Gedanken zu einer Reise ins Paradies, zu den San Blas Inseln in Panama…
Zugegeben, ich habe schon viel Meer in meinem Leben gesehen. Blaues, türkisfarbenes, braunes, schwarzes – alle Nuancen kenne ich. Ich sitze gern am Strand und schaue in die Weite hinaus, dann packt mich die Sehnsucht. Aber der Traum von einer kleinen Coconut-Insel reizt mich nur für einen bis maximal drei Tage. Dann setzt bei mir der Strandkoller ein und der Inselkoller gleich mit. Ich brauche ein Hinterland zu dem Strand, an dem ich mich neben ein paar Bikinistunden noch austoben kann… Doch ist man einmal in Panamá, dann kommt man um Meer nicht herum. Fast alles ist „Strandstreifen“. Und wenn man einmal am immerwährenden Strandstreifen ist, dann sollte man auch nicht den Strand der Strände verpassen! So zum Beispiel die von den San Blas Inseln.
Anreise nach San Blas
Ciudad de Panamá – Flughafen Albrook. Die Schlange für die Maschinen der Air Panamá wird nicht kleiner. Erst werden die Daten inklusive Passagiergewicht (nein, nicht das des Gepäcks) akribisch handschriftlich aufgenommen, um dann in den Computer zu übertragen. Am Ende erhält jeder Reisende einen wiederverwendbaren Boardingpass aus Plastik, mit dem man dann in der 24 Sitze zählenden Maschine seinen Platz findet. Unsere Plätze befinden sich direkt hinter dem geöffneten Cockpit. Kaum haben sich die fünf Pärchen auf acht Reihen des Fliegers verteilt, hebt dieser auch schon ab. Die Tüte liegt bereit, denn ich habe mit einer turbulenten halben Stunde gerechnet. Doch der Flieger scheint in der Luft zu schweben, als mein Blick erst über die Skyline von Panama-Stadt und später über die herrlich dicht bewachsenen Hügeln fliegt. Nach 20 Minuten in der Luft geht es bereits nach unten. Wir landen direkt an den Pforten des türkisfarbenen Traums. Vom Himmel gefallen direkt ins Paradies – Kuna Yala oder San Blas. Nun steht nur noch das Meer zwischen uns und dem Archipel.
Unter uns steht bereits eine kleine Menschenmenge, die den Flieger besteigen möchte oder geschäftstüchtig auf uns Touristen wartet. Gerade der Personenkreis aus der letzteren Kategorie bietet uns schnell seine Hilfe an, als wir unsere Rucksäcke auf dem Rollfeld aufnehmen. Auf die Schnelle fällt mir kein Hostelname ein und so erinnere ich mich nur dunkel an die Empfehlung von einem österreichischen Paar, das uns von einem Elias erzählte. Kaum erwähne ich den Namen Elias, steht Elias schon höchstpersönlich vor uns. Unglaubwürdig, wie ich empfinde. Ich hätte wohl auch Pablo oder Juan sagen können, dieser Mann wäre alles gewesen, so glaube ich. Meine Skepsis verfliegt, als plötzlich fünf zuvor gelandete Holländer aus dem Schatten des Mannes hervortreten und uns bestätigen, sie würden auch bei diesem Herrn namens Elias schlafen. Da wir eh keine Alternative parat hatten, setzten wir uns zu den Holländern und den Einheimischen ins Boot und tuckerten zur Corbiski Island. Die Kunas hatten sich mit Regenponchos und Plastikplanen eingedeckt, völlig übertrieben kam uns das zunächst vor. Bis nach einer viertel Stunden das Meer rauer und rauer wurde. Die Wellen schaufelten mit aller Gewalt ihr Salzwasser in unser Boot. Plötzlich hätte ich mir und meinem Rucksack gern eine Plane gewünscht. Nur die Temperaturen trösteten etwas über die Nässe hinweg während wir viele kleine Inseln passierten und uns bei jeder wünschten, dass diese unser Ziel sei.
