Mittags machten wir uns auf den Weg zum Bus, um Richtung Pisco zu fahren. Ormeño hat ein Office in der Altstadt, da tauchten wir auf. Nach Pisco fährt erst morgen wieder ein Bus. Noch mal warten wollten wir nicht, so nahmen wir einen Bus gen Süden, der uns in San Clemente an der Kreuzung nach Pisco rauslassen sollte. Um 14 Uhr sollte er losfahren. Doch kaum hatten wir das Ticket gekauft, drängten uns die zwei Buschecker schon auf die Sitzplätze. Und eh wir uns versahen, war die Fahrerkabine zu und wir schon unterwegs – als einzige zwei Fahrgäste. Das war der erste Moment, in dem es mir in Lima mal echt mulmig wurde. Wir fuhren quer durch die Stadt. Die beiden Typen hatten uns hinten eingeschlossen, ohne auch nur zu sagen, was nun los sei. Um 14 Uhr war es noch lange nicht. Irgendwann hielten wir an einer Tankstelle, an der sie uns nun rausschmissen und meinten, wir sollten darüber laufen, die Rucksäcke aber im Bus lassen. Das war mir echt zu suspekt. Nur Lars fand alles total ok. Schliesslich begleitete uns der Busfahrer zum Gebäude, und wir sahen, dass sich hierin wohl der Hauptbahnhof dieser Busgesellschaft befindet. Der Warteraum war auch voller ausländischer Touristen – alle mit dem Ziel Cusco. Na das macht ja schon mal Hoffnung.
Welches Endziel unser Bus haben sollte, wussten wir nicht. Auf jeden Fall waren wir nur sechs Passagiere. Die Servicemitarbeiterin der Busgesellschaft kam irgendwann noch mal in den Bus, um unser Ticket abzunehmen. Ich verstand gar nichts mehr, denn nun stand anstatt San Clemente für 40 S Santiago für 120 S auf dem Ticket. Wir fahren jetzt also nach Santiago? Ja, für die Kontrolle. Danach werden wir wieder unser altes Ticket bekommen. Na gut, dann fahren wir heute eben mal nach Chile;-) Der Bus setzte sich vorbildlich auch mit sechs Passagieren pünktlich in Bewegung, was ja nicht immer in Lateinamerika der Fall ist. Wir fuhren zügig raus aus Lima. Was wir dann sahen, war aber erschreckend schrecklich. Die Straßen säumten südlich von Lima Häuserwände ohne Dächer – zerfallene Häuser – Steinhaufen. Man fuhr durch eine skurrile Landschaft, die aus Sanddünen bestand. Zur Rechten immer das Meer. Aber irgendwie vermittelte das Bild eher Beklemmung als das Gefühl der Freiheit. Surferspots hinter Ruinen. Wir bewegten uns in ein Gebiet, das vor zwei Jahren von einem schweren Erdbeben Stärke 8 getroffen wurde und sich bis heute nicht davon erholt hat bzw. den Eindruck vermittelt, die Erde hätte erst gestern gebebt. Und das ist also Urlaubsziel – Touristenregion. Ein seltsames Gefühl überkommt einen. Um 17.30 Uhr kamen wir an der Kreuzung in San Clemente an. 5 km südlich befindet sich Pisco, die am stärksten vom Erdbeben betroffene Stadt. 85 % der Gebäude wurden hier wohl zerstört. Aber auch an der Hauptstraße hier oben sieht man permanent Zeichen der Zerstörung und des noch nicht erfolgten vollständigen Wiederaufbaus. Alles gleicht einem Trümmerfeld. Der Taxifahrer versuchte uns zu überzeugen, gleich nach Paracas zu fahren. Pisco sei noch zu beschädigt. Wir aber ließen uns in Pisco absetzen. Und fanden ein Zimmer im Inka Inn. Die Hausherrin ist sehr bemüht und kümmert sich sehr liebevoll. Wertsachen sollten wir aber absolut und unbedingt im Hostal lassen. Nie und auf gar keinen Fall mit Kamera herumlaufen. OK, das ist also Sicherheitszone rot. Eigentlich wollten wir von hier nur noch schnell wieder weg. Man fühlt sich einfach unwohl.Kurz wollten wir selbst sehen, was wir lieber nicht sehen sollten und gingen zum Hauptplaza. Dieser ist wieder neu gepflastert, aber die Kirche noch immer eine Ruine. Für morgen haben wir den ganztägigen Trip zu den Islas Ballestas und dem Nationalpark geplant. Da kommt man erst abends wieder zurück in die Stadt. Das ist auch gut so.
Auch ohne Ruinen empfand ich damals schon die Strassen am Meer mit der Dürre , wohin man nur schaut, etwas karg, und die Dörfer, die wir passierten, erschienen mir dementsprechend arm. Komische Gegend. Nach dem Erdbeben hat sich dies wohl auch noch potenziert. So schnell wird der Wiederaufbau wohl auch nicht vonstatten gehen.