Alle Artikel mit dem Schlagwort: Iran

Iran

Abschied vom Iran

Ein letztes Mal lege ich das Kopftuch über meine Haare, streife die Ärmel meiner Tunika über mein Handgelenk. Dann steige ich mit den mittäglichen Rufen des Muezzins in das Auto, das mich zum Flughafen bringt. Die Klänge berühren und rühren zugleich. Trotzdem habe ich keine Tränen in den Augen, weil ich mit Sicherheit weiß, dass ich wiederkommen werde. Ich schweige, wie ich es oft auf meiner letzten Fahrt tue, weil der Anfangsgedanke meiner Geschichten oft in den Abschiedsmomenten entsteht, der das Hier und Jetzt in die Vergangenheit katapultiert. Eine unterhaltsame Fahrt zum Flughafen Ich lasse die Fassaden der Großstadt, die häufig mit einem Bild des Ayatollah Khomeini und Khamenei-Konterfei geziert sind, an mir vorüberziehen. Flaggen wehen theatralisch. Selten sah ich im Iran eine Fahne lasch am Pfosten hängen. Als wehte in der Höhe eine versteckte Windmaschine über das Land, in dessen Straßen es sonst windstill ist. Ist das alles real? Oder doch nur ein Film, der sich in meinem Kopf abspielt. Vielleicht, weil ich es selbst nicht fassen kann. Vor mir sitzt ein hipper, gutaussehender junger Mann, der …

Isfahan, Iran

Die Brücken von Isfahan

„Bist du dem bewaffneten Mann begegnet?“ fragt mich mein Taxifahrer. Ich schaue ihn etwas verdutzt an. Noch etwas schlaftrunken zur frühen Stunde will ich ihn nicht so richtig verstehen.„Bang, bang“ tönt es schon vom Fahrersitz. Ich schrecke kurz zusammen und muss dann laut lachen. Nein, dem bewaffneten Mann bin ich nicht begegnet, das ist natürlich auch ihm klar. „Aber die ganze Welt hat doch Angst vor uns“, meint der Iraner mit indischen Wurzeln. Ich erwidere:„Schaue doch wieviele Touristen hier sind, sie wären sicherlich nicht gekommen, hätten sie Angst.“ Meine Busfahrt nach Isfahan An diesem frischen Samstagmorgen bin ich auf dem Weg zum Busbahnhof von Yazd. Die Stadt ruht noch größtenteils und auch auf dem Busbahnhof vermisse ich geschäftiges Treiben. Es sieht eine halbe Stunde lang so aus, dass ich die einzige Passagierin nach Isfahan sein werde, doch das ändert sich kurz nach der angekündigten Abfahrtzeit. Wir werden mit fünf Passagieren gen Norden starten. Die anvisierte vierstünde Fahrzeit sehe ich schon in weiter Ferne, als der Busfahrer alle paar Kilometer hält, um mal Passagiere einzuladen, sich dann heißes …

Yazd, Iran

Yazd – Wüstengroßstadt anstatt Großstadtwüste

Persische Melodien schallen aus dem Recorder an der Wand. Es mischen sich französische und deutsche Stimmen unter die Musik auf der kleinen Dachterrasse des Art House. Hinter mir stehen kleine Sukkulenten aufgereiht. Liebevolle Details verschönern die Lehmwände. Ob dekorative Keramikfliesen und -geschirr, prächtige Teppiche und Kissen oder schöner Schmuck – alles wird zum Kauf angeboten. Vor 6 Jahren hat Mehdi Mirzaee das Haus seiner Eltern ausgebaut. Nun befindet sich hier neben einer Ausstellung seiner eigenen Kalligrafien und der Zeichnungen seiner Frau Goli auch ein Café in dem Gemäuer. Von der Dachterrasse lasse ich meinen Blick schweifen – über die braun-beigen Altstadtgassen von Yazd. Windtürme sprießen aus dem Gewirr gen Himmel. Von der Kunst in Yazd „No Wifi – Talk to each other, pretend it is 1985“ steht auf einer Tafel geschrieben, darunter wird als „Todays Special“ Camel Stew angeboten. Ich bin mir sicher, das ist nicht nur heute die Empfehlung des Hauses. Denn wo man auch zum Speisen hinkommt, Kamel ist hier die Spezialität. Ich begnüge mich mit einem Yazdi Kaffee, einem Yazdi Kuchen und einer selbstgemachten …

