Alle Artikel in: Mexiko

Berichte aus Mexiko

Sierra Norte, Mexiko

Wanderung in der Sierra Norte – zwischen den Pueblos Mancomunado Cuajimoloyas und Latuvi

Langsam legt sich mit der untergehenden Sonne eine zaghafte Geräuschkulisse über das Dorf. Hühner gackern, Vögel zwitschern, Esel schreien. Aus der kleinen Kirche auf dem gegenüberliegenden Hügel am anderen Ende des Dorfes tönen Lieder. Die kleinen Häuser mit Wellblechdächern reihen sich an einer Straße entlang. Menschen sind nicht zu sehen. Ansonsten liegt der kleine Ort Latuvi auf 2450 m Höhe in einer bewaldeten Berglandschaft – ganz still und leise. Die verschiedenen Farbnuancen der Pinien und Laubbäume verlieren sich im Dunst, der der Szenerie die Schärfe nimmt und den Horizont in feinen grauen Linien verschwimmen lässt. Fast wie eine Traumlandschaft liegt die Sierra Norte vor mir. Meine müden Füßen wippen längst im Rhythmus der Hängematte, von der ich nach meiner 5,5 stündigen Wanderung den Ausblick genieße. Wer nach Latuvi kommt, tut dies meist zu Fuß. Wanderung in der Sierra Norte zwischen den Pueblos Mancomunado Auch wir sind heute von dem kleinen Ort Cuajimoloyas gewandert. Der Puls von der nur 53 km entfernten Stadt Oaxaca schlug nicht in meinem Takt. In nur 1,5 Stunden ließ ich am …

San Cristóbal

San Cristóbal – Freude und Melancholie in der Sierra Madre de Chiapas

Unser Bus schiebt sich in der einsetzenden Dämmerung in einer Autokolonne stadteinwärts nach San Cristóbal. In den Pfützen spiegeln sich die Lichter der Straßenstände und Autos wider. Als ich in die Avenida Insurgentes trete, ist da kein Taxifahrer, der sich für uns interessiert. Stattdessen hat der Regen die Straße in eine Schlammpiste verwandelt, durch die sich kein Fahrzeug mehr zu fahren traut. Kaffeeduft legt sich in die nassen Straßen, deren farbige Häuserfassaden mit Ziegeldächern gleich ein heimeliges Gefühl hinterlassen. Kaffee lässt mich immer ankommen, gerade nach einer langen Busfahrt. Und hier scheint die erste Adresse mexikanischer Kaffeekultur zu sein. Das ist die beste Voraussetzung, um zu bleiben. Anreise von Palenque, wenn es mal wieder länger dauert Wir waren morgens planlos zum Busbahnhof von Palenque gefahren, in der Hoffnung, irgendwann einen Bus nach San Cristóbal zu bekommen. Als wir dann an den Ticketschalter traten, sahen wir aus dem Augenwinkel, dass nur drei Minuten später ein Bus nach San Cristobal abfahren würde und genau zu diesem spurteten wir flink. Es ging gleich los, die Filmbeschallung lief sofort …

San Agustillenio

San Agustinillo – Menschen, die auf’s Meer starren

Rote Flaggen wehen im Wind, als ich an diesem Morgen durch den kühlen Sand an das Meer trete. Surfbretter lehnen an den Holzstämmen, die die Sonnenüberdachung stützen. Doch sie wollen erst später am Tag eingesetzt werden. Links und rechts begrenzen Felsen die Bucht von San Agustinillo. Sanft werden sie vom grau-blauen Wasser umspielt. Wellen tösen in der Brandung. In diesem kurzen Moment des Morgens gibt es nur mich, den Strand und das Meer. Als nur wenige Augenblicke später im Osten die Sonne den Himmel orange färbt, finden sich weitere Touristen am Strand ein, um zu meditieren, Yoga zu machen, zu laufen oder zu spazieren.   Nur eine Nacht trennt das quirlige Stadtleben Oaxacas vom Meeresrauschen des Pazifiks. Mein Bus windete sich rasant durch die Dunkelheit in der Sierra, die hin und wieder von der zaghaften Beleuchtung einiger Behausungen und Siedlungen am Wegesrand durchbrochen wurde. Wie eine leuchtende halbierte Orangenschale lag der Mond im Himmel und wich nicht von meiner Seite. Dann schüttete der Bus eine Handvoll Passagiere in der Kleinstadt Pochutlo aus. Der Busbahnhof war nicht einmal beleuchtet. Silhouetten …