Unser Zuhause – Corbiski Island
San Blas besteht aus Inseln – bewohnte und unbewohnte. Der Traum ist wohl eher eine unbewohnte zu erwischen, doch als wir Elias erwähnten, war uns nicht klar, wo uns die Reise hinbringen würde. Corbiski war leider oder zum Glück bewohnt. Das hatte den Nachteil, dass man zum Baden Inselhopping machen musste, um wirklich die schönen einsamen Coconut-Inseln abzubekommen. Der Vorteil lag darin, dass wir wirklich im Kunaland waren und mit den Kunas lebten – auf engstem Raum. Die Kunamänner sind größtenteils westlich gekleidet, wohingegen ihre Frauen mit dem obligatorischen Kurzhaarschnitt und Nasenring ein Tuch um die Hüfte gebunden haben und eine Bluse mit Mola über den Brustbereich tragen. Ihre schlanken Waden betonen die Kunafrauen mit Perlenschmuck. Bei den 25.000 Kunas haben die Frauen die Oberhand, denn die Gemeinschaft lebt im Matriarchat. Überall bieten die Kunas auch den Touristen Molas, Perlenschmuck und Muscheln zum Verkauf an. Auch sich selbst gibt es als Leistung – ein Foto für einen Dollar. Paradiesische Bedingungen.
Ein einfaches Holzhaus auf Stegen in sechs Zimmern mit offenen Wänden unterteilt war unsere Herberge für die bevorstehenden Tage. Der nächste Steg war der Weg zu unserem „Badezimmer“. Die Karibik ist unsere Badewanne und auch unsere Toilette. Elias schien gut organisiert zu sein, teilte umgehend die Zimmer auf, servierte Frühstück und erklärte die Schedule der nächsten Tage. Für 40 USD p.P. und Nacht sollte es also auch Programm geben, damit sich das lohnt. Und schon der erste Ausflug war traumhaft. Die Bootsfahrt war rau, aber der Blick entschädigte. Wir schwebten über die Wellen – vorbei an vielen kleinen Inseln, die sich alle glichen: Ein kleiner Sandhaufen mit einer oder ein paar Palmen drauf. Ich schloss die Augen und sah tausend kleine Schwimmreifen mit einer Palme oben drauf.
Ausflug zur Hundeinsel
Unser heutiges Ziel, die „Hundeinsel“ hatte unweit des Strands ein Highlight zu bieten – ein altes Wrack. Sie zog natürlich die Aufmerksamkeit einiger Touristen auf sich oder wie sollte man es sich sonst erklären, dass bei der Auswahl von 365 Trauminseln alle Touristen dieselbe Insel ansteuerten. Zum Glück war gerade grundsätzlich nicht viel los, so dass „alle Touristen“ auch nicht viele waren. Das Schnorcheln machte riesig Spaß, doch noch mehr juckte es in Fingern und Füßen nach dem kompletten Tauchanzug. Doch in dieser paradiesischen Inselwelt ist weit und breit keine Tauchschule zu sehen. Also mussten wir uns mit der Schnorchelausrüstung begnügen und schauten einfach von oben ins „lebende Aquarium“, in dem die bunten Fische durch das reflektierende Sonnenlicht besonders in Szene gesetzt wurden. Leider währte der karibische Traum an diesem Tag nur kurz. Denn als Wolken mit einer frischen Brise aufzogen und Regen im Gepäck hatten, blieben uns nur die Handvoll Palmen als Schutz. Denn Elias hatte sich nach dem Lunch aus dem Staub gemacht und würde uns erst am Abend wieder abholen. Von diesem Plan rückte er auch trotz Wetterbedingungen nicht ab. Also hieß es auf der einsamen, fußballfeldgroßen Insel ausharren.
Delfine und die Angst
Durchgefroren und durchgenässt traten wir in der Abenddämmerung die Rückfahrt an. Die Wellen schwappten noch stärker als auf der Hinfahrt in das Boot. Nur nicht reinfallen! Plötzlich sah ich einen Schatten von einer Rückenflosse neben unserem Boot. Nicht schon wieder, schoss es mir als erstes durch den Kopf. Vor wenigen Tagen hatten wir erst ungewollte Bekanntschaft mit einem Hai an der einsamen, pazifischen Küste gemacht. Der Schreck saß daher noch tief. Ganz ruhig bleiben, nichts sagen! Die Angst stieg mit der Höhe der Wellen und der Gefahr, in das „Haifischbecken“ zu kippen. Inzwischen waren es drei Flossen geworden, dann fünf. Immer mehr kamen hinzu. Nun zweifelte ich doch. Die Haiflosse sah wahrlich anders aus. Und als die erste Flosse zu springen begann, hatte ich endgültig Gewissheit. Mit diesen lieben Artgenossen bin ich doch schon geschwommen, zwar im Süßwasser, aber Delfin ist nun mal Delfin!
