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Ravenna inside – Acht Gründe, die Stadt zu besuchen

Theoderich_Mausoleum

Ich weiss unverschämt wenig über diese norditalienische Stadt, die sich alles andere als von der dunklen, gar schwarzen „Raben“-Seite zeigt. Dieses Ravenna, eben deutsch Raben genannt, erstrahlt im Abend- wie im Morgenlicht, als wollte es dem Aufblühen der Natur Konkurrenz machen, als ich es im April besuchte. All das, was man mit Ravenna verbindet, ist mir noch dunkel aus der Schulzeit bekannt. Mein Gedächtnis hat bereits die meisten Fakten aussortiert.

Dabei spielte sich hier einst große Geschichte ab. Caesar zog von Ravenna aus über den Rubikon in den Bürgerkrieg mit Pompeijus. Seine Blüte erreichte die Stadt als die weströmischen Kaiser in der Spätantike ihren Regierungsitz dorthin verlegten. Politisch und kulturell blühte Ravenna jedoch besonders unter den Goten auf. Der germanische Heerführer Odoaker wurde 493 n.Chr. vom Ostgotenherrscher Theoderich dem Großen in der Rabenschlacht vernichtend geschlagen und eigenhändig getötet. Theoderich errichtete darauf das Ostgotenreich und hatte in Ravenna seinen Hof. Um 520 ließ Theoderich sein zukünftiges Mausoleum auf dem Friedhof der Goten-Vorstadt errichten. Dieses zählt wie sieben weitere frühchristliche und byzantinische Monumente aus dem 5. und 6. Jahrhundert, dem „Golden Age of Ravenna“, seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ravenna hat natürlich noch mehr als diese acht „Weltkulturerbe“-Gründe, die sich für einen Besuch lohnen. Denn nicht umsonst zählt die Stadt zu den prächtigsten kunsthistorischen Städten Italiens. Dennoch möchte ich Euch mein „Ravenna inside“ der großen 8 vorstellen und mit Euch den Blick ins Innere wagen…

San Vitale
Diese bedeutende Kirche aus der spätantik-frühbyzantinischen Zeit verblüffte mich vor allem durch die herrlichen Mosaike, die noch zum großen Teil original sind. Während die Bodenmosaike aus dem 10. Jahrhundert in erdigen Tönen gehalten sind, leuchten die byzantinischen Wand- und Deckenmosaike in kräftigen und goldenen Farben. 30 Jahre brauchte man wohl, diese Mosaiks aus Marmor zu legen. San Vitale erinnert ein bisschen an Hagia Sophia in Istanbul und wurde Mitte des 600 Jahrhunderts erbaut.

San Vitale Eingangstor

San Vitale Eingangstor

San Vitale

San Vitale

San Vitale

San Vitale

San Vitale

San Vitale

Mausoleum der Galla Placidia
Das Mausoleum der Galla Placidia befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu San Vitale und hat eines gemein – die prächtigen byzantinischen Wandmosaike. Es handelt sich hierbei jedoch um die ältesten Mosaike in ganz Ravenna. Besonders fasziniert bin ich von dem dunkelblauen Himmelsgewölbe mit weiß-goldenen Sternen gewesen und dem leichten Lichtschein, der durch die kleinen Fenster in das Gebäude hineindrängt. Das zwischen 425 und 439 erbaute Mausoleum sollte als Grabstätte der Kaiserin Galla Placidia dienen.

Galla Placidia

Galla Placidia

Galla Placidia

Galla Placidia

Galla Placidia

Galla Placidia

Galla Placidia

Galla Placidia

Baptisterium der Arianer

Das achteckige Baptisterium der Arianer wurde  Ende des 5. Jahrhunderts errichtet als der Arianismus unter Theoderich der Große offizielle Hofreligion wurde. Das mit Wand- und Deckenmalereien ausgestattete Gebäude hat ein Problem, das es mit anderen in Ravenna teilt – es liegt wegen des seit der Antike sehr stark ansteigenden Bodenniveaus ca. 2,25 m unter diesem und so steigt man auch ein paar Stufen hinab. Im Zentrum des Kuppelmosaiks steht übrigens der vollkommen nackte Jesus, der getauft wird.

Arian Baptistery

Arian Baptistery

Arian Baptistery

Arian Baptistery

Neonische Taufkapelle

Die Kapelle mit den acht Ecken könnte man sagen. Genauso wie das Baptisterium der Arianer hat auch die Neonische Taufkapelle eine achteckige Form. Sie überrascht in ihrer äußeren Schlichtheit mit ihrem innerem Glanz. Manch einer sagt, sie hätte den schönsten spätantiken Innenraum. Zumindest ist die Neonische Taufkapelle das älteste erhaltene Bauwerk in Ravenna. Acht Ecken hat auch der Taufbrunnen aus griechischem Marmor und Purpurstein, der in der Kapellenmitte steht. Klein, aber fein, würde ich sagen.

