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Reiseführertest Amsterdam

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Vom Fernreisenden mutieren wir immer häufiger zum Kurztripper. Und so reicht es auch einmal, „nur“ über die deutschen Grenzen zu schauen. Dieses Wochenende stand Amsterdam auf unserem Testplan. Kein neues Ziel für viele Deutsche. Jeder kann mitreden, jeder war schon dort. Wir zugegebenermaßen bisher nur ganz kurz – mal nachts, mal nur einen halben Tag. Da haben wir uns bisher wohl länger auf dem schönen Schiphol-Flughafen herumgetrieben, als im Herzen der Stadt. Dieses Mal eben gezielt – Amsterdam!

Sicherlich eine Stadt, deren Vorzüge man im Frühling und Sommer noch mehr genießen könnte. Spielt sich das Leben doch an, auf und zwischen den kleinen, romantischen Grachten ab. Desto überraschter waren wir tatsächlich, als uns bereits Freitagabend Horden an U20jährigen fast überrannten. Wir sind uns von Berlin in den letzten Jahren wahrlich einiges gewöhnt, aber im überschaubaren Amsterdam verteilt sich leider der Sauf- und Rauchtourismus schlecht. Das ist aber nahezu das einzige Negativargument.

Nahezu, weil da war noch etwas, dass nur denjenigen stört, der mit Auto anreist – Parkplätze bei einer Ankunft Freitagnacht! Wo Wasser ist, ist nun mal kein Platz für Autos und das macht auch das Parken schwer. Daher werden einem dann auch umgehend Parkplätze außerhalb des Zentrums wärmstens empfohlen, um die tickende Parkuhr mit 4 EUR pro Stunde zu umgehen – eben P+R. Radfahren ist ohnehin schöner und hat hier auch oberste Priorität.

Wir hingegen sind Amsterdam zu Fuß abgelaufen – von de Pijp über Oud-Zud ins Zentrum mit Abstecher nach Jordaan und Noord. Dabei haben wir uns in den engen Straßen des Hafenviertels verloren, landeten in einem riesigen Fashion-Ausverkauf in der Posthoornkerk, wurden überwältigt von der Detailwut im Tropenmuseum, kämpften gegen die eisige Meeresbrise auf der kostenlosen Fährfahrt nach Noord, zwischen Skaterbahn, Kunstausstellung und Videoclip-Dreh genossen wir das kalte Industriedesign und den Ausblick auf Amsterdam von der anderen Seite. Nur das Anne Frank Huis, das blieb uns verwehrt – wegen zwei Minuten. Denn über die waren Schließzeiten gab keiner der von uns genutzten Reiseführer Auskunft. Aber mit etwas mehr Menschenverstand hätte uns klar sein müssen, dass Museen häufig bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Schließzeit niemanden mehr reinlassen.

Nachdem wir bereits am Freitagabend das Zentrum größtenteils abgelaufen waren, suchten wir uns am Samstagmorgen einen ruhigen Platz abseits der Touristenpfade. Häufig sind die unattraktivsten Plätze ans Ende eines Reiseführers gestellt. Und so blätterte ich im Dumont das Kapitel zum Norden der Stadt durch. Ein bisschen Industriecharme kombiniert mit einer Fährfahrt fanden wir abwechslungsreich zum normalen Touristentrott. So erinnerte und das NDSM-Gelände stark an das Berliner RAW-Gelände mit seinem jungen alternativen Großstadtcharme. Im Café Noorderlicht einem umgebauten Gewächshaus mit Ausblick auf das Wasser wärmten wir uns bei Kaffee und Tee auf. Hier nahmen wir noch mal alle Reiseführer genauer unter die Lupe und schauten in den 100% Amsterdam, der uns Lust auf den Spaziergang Jordann & Westerpark machte.

Eindeutig ist ein Trend unter den Reiseführern zu sehen, wenige Hotels vorzustellen. Diesen halten wir für richtig, da die Aktualität des Internets hier leider nicht zu schlagen ist. Die Idee des Lonely Planets einer Pro & Contra Liste nach Stadtteilen finden wir gut.

Bei der Auswahl der diversen Karten entschlossen wir uns die Karte aus dem Dumont direkt zu nutzen, da diese eine gute Kombination aus Größe, Darstellung und Vielfallt darstellt.

Die Kombiwahl: Wenn ich eine Kombination empfehlen müsste, würde ich den Lonely Planet für die Tiefe im Vorfeld und die Übernachtungssuche kombiniert mit dem 100% Amsterdam und der iphoneApp wählen.

Die Einzelwahl: Mein Favorit für den (schnellen) Wochenendtrip ist der dumont direkt; gute Mischung aus Basis-Hintergrund, Highlights und Kartenmaterial. Für die anspruchsvolleren Reisenden, die detaillierte Hintergrundinfos, Insidertipps und Spaziergangsempfehlungen suchen, liefern sich der Lonley Planet und dumont Reiseführer ein Kopf an Kopf rennen – keine klare Entscheidung für uns.

Übernachtung: Hotel Pit Hein
Ausflugsziele und Museen: Anne Frank Museum | Tropenmuseum | NDSM-Werfgelände
Essen und Trinken: Noorderlicht Café und Restaurant | Restaurant Sama Sebo | De Vliegende Schotel | Bagels & Beans | Cheese Factory

Allgemeine Informationen zu Amsterdam auf www.iamsterdam.com.

