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Mein Kind in Afrika

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Reise und tue Gutes. So ungefähr war wohl bei mir vor acht Jahren der Gedanke gereift, irgendetwas oder irgendjemanden in Afrika oder Lateinamerika unterstützen zu wollen. Ich wollte etwas zurückgeben, nachdem mich jede einzelne Reise bereichert hatte.

Außerdem war es mit Ende zwanzig Zeit für ein Kind – ein Patenkind. Land, Geschlecht, Alter – egal. Am Ende war es reiner Zufall, dass sich Janets Weg mit dem meinigen kreuzte. Eine wunderbare Begegnung, die noch heute nachklingt, mit jedem Brief, den ich an Janet schreibe, mit jedem Geschenk, das ich ihr zum Weihnachtsfest schicke. Nicht zuletzt ist es aber ein Projekt, für das Janet Modell steht. Es ist ein Projekt, von dem mehrere etwas haben. Nicht nur Janet, nicht nur ich, sondern die Gemeinschaft…

Wie läuft so eine Begegnung ab, die nur wenige Monate nach Aufnahme einer Patenschaft in Kamuli stattfand? Am Morgen des 5. Dezember 2005 war es soweit. Nach nur einem Brief war bereits viel Neugierde gewachsen, wie würde es wohl sein, plötzlich dem Patenkind gegenüberzustehen? Ein Kind, das ich nur von einem Foto kannte. Ein Mädchen, dessen Schicksal sich durch die fügende Hand von PLAN mit meinem Lebensweg genau zu diesem Zeitpunkt kreuzte.

Schon im Vorfeld gab es regen Austausch zwischen uns und PLAN in Hamburg. Mein Partner und ich wollten etwas unterstützen, von dem wir uns auch vor Ort überzeugen konnten. Und dies wollten wir an diesem Tag nun angehen. Nora, eine Plan-Mitarbeiterin aus Kampala holte uns mit ihrem Fahrer in unserer Backpacker-Unterkunft ab. 3,5 Stunden später erreichte unser Geländewagen die Projektgegend bei Kamuli, die nordöstlich von Kampala lag. Touristen fahren in der Regel nur bis Jinja, aber die Straße, die von hier in den Norden führt, meiden sie in der Regel. Hier gibt es nichts zu schauen und zu erleben. Desto interessanter ist es, von dieser üblichen Touristenroute abzukommen und sich für ein paar Stunden in die Realität einer ugandischen Familie zu begeben, die weitab von Nationalparks, Rafting und Safari liegt.

Von der Hauptstraße gingen immer wieder kleine unbefestigte Wege ab, sie führen scheinbar ins Niemandsland. Hinter einer üppigen Pflanzenwand waren diese Häuser nur selten sichtbar. Zunächst fuhren wir auch an unserer Abbiegung vorbei. Denn ein Besuch bei einer Projektfamilie beginnt in der Schaltzentrale des Projekts – im PLAN Büro.

Nora stellte uns die Mitarbeiter vor Ort vor. Berge von Akten, Säcke voller Briefe und Geschenke – aber alles mit Ordnung. 600 Familien gehörten damals zum Projektgebiet unserer Janet, das erst in den Kinderschuhen steckte. Ein Blick in die Datenbank zeigte uns den Datensatz von Janet und den Datensatz von Lars D?rfel. Hier stand sogar vermerkt, was man so schickt und unser Besuch sowieso. Nora erklärte uns die Abläufe in solch einem PLAN Büro. Wir erfuhren nun mehr über die Arbeit vor Ort.

Nachdem wir genug Input über die lokale Arbeit aufgeladen hatten, fuhren wir wieder ein Stück die Hauptstraße zurück. An irgendeiner dieser zahlreichen  Abzweigungen ging es nach rechts. Und inmitten der vielen Bananenbäume standen ein paar Häuser, auch das von Janets Familie. Die Sponsor-Managerin begleitete uns auf den Weg zur Familie. Janets Vater und Bruder stürmten als erstes aus dem Haus und begrüßten uns herzlich. Die Mutter unterdessen befand sich noch in der Küchenhütte hinter dem Haus, um die Speisen zuzubereiten. Dies schaffte ein wenig Verwirrung, denn wir dachten, die Nachbarin, die ebenso herbeigeeilt war, sei Janets Mutter. Es brauchte noch etwas Zeit, bis wir die Familienstruktur durchschauten. Zu viele Leute waren einfach hier, ohne dass wir wussten, wer in welchem Verhältnis stand.