UNICO 20º87º Hotel Riviera Maya

20 h Entspannung im UNICO 20º87º Hotel Riviera Maya

Unter meinem Balkon breitet sich eine Poollandschaft, die nahezu fließend in das türkise Meer übergeht, aus. Nur ein paar Palmen trennen natürliche und künstliche Wohlfühloase voneinander. Ich beobachte einen Mann, der an die Pool-Bar heranschwimmt. Es ist das perfekte Setting, aus dem Träume bestehen. Endlose Tage lassen sich in dieser abgeschirmten Welt von Wasser, Palmen und kulinarischem Genuss verbringen. Das ist wohl Entspannung auf höchstem Niveau. Da ist nichts, worum man sich selbst kümmern muss. Und wo findet man dieses einzigartige Idyll? Auf Breitengrad 20°N und Längengrad 87°W  – das verrät schon der Name des Resorts UNICO 20°N 87°W. Ankunft im UNICO 20°N 87°W Das erst im März 2017 frisch eröffnete All Inclusive Hotel UNICO 20°N 87°W, das zu meiner Freude völlig ohne Armbändchen auskommt, verzaubert auf dem ersten Blick durch seine drei Poolumgebungen. Südländisch, offen, minimal. Anstatt Prunk und Protz dominieren hier Naturmaterialien, mit denen die Zimmer und öffentlichen Bereiche gestaltet worden sind. Frisch geht es schon beim Empfang zu. Obwohl wir aufgrund eines sehr frühen Flugs noch vor 10 Uhr anreisen, wird uns in …

Campeche

Campeche – der Ruhepool Yucatáns

„Die Stadt ist voll mit Ratten und Piraten.“ Breit grinsend bleibt ein Campechano vor mir stehen, kaum dass ich mich auf die schattige Bank gesetzt habe. Sein Leben passiert auf der Straße, so gesehen muss er wissen, wovon er spricht, wenn er mir seine Sicht auf die glänzende Fassade der UNESCO-Weltkulturerbestadt Campeche schildert. Ein Spaziergang auf der Stadtmauer Die Sonne knallt gnadenlos auf uns herab, belichtet das historische Zentrum, das von einer Mauer umschlossen ist, über. Die eisernen Balkon- und Fenstergitter an den farbigen Hauswänden werfen zu dieser Tageszeit kleine Schatten. Nur wenige Menschen schlendern bei 35 Grad durch die Straßen des Kolonialstädtchens. Touristen sieht man kaum. Mit Langsamkeit und Müßiggang lässt sich Campeche erkunden. Ein Stück der Mauer kann man sogar begehen, man sollte dies nur vielleicht nicht wie wir ausgerechnet mittags tun. Denn hier gibt es nichts, was Schatten spenden könnte. Wir sind allein hier oben. Der einstige Reichtum der Stadt war Anlass für unzählige Überfälle durch britische und niederländische Seeräuber. Dies führte im 17. Jahrhundert wiederum nach sich, mit Hilfe der spanischen Krone …

Mexiko, Tulum

The Feeling of Tulum

„Spürst Du etwas?“ „Nein, und Du?“ Während meine Schwester etwas belustigt aus dem Lonely Planet zitiert, lass ich die Maya-Ruinen von Tulum auf mich wirken. Durch ihre 784 m lange dreiseitige Ummauerung, die nur zum Meer geöffnet ist und bei Sonnenaufgang das Licht in sich auffängt, ist Tulum durchaus etwas Besonderes. Und das Setting auch: Eine historische Stätte auf Klippen küsst die weißen, palmengesäumten Sandstrände und die türkisblaue Karibik. Das ist Postkartenidylle pur und schreit nach Besuchern. Ein Besuch der Mayastätte in Tulum – Zwischen Vorstellung und Wirklichkeit Alles ist herausgeputzt, Wege gesäubert, Rasen gemäht, auf dem die rund 700-1000 Jahre alten Ruinen herausragen, als seien sie erst frisch erbaut. Zu wenige Ecken und Kanten, zu wenig wilde Natur. Kaum zu glauben, dass sie bei ihrer Wiederentdeckung 1842 vom Dschungel überwuchert waren. Nur wenige Bäume spenden Schatten. Von Tulum wurde im 13. und 14. Jahrhundert der Sternenhimmel beobachtet, besonders Venus war im Visier. Fenster sind so ausgerichtet gewesen, das sie die Sonnenstrahlen zur Wintersonnenwende auffangen. Eine leichte Meeresbrise zerzaust meine Haare, als ich in der brütenden Hitze durch die …