[MB und LD]




ISBN 978-3770172580 978-3943502008 978-3829722544 978-3770195237 978-3829724050
Preis 16,99€ 9,99 17,99 9,95 11,99€
Art Reisetaschenbuch Cityguide Reisetaschenbuch Cityguide Cityguide
Verlag dumont mo media lonely planet dumont Mairdumont
Größe/ Gewicht 18,2 x 11,6 x 2 cm 17,8 x 12,2 x 1,8 cm 19,6 x 12,8 x 1,8 cm 18,8 x 10,6 x 1,8 cm 18,8 x 11 x 1,8 cm
Erscheinungsdatum 3. erweiterte Auflage 2012 März 2012 4. Auflage Juni 2012 1. Auflage 2011 15. aktualisierte Ausgabe 2012
Separate, herausnehmbare Karte(n) ja, eine sehr große Karte und auf Rückseite Innenstadtbereich, Öffentliche Transportmittel (leider auf Hölländisch), Großraum ja, die kleine herausnehmbare Karte zum Stadtzentrum wirkt unübersichtlich und ungenau, dafür Überzeugen aber die abgedruckten Detailkarten zu den 6 Spaziergängen im City Guide ja, hat uns beim ersten Anblick nicht angesprochen, aber bietet die notwendigen Details und ist schlicht und übersichtlich gestaltet. Ist die bevorzugte Karte auf unserem Trip. Aufgebaut wie die des größeren Bruders dumont Reise-Taschenbuch, doch nicht ganz so groß und deshalb besser im Handling ja, gut ist das Ortsregister direkt auf der Kartenrückseite. Gutes und umfangreiches Kartenmaterial auch im City-Guide.
Seiten 288 152 333 120 140
Kartenmaterial
Hintergrundgeschichte (sehr umfangreich)
Übernachtung (wenig für Lonely Planet Verhältnisse, aber gut gefällt die Pro&Contra Liste)
Rundgang/ Spaziergang
Übersichtlichkeit/ Struktur
Optik/ Gestaltung
Aktualität keine detaillierte Prüfung möglich, doch haben wir schon Abweichungen bei Museums- und Restaurantpreisen festgestellt, leider immer nach oben.
Sonstiges Neben dem Lonely Planet der umfangreichste Städteführer in unserem Test. Schöne Entdeckungstouren. Schöne übersichtliche Aufmachung. Die Schnellübersicht auf den Seiten 6/7 bieten eine gute Kombination aus Karte und Basisinfos. Eine gute Mischung aus Reiseinfos, Adressen (u.a. Essen & Trinken, Einkaufen und Übernachten), Websites, Hintergründen, Stadtteilinfos und Entdeckungstouren. Wir haben ihn diesem sogar dem LP vorgezogen. 6 Spaziergänge mit schönen herausklappbaren Detailkarten, die einem die wichtigsten Viertel und Sehenswürdigkeiten der Stadt näher bringen. Der City-Guide ist modern und übersichtlich aufgemacht und punktet auch mit seinen vielen Bildern. Die iPhone-App bietet zwar wenige, aber die richtigen Informationen. Die App halfen uns bei kleinen Tipps im jeweiligen Stadtteil weiter und überzeugte uns, zum NDSM-Gelände zu fahren. Die Kombination mit der iPhone-App und den aktuellen Insidertipps machen den 100% Amsterdam zu einer guten Wahl. Idealerweise benötigt man noch weiterführende Informationen, um den Wissensdurst zu befriedigen. Optisch überzeugte uns der grau/blaue Look des LP nicht so sehr, aber Struktur und Aufbau sind sehr gut. Inhaltlich war der LP der bevorzugte Partner zum vertieften Lesen. Schön auch die herausgearbeiteten Tipps zu den einzelenen Stadtteilen mit u.a. einzelnen Highlights, Tipps zu Sehenwertem, Essen, Ausgehen & Nachtleben und Shoppen. Einen schnellen Einstieg erlauben die Rubriken „Amsterdams Top 10“, „Was gibt’s Neues?“ und „Amsterdam erleben in 1 bis 4 Tagen“. Gutes Preis-Leistungsverhältnis. Uns gefiel besonders das Kapitel „Amsterdam verstehen“, dass u.a. wichtige Infos zur Geschichte, Malerei, Grachtenhäusern und Musik liefert. Sehr gut war die seperate Auflistung von vegetarischen Restaurants, was das Suchen deutlich vereinfacht. Die Restaurants befanden sich auch in den meisten anderen Reiseführern, doch musste viel gezielter in den jeweiligen Stadtteilkapiteln gesucht werden. 15 Detailpläne bilden das Herz des Reiseführers. Schöne übersichtliche Aufmachung, leider wenige Insidertipps, aber die notwendigen Basisinfos. Ist zwar die Nummer 1 im Amazonranking für Amsterdam Stadtführer, doch hat uns die Aufmachung vom Gebrauch abgeschreckt. Zu viel Inhalt auf zu wenig Raum, hier sucht das Auge nach Platz. Enthält dafür aber wirklich viele Reisetipps und Hightlights, aber aufgrund der kompakten Art fehlen u.a. historische und architektonische Hintergründe. Uns gefielen besonders die „Best of Seiten“ wie z.B. „Tolle Orte zum Nulltarif“ oder „Schön, auch wenn es regnet“. Spannend ist auch die Link, Blog und Apps Übersicht auf Seite 106/107. Finales Statement: ein solider City-Guide für den Kurztripp, besonders wenn man dazu eine organisierte Stadtführung im Programm hat, die Hintergrundinfos liefert.
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1 Kommentare

  1. Hallo Lars,

    Einen klasse Überblick hast du da geschrieben.
    ich möchte euch noch meinen digitalen Reiseführer mr-amsterdam.de ans Herz legen. Falls ihr mal wieder nach Adam fahrt. Es muss ja nicht immer Papier sein 😉

    Viele liebe Grüße

    Marcus

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