Das Wohnzimmer war für uns vorbereitet, doch so richtig wollte es nicht allen Anwesenden Platz bieten. Eh wir uns versahen, wurde Janet auch schon auf meinem Schoß platziert. Kinderblicke können einfach nicht lügen. Glücklich sah die Fünfjährige nicht aus. Aber was sollte man auch erwarten? Aus den Kinderaugen betrachtet waren wir Fremde. Da die Mutter noch immer hinter dem Haus beim Kochen kniete, entschlossen wir uns zu einem kleine Rundgang durch Haus und Garten. Janet und ihre Cousine begleiteten uns und auch der Vater und Bruder. Besonders auf seinen Garten war der Vater stolz und so zeigte er uns, was er alles anbaute. Kartoffeln, Ananas, Bananen und vieles mehr, der Garten ließ erahnen, was später auf dem Speiseplan stehen würde.

Als wir wieder vor das Haus traten, standen Stühle und Tische unter dem Baum. Liebevoll zubereitete Speisen standen auf dem gedeckten Tisch. Janets Mutter hatte sich große Mühe gegeben. Ich liebe afrikanisches Essen – Bananen, Süßkartoffeln, Nuss-Soße. Dass der Garten reichlich hergab, bemerkten wir auch bei unserem Nachtisch – Babybananen und Ananas wurden gereicht.

Nach der gemeinsamen Mahlzeit, während der wir uns rege austauschten, war es Zeit für Geschenke. Stifte, Zahnbürsten, Creme, Klamotten, Handtücher und auch Zucker und Salz, welches wir zuvor in einem kleinen Laden in Jinja gekauft hatten. Wir hatten einiges mitgebracht. Doch schon unser erstes Geschenk, ein Teddybär, sorgte für ein kleines Drama. Denn anstatt in strahlende Kinderaugen zu sehen, bahnten sich Tränen ihren Weg. Ich weiss nicht, was Janet dachte als sie den Teddy sah. Aber er gefiel ihr definitiv nicht, so dass sie ihn verschenken wollte. Vielleicht war unser Teddy nur etwas zu groß für die kleine Janet. Umso mehr freute sich die Mama über die mitgebrachten kosmetischen Produkte.

Spaziergang mit Janet's Familie

Beim anschließendem Spaziergang durch die Siedlung konnten wir uns noch ein wenig mit Janets Vater und Bruder unterhalten, die beide rudimentäres Englisch sprachen. Der Vater plant einen eigenen kleinen Laden. Janets Mutter flechtet aus Palmenblättern Matten, die sie verkauft. Der Bruder studiert in Kampala.

Abschließend fotografierten wir uns noch gegenseitig, und dann war der Trubel für Janet auch schon wieder fast vorbei. Die Mama gab uns Jackfruit, Papaya, Passionsfrüchte, Kartoffeln und Zitronen mit auf den Weg. Alles aus dem eigenen kleinen Garten. Wir fühlten uns überwältigt, denn wir wussten, dass die Familie von der Ernte des kleinen Gartens lebt. Doch unsere Begleitung von PLAN nickte uns zu, alles andere sei unhöflich.

Bevor es auf den Rückweg gehen sollte, wollte die Sponsor-Managerin uns noch eine Schule in der Nähe zeigen, die mit der Hilfe von PLAN aufgebaut worden war. Sie gehörte zwar nicht zur Projektgegend von Janet, aber ihr Projektgebiet war einfach noch zu neu dabei, als dass man uns schon große Erfolgsgeschichten hätte zeigen können. Das fand ich ehrlich. Die Schule und das Jugendzentrum in Kamuli bewiesen beide, dass Aids eine große Rolle im Schulalltag spielt. Überall fand man einen Bezug zum Thema. So war das Schulgelände mit kleinen Tafeln mit Regeln zur AIDS-Prävention ausgestattet. Im Jugendzentrum konnte man sich auf AIDS testen lassen und kostenlos Kondome erhalten. Am späten Nachmittag fuhr uns Nora mit dem Fahrer zurück nach Jinja, der Ort, von dem unsere Reise durch Uganda weitergehen sollte.

Später auf der Reise trafen wir die Gründer der niederländischen NGO up4s. Ich war voller Enthusiasmus und begann mich für ihr Schulprojekt in Uganda zu engagieren. Ich kehrte zurück nach Uganda und gründete am Ende sogar eine eigene kleine NGO, doch ist dies eine andere Geschichte.

Es gibt natürlich viele Organisationen, über die man soziale Projekte unterstützen oder beispielsweise eine Patenschaft aufnehmen kann.  Als Patin eines Kindes von PLAN habe ich ein Interview mit Barbara Wessel von Plan International Deutschland zu ihrer Arbeit geführt.

Im Interview: Barbara Wessel von Plan International Deutschland 

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