schlechte ist, für eine Fluggesellschaft mit gewissem Qualitätsanspruch finde ich dies trotzdem etwas unglücklich, vor allem bei einem Langstreckenflug von knapp 7-8 Stunden. Der Flughafen Reykjavik hat sich auf diesen Umstand aber wunderbar eingestellt und bietet bei den separierten Gates für die Nordamerikaflüge „Pizza to go“ und anderen Fast Food an. Jedoch bilden sich große Schlangen, da hier gegen 17 Uhr die Flieger alle relativ zeitgleich starten. Natürlich gibt es auch Sandwichs, aber die vegetarischen Varianten waren spärlich. Man kann natürlich auch in der Bordküche der Saga Shop Kitchen sein Essen auf dem Flieger kaufen. Die Preise sind recht überschaubar und nicht teuerer, als würde man in Reykjavik einkaufen. Wer Fleisch isst, für den stehen Baguette (6 EUR) , Sandwich (6 EUR) und ein Curry (13 EUR) zur Auswahl. Leider besteht die einzige herzhafte vegetarische Auswahl aus einem einfachen Caesarsalat für 13 EUR, an dem die Hähnchenstreifen weggelassen werden. Das Bordmenü bietet aber auch typisch isländische Spezialitäten wie beispielsweise Skyr, Appelsin Orange Soda, Reyka Wodka, Björk und Birkir, Hver Oatmeal, Hjónabandssaela oder Isländische Schokolade bzw. Lakritz. Das macht neugierig. Alkoholische Getränke können in der Economy Class selbstverständlich käuflich erworben werden. In der Economy Comfort Class und Saga Class sind Speisen und Getränke (auch Alkohol) kostenlos.
Icelandair macht Freunde #mystopover
„A journey is best measured in friends, not miles. That’s why we came up with the Stopover Buddy service.“ Neben dem normalen Angebot des Stopovers liefert Icelandair auf Wunsch (nach Registrierung) gleich den „Reiseführer“ mit. Und das Beste ist, diese sind Angestellte von Icelandair. Sie zeigen ihr persönliches Island – je nach Hobbys. Von Natur, über Abenteuer, Kultur, Kulinarik ist einiges dabei. Die Idee finde ich super. Und so habe ich einen ganzen Tag zusammen mit der Pilotin Sigrun die Umgebung von Reykjavik erkundet. Ich hätte nie so viel an einem Tag erlebt, hätte ich nicht die Pilotin Sigrun an meiner Seite gehabt.
Wer nur kurz Zeit hat, aber ein wenig isländische Luft schnuppern möchte, dem empfehle ich einen kleinen Ausflug zur Blue Lagoon. Vom internationalen Flughafen Keflavík gibt es einen stündlichen Shuttle Service mit Reykjavik Excursions zu und von der Blue Lagoon. Die Fahrt dauert nur 20 Minuten. Am Parkplatz der Blue Lagoon gibt es eine Gepäckaufbewahrung für Koffer oder Rucksäcke. Pro Gepäckstück kostet dieser 4 EUR. In den Umkleidekabinen der Blue Lagoon stehen dem Besucher Schließfächer zur Verfügung. Ein Tagesrucksack passt hier auch gut rein.
Von der Blue Lagoon kann man mit dem Bus dann auch weiterfahren nach Reykjavík. Dies dauert ca. eine Stunde.
100 % Island
Bereits beim Besteigen des Flugzeugs ist eines klar, hier wird Island groß geschrieben. Die Heimat der Fluggesellschaft ist tief in die Unternehmenskultur verwurzelt, dies ist in vielen Details spürbar. Jede Maschine der Flotte ist nach einem der 130 Vulkane, die es auf Island gibt, benannt. Mal fliege ich mit Katla mal mit Eyjafjallajökull. Die Crew trägt Uniformen einer isländischen Designerin.
Ansagen werden immer als erstes auf Isländisch getätigt, dann auf Englisch. Das Sicherheitsvideo ist sehr schön gestaltet. Zunächst sitzt eine junge Dame im Flugzeug und lauscht den Sicherheitshinweisen bis sie sich plötzlich in der Wildnis Islands wiederfindet. Nun vermischen sich beide Ebenen – und die Sicherheitshinweise sind in das Naturerlebnis der jungen Dame hineingezeichnet. Wenn es um die Sicherheitswesten geht, sitzt sie mit Weste im Kajak, wenn es um die Sauerstoffmaske geht, steht die Dame irgendwo in Island auf einem Berg. Man selbst denkt sich während des Videos schon weg, mitten rein ins Herz Islands.
Auch das Bordmenü bietet typisch isländische Spezialitäten wie beispielsweise Skyr, Appelsin Orange Soda, Reyka Wodka, Björk und Birkir, Hver Oatmeal, der Happy Marriage Kuchen namens Hjónabandssaela oder Isländische Schokolade bzw. Lakritz.
Vom Becher über die Serviette bis zur Speisebox (sofern man sie erwirbt) – überall findet man eine Erklärung mit Islandbezug. So erfahre ich durch meinen Kaffeebecher beispielsweise, was sich hinter dem Wort STRÓKUR verbirgt – er verrät, dass es sich um eine aufsteigende Dampfsäule aus einer natürlichen Heißen Quelle handelt. Auf der Decke wiederum steht, dass man sich mit dieser warme Gedanken machen kann, wenn man die isländischen Thermalquellen vermisst. Eine wirklich charmante Idee.
„Bye bye and hushabye,
Can you see the swans fly?
Now half asleep in bed I lie,
Awake with half an eye.
Heyho and welladay,
Over hills and far away,
That’s where the little children stray
To find the lambs at play.“
Mit diesem Gute Nacht Gedicht auf meinem Kopfkissen verabschiede ich mich von Island und von Icelandair und träume mich zugleich zurück.
FAZIT:
Natürlich überzeugt vor allem das Angebot, schnell, gut und günstig nach Nordamerika zu fliegen und dabei sogar noch einen Stopover in Island einzulegen. Kurze Umsteigezeiten sind zudem ein großes Plus verglichen zu der Konkurrenz im Bereich Transatlantikflüge. Die liebevolle Gestaltung kleiner Details finde ich sehr schön und auch, dass man als Passagier in kurzer Zeit viel über Island lernen kann. Einziges Manko ist auf der Langstrecke für mich tatsächlich, dass Speisen in der Economy Class gekauft werden müssen, und ich finde, dass das Angebot herzhafter vegetarischer Speisen erweitert werden könnte. Mein Weg nach Nordamerika wird ab sofort immer wieder über Island führen!
Ich danke Icelandair für die Ermöglichung dieser Reise. Alle Ansichten sind meine eigenen.