Alle Artikel mit dem Schlagwort: Radfahren

Rad-Herbst

Perspektivenwechsel – Radfahrer sind auch nicht die besseren Menschen

Es ist en vogue, über die bösen Autofahrer zu schimpfen. Sie verstopfen alles, sind rüpelhaft und sorgen für ein schlechtes Klima. Und auch ich könnte zig Situationen benennen, in denen ich mich als Radfahrerin über Autos aufrege und von ihnen fast umgefahren wurde. Als Radfahrerin verstehe ich mich zu 80 % meines täglichen Lebens – denn ob Sommer, Frühling, Herbst oder Winter, ob bei Regen, Schnee oder Sonnenschein, bin ich mit Rad in der Stadt unterwegs. Und Radtouren am Wochenende mache ich auch gern. Allerdings gibt es da noch die gefühlten anderen 20 % – und da bin ich eben auch Fußgängerin und – oh je – Autofahrerin. Aber darum soll es nicht gehen. Ein Perspektivenwechsel tut tatsächlich jedem gut, um nicht zu verbittern. Sitze ich im Auto, kann ich mich besser in Fußgänger und Radfahrer hineindenken und deren nächsten Schritte abschätzen. Das aber nur am Rande. Kürzlich stieß mein Kollege, der nachts zu Fuß auf dem Gehweg unterwegs war, mit einem Rad zusammen. Das nährte seinen Frust über Radfahrer. Vom rücksichtslosen Radfahrer übern Haufen …

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Ciclovía – Bogotá mit Rad erkunden

Das Angebot von Juvenal können wir nicht ausschlagen, auch wenn wir an unserem letzten Tag in Bogotá lieber ausschlafen würden. Doch es ist Sonntag – das ist der Tag, an dem in Kolumbiens Hauptstadt Radfahrer, Läufer und Skater die Straßen erobern. Denn dann ist Ciclovía und die hat Tradition. Sie ist genauso alt wie ich – Jahrgang 76. Aus einem Studentenprotest auf Rädern, der auf mehr öffentlichen Raum in der Metropole abzielte, wurde schnell Realität – und dies nicht nur in Kolumbien, sondern auch in Quito, Mexico Stadt oder Paris. Verkäufer mit Snacks und Fahrradmechaniker säumen die Straßen. In den Parks wird gepicknickt und kostenlose Aerobic-Klassen ergänzen das sonntägliche Sportprogramm. Sonntags in Bogotá – Radfahrer ist King Von 7 bis 14 Uhr sind zahlreiche Straßen in Bogotá gesperrt, um mit Familien, Freunden, Hund oder allein sportlichen Aktivitäten nachzukommen oder sich einfach nur zu bewegen, wo sich sonst eine Auto- und Buslawine durchschiebt. Mehr als 120 km werden jede Woche auf`s Neue für wenige Stunden zu einem offiziellen Radweg, auf dem auch Skater und Läufer unterwegs sind. Zwischen 1 bis zu 4 …

Müritz, puriy

In einem Tag um die Müritz – 100 km mit Rad

Da ist sie, die frische Seeluft, die steife Brise, die im Norden immer ein Stück heftiger weht. Als wir den geschützten Wald, den wir größtenteils an der Ostseite der Müritz durchfuhren, am Ortseingang von Waren verlassen, kämpfen wir gegen die Sturmböen an. Dunkle Wolkenschichten schieben sich über uns hinweg, während neben uns am Uferweg das Wasser in Wellen an Land schwappt. Wir haben den größten Binnensee Deutschlands (auf deutschem Gebiet) erreicht – die Müritz. Leichter Nieselregen stäubt uns einen Hauch Frische ins Gesicht, doch uns dürstet es eher nach Wärme. Wir suchen das Kietzspeichercafé auf, um bei Kaffee und Kuchen zu entscheiden, ob wir die Müritzumrundung an dieser Stelle fortsetzen – unsere Radtour um die Müritz an einem Tag. Etwa ein Drittel liegt hinter uns, aber erst jetzt sehe ich die Müritz das erste Mal auf dieser Tour vor mir: Von Blankenförde sind wir über Granzin, Speck, Federow bereits nach Waren geradelt. 32 km in knapp zwei Stunden mit wenigen Fotostopps. Das klingt nicht viel, ist auch nicht viel, aber meine Erkältung der letzten Woche …

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Die Königsetappe: Abgesoffen auf der Schwäbischen Alb

Zugegeben, ich brauchte erst mal ein bisschen Schlaf nach den über 1000 km per Rad. Jetzt kann ich etwas erholt auch die letzten Stunden unserer Radtour durch Deutschland in Worte fassen… Die Königsetappe ist geschafft, mit reichlich Verspätung erreichten wir mit dem Rad am Montagabend Konstanz. Das Abbaden bei Sonnenschein als krönender Abschluss wurde zu einem nassen und dunklen Empfang um 23 Uhr. Diese Etappe hatte es in sich. Aus 237 anvisierten Kilometern wurden am Ende ca. 270 und nur Bens Garmin schaffte es den gesamten Track aufzuzeichnen. Der süddeutsche Starkregen zwang uns zu ungeplanten und langen Pausen, was letztendlich nicht half, und so fuhren wir gute zehn Stunden im strömenden Regen, erklommen die Schwäbische Alb und stürzten uns todesmutig mit gut 45 km/Stunde die nassen Straßen ins Obere Donautal hinunter. Am Ende kamen wir mit einer letzten Reifenpanne, einer Kollision nur wenige Meter vor dem Ortsschild von  Konstanz im hinteren Fahrerfeld und mit dem Verlust eines weiteren Fahrers im dunklen und nassen Konstanz erschöpft an. Die 5. Etappe mit Daten und Strecke im Überblick. …

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6 Stunden 2 Räder 1 Insel – Gozo mit Rad erkunden

Wieder macht es zwischen meinen Füßen klack. Inzwischen weiß ich, was zu tun ist. Meine Hände sind ohnehin schon Öl verschmiert. Es lohnt nicht, sie zu säubern. Der Hügel, der gleich hinter dem Hafen von Mgarr beginnt, ist eine wahre Herausforderung, nicht nur für die Fahrradkette sondern auch für meine körperliche Fitness. Endlos windet sich diese Straße von der Küste Gozos hinauf auf die Hochebene, auf der als besondere Blickpunkte die neugotische Kirche „Our Lady of Lourdes“ und das Fort Chambray thronen. Ich kämpfe gegen Wind und Sonne, während ich mir den Schweiß mit meinen schwarzen Händen nicht abwischen mag… Nachdem die morgendliche Fähre Unmengen an Touristen auf die zweitgrößte Insel Maltas ausgespuckt hat, die sich alle in Richtung Busse bewegten, scherte ich nach links aus und peilte zielstrebig den Mgarr Tourist Service-Laden an, um mir für diesen Tag ein Rad zu mieten. Einfach mal Malta auf zwei Rädern spüren – auf Wegen, die die Busse nicht passieren. Oder einfach mal in Dörfern verweilen, in denen außer Hund und Katze niemand auf der Straße ist. …