Iran, Kharanaq

Lost City Kharanaq – die verlassene Wüstenstadt

Ich stehe auf dem Dach eines verlassenen Hauses in einem verlassenen Ort. Die Sonne wirft ihre letzten Schatten in die engen Gassen und offenen Räume der 1000 Jahre alten Gebäude, bevor sich die dunkle Decke der Nacht über die verfallenen Lehmbauten legt. Der Mond drückt sich im kräftigen Gelbton aus den Bergen auf der gegenüberliegenden Flussseite gen Himmel. Aus den umliegenden noch bewirtschafteten Gärten und Feldern tönen Stimmen zu mir herüber. Mein Blick erhascht zwei Menschen auf Pferden. Dann wird es wieder still. Die Ruhe verstärkt noch einmal das Gefühl der völligen Verlassenheit. Immer wieder muss ich aufpassen, dass ich nicht in ein Loch trete oder etwas zum Einstürzen bringe. In Deutschland wäre längst alles gesichert. Doch obwohl der Besuch von Kharanaq als Halbtagestour von Yazd aus angeboten wird, fühlt sich alles wie eine Lost City an, die sich in die umliegende Wüstenlandschaft wunderbar einfügt. Meybod und eine Festung Ich war gemeinsam mit einem Holländer und zwei Berlinerinnen mittags zu einem Halbtagestrip in die Wüste aufgebrochen. Als wir Meybod erreichen, macht sich in unserem Auto …

Iran Zug

Männerabteil – Meine Zugfahrt nach Yazd

Punkt 14.50 Uhr rollt der Zug langsam an. Der rosarote und hellblaue Lack kann sein Alter nur oberflächlich übertünchen. Ich teile mit zwei Männern das Abteil. Genug Platz, denke ich mir. Doch eigentlich hatte ich mir die Fahrt unterhaltsamer vorgestellt, die Männer grüßen eher muffelig und beschäftigen sich dann mit sich selbst. Der Schaffner schaut kurz in das Abteil und überreicht uns Bettwäsche und eine Wasserflasche, später kommt er noch einmal, um den beiden Männern Knabbereien und Saft zu überreichen, mich ignoriert er hingegen völlig. Einrichten im Abteil Unsere Kabine besteht aus hochklappbaren Betten und bietet Platz für sechs Personen. Ein kleiner Teppich ziert den Boden, ein Mülleimerchen steht darauf. Dieser wird während der achtstündigen Zugfahrt häufig geleert. Da der Nachtzug bereits ausgebucht war, bin ich mit dem Joopar-Zug unterwegs. 50 Jahre ist dieser hier alt, soll ich später noch erfahren.  Doch ich sehe ihm natürlich auch ohne diese Information sein Alter an. Sicherlich hätte es komfortablere Lösungen gegeben. Den Pardis-Express beispielsweise. Stattdessen sitze ich nun im abgerockten Bummelzug Richtung Bandar Abbas. Die Touristenquote liegt bei …

Teheran, Iran

Teheran – Aller Anfang ist schwer

Durch meine verklebten Lider erblicke ich schemenhaft eine Frau in einer modischen hellblauen Tunika. Sie trägt ein lässig übergeschwungenes Kopftuch. Erschrocken schaue ich auf den Bildschirm, dort steht vor dem kleinen Flieger das Wort „Teheran“. Ich muss eingenickt sein, denke ich mir. Hinter der Fensterscheibe schiebt sich am Horizont ein oranger Streifen in den nächtlichen Himmel. Aus der lockeren Wolkenschicht ragen Gipfel heraus. Mein Flieger befindet sich kurz darauf im Landeanflug. Die monotone beige-braune Fläche unter mir nimmt Gestalt an. Das Undefinierbare wird zur Wüstenlandschaft, wird zu einem Land – Iran. Ankunft in Teheran Und dann bin ich da. Die Uhrzeiger werden schnell um 2,5 Stunden nach vorn gedreht, so dass die Dämmerung auch einen Sinn ergibt. Ich bin die Erste, die aufgrund ihres Premium Economy Platzes von Bord der Germania-Maschine geht. Auf meinem Weg zur Visastelle ruft mir eine junge Dame von einer Versicherungsfirma zu, ob ich versichert sei. Ich nicke hastig. Doch sie bleibt hartnäckig, hakt nach, es geht um eine Reise- und nicht um eine Krankenversicherung. Nun hat sie mich. Nach einer durchgemachten Nacht könnte man mir wohl alles verkaufen, denke …

Iran

Iran Reisetipps – ein Land wie 1001 Nacht

Am besten lässt sich meine Reise in den Iran wie folgt beschreiben: „Und wenn du auch glaubst, vorurteilsfrei zu reisen, wirst du dich im Iran immer wieder dabei ertappen, dass die Welt mit den dir bekannten Mustern nicht zu funktionieren scheint. Du reist mit Schubladen, Du reist mit Schablonen – auch wenn du das vehement negierst. Doch hier will nichts von dem so richtig passen, was du dir zuvor ausgemalt hast. Der Iran ist anders als alles bisher Gesehene, und doch auch so erfrischend normal. Du bist es selbst, die sich überdenken muss, die das Normale annehmen muss, um die Bilder im Kopf beiseite zu schieben zu können und sie neu zu übermalen. Und doch solltest du bei allem Überschwang auch nie vergessen, dass für dich als Besucher, als Gast, andere Gesetze gelten als für den, der hier lebt.“ Iran in unseren Köpfen Es gibt kaum Plätze auf der Welt, die so viele Bilder in den Kopf projizieren, ohne auch nur je mit der Realität in Berührung gekommen zu sein, wie das Land, dass die US-Regierung …