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Neonisches Baptisterium

Sant’ Apollinare Nuovo
Etwas verwirrend ist das „nuevo“ im Namen dieser Kirche schon. Wer meint, es handele sich um eine neuere Kirche nach dem Vorbild in Classe, der irrt. Sie ist nämlich älter. Das „nuevo“bezieht sich auf eine kleine unbekanntere Kirche.
Theoderich ließ diese beeindruckende dreischiffige Basilikalkirche im 5. Jahrhundert errichten. Einst zeigten Mosaike im Eingangsbereich der Kirche  den Palast des Theoderich und den Hafen der Stadt, Classis. Nach der Eroberung Ravennas durch oströmische Truppen im Jahr 540 wurden jedoch die Abbilder Theoderichs und seiner Gefolgschaft entfernt und durch Bilder von Vorhängen ersetzt. Doch leichte Schatten und Umrisse lassen noch heute erkennen, dass hier einst Menschen zu sehen waren.
An den Seiten des Innenraums findet man zudem auch Szenen aus dem Leben Jesu wieder. Die linke Seite ist in Frauenhand – man sieht die Prozession der 22 Jungfrauen, die den Heiligen Drei Königen folgen. Auf der rechten Seite sind die Männer – ein Zug der 26 Märtyrer. 

Sant Apollinare Nuovo

Sant Apollinare Nuovo

Sant Apollinare Nuovo

Sant Apollinare Nuovo

Sant Apollinare Nuovo

Sant Apollinare Nuovo

Sant’Apollinare Nuovo

Sant’Apollinare Nuovo

Sant’ Apollinare in Classe 

Eine kurze Busfahrt von Ravenna entfernt liegt Classe, der Geburtsort Ravennas. Ihren Namen erhielt die Kirche von der antiken römischen Stadt Civitas Classis am damaligen Hafen von Ravenna. Dieser unter Kaiser Augustus zum zweitgrößten Kriegshafen des Römischen Reichs ausgebaute Hafen versandete jedoch.
Zweimal zwölf Säulen stemmen den beeindruckenden Bau, der wieder durch seine Mosaike glänzt. Wer mal etwas anderes vor die Linse bekommen möchte, als Kirchen und Mosaiks: Vor dem Gelände von Sant’ Apollinare in Classe grasen übrigens Kühe, auch die sind Kunst oder zumindest künstlich!

Sant’ Apollinare in Classe

Sant’ Apollinare in Classe

Sant’ Apollinare in Classe

Sant’ Apollinare in Classe

Sant’Apollinare in Classe

Sant’Apollinare in Classe

Sant’Apollinare in Classe

Sant’Apollinare in Classe

Bischofskapelle

Ich hatte schon gehört, dass diese Kapelle nicht so leicht zu finden sei. Etwas ungewohnt ist es schon, für einen Kapellenbesuch ein Museum – nämlich das Erzbischöfliche Museum von Ravenna (Museo arcivescovile di Ravenna) – besuchen zu müssen. Die Erzbischöfliche Kapelle ist so klein, dass man sie nur schwer fotografieren kann. Wieder fallen die für Ravenna so populären Mosaike ins Auge. Das Besondere sei wohl, dass die Kapelle als einziges privates frühchristliches Oratorium bis zum heutigen Tag erhalten geblieben ist.

Archiepiscopal Chapel

Archiepiscopal Chapel

Theoderichs Mausoleum

Läuft man hinter dem Parco Publico Rocca Brancleone über die Brücke , fällt einem gleich das zehneckige, zweistöckige Mausoleum in einer schönen Parkanlage auf. Ich liebe schlicht! Und das ist nach all dem, was man in Ravenna an kleinteiliger Kunst zu Gesicht bekommt, dieses Mausoleum tatsächlich. Innen ist das Gebäude noch schlichter als von außen, beeindruckt aber durch seine
eine der größten Ingenieurleistungen der Spätantike, die aus einem Dachmonolith aus Istrien ein mörtelloses Grabmal erschuf.
Auch dieses Gebäude liegt wieder ca. 2 Meter unter der Erdoberfläche und verfügt über keine Treppe im Innerlich, die die Stockwerke verbindet.

Theoderichs Mausoleum

Theoderichs Mausoleum

Parkanlage neben Theoderichs Mausoleum

Parkanlage neben Theoderichs Mausoleum

Dass mich nicht nur die acht UNSECO Weltkulturerbestätten von Ravenna überzeugten, erfahrt Ihr in meinem Bericht Ein Mosaikstein der Geschichte
Und das Schöne ist, so viel Geschichte und Kultur liegt nur ein Steinwurf vom Meer entfernt, also auch im Sommer eine lohnenswerte Abwechslung.

Der Beitrag ist Teil des Projekts #igTravelThursday , auf das ich durch  Anita aufmerksam geworden bin!

Ich wurde von Ravenna im Rahmen von #DiRavenna eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen. 

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