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Sagada – zwischen Himmel und Höhle

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Schon immer fragte ich mich, weshalb wir unsere Toten unter die Erde bringen, damit sie dann in den Himmel kommen. Sollte man sie nicht gleich dem Himmel ein Stück näher bringen? So finde ich die Idee, Särge an hohe Kalksteinklippen zu befestigen, gar nicht mal schlecht. Da die Geister der Toten der Legende zufolge gern dem Himmel nah sind, haben schon vor Jahrhunderten die Menschen in Sagada die Särge der älteren, ehrwürdigen Verstorbenen an den Felsen befestigt. Die Igorots dieser Region wollten nicht unter der Erde liegen, da sie glaubten, die Seele der Toten würde unter der Erde erstickt werden. Seltsam ist es, erst einen Friedhof zu durchschreiten, auf dem die Toten ganz normal unter die Erde gebracht wurden. Dahinter führt ein Pfad bergab weiter zu den in den Himmel aufragenden Felsen, an denen die Särge hängen. Aber auch in Höhlen findet man hier abgestürzte Särge, die teilweise Einblicke in ihr Inneres bieten. So sieht man Schädel und Knochen herumliegen. Schilder weisen darauf hin, nichts aus den Särgen zu entnehmen. Sie dienten wohl eine Zeit lang als Ort, ein kostenloses Souvenir mitzunehmen.

Auf dem Weg zur Sumaging Höhle am Ortsende führt ein Weg hinab durch den Pinienwald zu der Lumiang Grabhöhle. Hier stapeln sich am Eingang die Särge. 100 sollen es wohl sein. Der älteste Sarg ist 500 Jahre alt. Man mag dies gern glauben, fallen die Holzkisten doch schon ziemlich auseinander. Trotzdem kann man noch gut die Verzierungen auf dem Deckel erkennen, die meist aus Eidechsenmotiven bestehen. Diese versprechen ein langes Leben und Fruchtbarkeit. Animistische Stammesälteste der Applai werden gegen einen guten Obolus noch immer in den Höhlen um Sagada begraben. Doch die meisten Bestattungen erfolgen heutzutage ganz klassisch christlich auf dem Friedhof.

Höhlenabenteuer zwischen Särgen

Wenn schon die Toten dem Himmel nah sind, gehe ich eben unter Tage und verschwinde mit meinem Guide Reagan für 1,5 Stunden in der Sumaging Höhle. So ganz ist mir nicht klar, warum ich mit Flip Flops über spiegelglattem Limestone balancieren soll. Und so rutsche und taste ich mich vorsichtig ins Höhleninnere voran. Als wir die glatten Steinflächen hinabgestiegen sind, warten nun Wasserlöcher, und noch mehr Kletterabschnitte auf mich. Hier hängt ein Strick, an dem man sich abseilen muss. Dort muss Schulterleiter gegeben werden. Inzwischen haben wir die Flip Flops ausgezogen und laufen barfuß. Lichter sind tiefer in der Höhle zu sehen. Der zweite Höhlenabschnitt soll die Fantasie beflügeln und zeigt mal den Prinzen, mal den König und mal einfach nur Tiere. Reagan schiebt sich noch mal ein bisschen Betelnuss in den Mund, als er mir das erklärt. Überhaupt verstehe ich ihn mit seinem vollgestopften Mund nur recht schlecht. Aber ich verstehe sehr wohl, dass ich mich bei Abschnitt drei nun durch einen schmalen Schlitz zwängen soll, um die Schönheit des Hohlraums dahinter zu entdecken. Vor 20 Jahren hätte ich mich wahrscheinlich mit eingezogenem Bauch durchgezwängt oder gleich die vierstündige Cave Connection gebucht, die Lumiang mit dem Sumaging Cave verbindet. Doch hier drehen wir um und folgen nun den anderen Öllaternen, die in der Zwischenzeit an uns vorbeigezogen sind.

Überhaupt sind hier viele Touristen unterwegs. Jedes Land hat sein Backpacker-Paradies vorzugsweise in den Bergen – Merida in Venezuela, Salta in Argentinien oder Minca in Kolumbien. Und hier ist es wohl Sagada, wenn ich die Dichte und Infrastruktur an Unterkünften, Restaurants und Cafés sehe. Ich kann verstehen, dass jeder gern für ein paar Tage hier in der Berglandschaft frische Luft schnappen will. Den Strand gibt es hier auf den Philippinen ja genug.

 Was man sonst noch wissen sollte?

Anreise:

Ein großer Irrtum, den meine Guidebooks streuten ist, dass Sagada nicht von Manila direkt angefahren wird. Es gibt eine Busgesellschaft und zwar Coda Lines, die in Manila um 9.00 Uhr (Quezon City) abfährt und Sagada in Richtung Manila um 15. Uhr verlässt. Wer von Banaue anreist, tut dies über Bontoc mit einem Jeepney. In Bontoc muss man noch einmal umsteigen. Es gibt keine Jeepneys am Nachmittag, so dass man leider nicht morgens losfahren und abends wieder zurückfahren kann. Man kann sich aber einen Transport chartern, der kostet von Banaue hin und zurück 6000 Pesos, wenn man eine Gruppe ist, kann sich das lohnen.

Kosten:

In Sagada muss man sich wieder registrieren und zahlt hierfür 35 Pesos. Außerdem ist es erforderlich, für den Besuch aller Sehenswürdigkeiten sich einen ortskundigen Guide anzuvertrauen. Man findet die meisten Sachen zwar auch allein, ich sehe es eher als Beschäftigungsmaßnahme. Für die Begleitung zu den Hängenden Särgen von Echo Valley, zum Lumiang Burial Cave und zum Sumaging Cave zahlte ich 700 Pesos.

 

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