Ausflüge nach Porvenir, Whaly Island und Needle Island
An den Folgetagen machten wir weitere Ausflüge in das paradiesische Archipel. Dazu zählte eine Fahrt nach Porvenir – normalerweise der „first place to fly to“, wenn nicht gerade einmal alles überschwemmt wurde und somit die Landebahn unter Wasser steht. Durch den weggebrochenen Flugverkehr wirkte Porvenir verwaist. Ein Friedhof, ein kleines Museum und zwei Telefonzellen waren alles, was hängenblieb. Auf Whaly Island betreibt Elias’ Freund eine Lodge, die zum Zeitpunkt unseres Besuchs etwas verwaist war, was auch an den 120 USD gelegen haben kann. Wir durften die Insel exklusiv für uns an diesem Tag auskosten und somit hatten wir eine Insel für uns allein. Und auch die beliebte Needle Island besuchten wir an einem Tag. Auch wieder ein kleiner wahrgewordener Inseltraum mit Palmen und weißen Sand. Sie reiht sich in eine Kette von drei gleichgroßen Inseln ein. Auf Needle Island gibt es auch eine Unterkunft mit Bambushütten.
Am Morgen unseres letzten Tages weckte uns Elias um 4.30 Uhr ganz aufgeregt. Wir müssten jetzt los, das Wetter würde zunehmend schlechter. Und tatsächlich stürmte es bereits die ganze Nacht, dass ich ohnehin kein Auge zutat. Und als wir auf dem Wasser waren, merkte man, dass Elias nicht übertrieben hatte. Unser Boot wurde zum Spielball des Windes und der See. Mein Magen schlug sich tapfer, doch gerade als er seinen endlosen Kampf zu verlieren schien, tippte mich ein Kuna-Mann aus der hinteren Reihe an, deutete auf’s dunkle Meer und sagte „Tiburón“. Es schwamm etwas neben unserem Boot, das hatte auch ich trotz Seekränke bemerkt. Natürlich ging ich von Delfinen aus. Doch durch die Dunkelheit und den brausenden Wind hatte man ohnehin nur eine ungefähre Ahnung von dem, was einen im und auf dem Meer erwartete. Und am besten wollte ich mir keinen näheren Eindruck von all dem verschaffen.
Was man über San Blas noch wissen sollte?
Anreise
Man kann die San Blas Inseln mit einer Anreise über den Land- oder den Luftweg erreichen. Anschließend geht es mit dem Motorboot weiter. Wir sind mit AirPanama vom Terminal des Albrook International Airport (PAT) in Panama City nach Carti geflogen. Sie fliegt aber auch den Flugplatz von El Porvenir an, der „Hauptstadt des Guna Yala Autonomiegebietes“. Von Zart aus sind wir dann mit Boot weitergefahren. Den Flug haben wir uns direkt online auf der Seite von AirPanama gebucht.
In den Hostels von Panama City wird man aber auch auf die zahlreichen Angeboten von Allrad-touren zum Meer stoßen, von wo man dann auch die Reise mit Boot fortsetzt. Der Weg führt zunächst über gut ausgebaute Interamericana in Richtung Osten, vorbei an Chepo. Die Strecke führt durch die Berge, durch das Naturreservat Nusagandí, bis zur Flussmündung an der Karibikküste (Dauer: ca. 4 Stunden).
Darüber hinaus passiert man auch bei einer Reise mit Segelboot von Kolumbien (Cartagena) nach Panama oder umgekehrt die San Blas Inseln.
Bei einer Reise in das autonome Territorium Comarca de Guna Yala muss man den Reisepass dabei haben.
Mehr zu Panama findet Ihr hier!
Klasse Post! Mit den Kuna und den San Blas Inseln kam ich zum ersten Mal während meines Ethnologie-Studiums in Kontakt, als ich ein Referat über sie halten musste. Und seitdem geistern sie durch meine Reisepläne. Geschafft habe ich den Besuch bisher allerdings nicht. Aber sie warten …. Herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag in meiner Insel Blogparade.
Ich stolperte tatsächlich erst über die Kunas in Vorbereitung meiner Panama-Reise. Und um ehrlich zu sein, eine einfache Palmeninsel ist zwar wunderschön, aber erst mit den Menschen war es wirklich interessant auf San Blas. Die Erfahrung mit Deinem Referat kommt mir übrigens auch bekannt vor. Bei mir ist das so ein bisschen mit Afrika und der ewige Plan, irgendwann in den Kongo zu reisen. Ich war zweimal schon ganz nah dran, aber eben einfach noch nicht drin 😉 LG, Madlen