Alle Artikel in: Blog

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Neben den Zeilen – Stationen eines puri(y)stischen Jahres

Und was so passierte… Schwerin und Plauer See {Januar 2013} Das Jahr begann ich dort, wo ich all die Momente in diesem Jahr, die ich weder auf Reisen noch in Berlin erlebte, verbrachte. In Mecklenburg. Ein Ort, der mir als Zwischenraum dient – zwischen unterwegs sein und doch auch eine Basis zu spüren. Ein kleines Vakuum, in das ich hinein verschwinden kann, wenn mir Großstadt zu viel wird und das Reisen gerade nicht geht. Als wir am Neujahrsmorgen in unserem gemieteten Ferienhäuschen frühstückten, blieb mir fast mein Müsli im Hals stecken.Während wir uns unterhielten, schaute ich aus dem großen Fenster. Plötzlich sah ich etwas großes Dunkles träge auf allen Vieren durch das Geäst wutscheln. „Das ist ein Bär!“ schrie ich ganz aufgeregt. Tatsächlich lag unser Häuschen gegenüber vom Müritzer Bärenwald. Doch das Gelände ist so groß, dass es schon eine kleine Sensation ist, gerade zu dieser Jahreszeit bei einem fürchterlichen Nieselwetter einen Bären durch den Wald laufen zu sehen. Kolumbien {Januar/ Februar 2013} Eigentlich war jetzt Mali und Burkina Faso dran, eigentlich… Stattdessen befand ich …

Lissabon

15 Minuten Bangen über Lissabon

„Hast Du Sie gesehen? Die Christus-Statue meine ich.“ Nein, wie auch, ich sitze am Gang. Über zwei Köpfe hinweg versuche ich immer wieder so viel wie möglich von Lissabon vom Himmel aus zu erspähen. Aber die göttliche Aussicht bleibt mir verwehrt. Ganz da hinten sehe ich tatsächlich eine Brücke, ein bisschen wie das goldene Tor. Nur die Statue eben nicht. Wir schweben über dem Tejo in Lissabon ein. Bis es anfängt, immer wieder heftig zu wackeln. Von links nach rechts, von rechts nach links werden wir von den Meereswinden kräftig geschüttelt. An die Christus-Statue ist nicht mehr zu denken, ich will hier runter, aber schnell. In weniger als zehn Minuten sollte das auch geschafft sein. Hochhäuser und Schornsteine von Fabrikanlagen wechseln sich ab, verwackeln durch die Luke. Ich beginne reflexartig meine Hände an den vorderen Sitz, auf dem Lars sitzt, zu pressen. Mein Nachbar tut es mir gleich. Der Kapitän gibt Gas um kurz darauf wieder abzubremsen. So ganz geheuer ist mir dieses Landemanöver nicht. Und dann sehe ich den Boden, wie er immer näher …

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Bingo

Bingo, wir sind in Cusco! Doch nicht das Ziel ist das Besondere gewesen, sondern der Weg. Zugegeben, Busfahrten sind für mich mehr Qual als Leidenschaft. Denn durch meine Reiseübelkeit kann ich weder lesen noch fernsehen. Auch mit dem „aus dem Fenster Schauen“ ist es nicht immer einfach, es sei denn, es ist nachts. Aber dann hat man ohnehin nicht viel davon. Besonders pikant ist es dann noch, wenn man wie ich so gern in Südamerika unterwegs ist. Während jeder von seinen Fahrten durch die grandiose Bergwelt der Anden schwärmt, mache ich den Vorhang zu und erliege meinen Träumen. Ich will unterhalten werden! Ja, ich bin zum Nichtstun verdammt und wünsche mir einfach einen Zeitvertreib, denn Busfahrten auf diesem Kontinent können wirklich lang und mühsam sein. Eine dieser Busfahrten war jedoch anders und gerade wegen ihrer Andersartigkeit, will ich noch einmal zurückblicken. Wir nahmen den äußerst komfortablen Bus mit Cruz del Sur von Arequipa. Komfortabel war durchaus alles, außer die Sitze, denn in den Ormeño-Bussen hatten die europäischen Beine mehr Platz. Aber schon das Boarden bei Cruz …

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Khongoryn Els – Eine Düne, die wandert

Leicht tropft der Regen auf das Dach unserer Jurte. Wir sind in der Wüste. Seit zwei Wochen fiel kein einziger Regen, noch nicht einmal Wolken waren am Himmel zu sehen. Und dann das! Regen in der Gobi Wüste! Kaum zu glauben. Wir machten uns dennoch auf den Weg zur Khongoryn Els – der singenden Düne. Bald verwandelte sich die Landschaft wieder in eine Grasbüschelsteppenwüste auf einer weiten Ebene. Wir hielten nach Antilopen Ausschau, bekamen aber keine zu Gesicht. Immer weiter fuhren wir an einer kleinen Bergkette entlang, passierten den Ort Bulgan, bis wir über eine Bergkette fuhren und sich vor uns die Düne auftat. Khongoryn Els – die 180 km lange Wanderdüne, die sich immer weiter von Westen in den Osten bewegt. Zunächst erblickten wir das Dünenfeld nur leicht verschwommen am Horizont. Doch je näher wir kamen, umso deutlicher wurde diese riesige Sandlandschaft, die sich auftürmt. Zunächst steuerten wir eine Kamelzüchterfamilie an, wo wir Gebäck und salzigen Milchtee gereicht bekamen. Mehr oder weniger gestärkt von den gewöhnungsbedürftigen Speisen machten wir uns von hieraus auf zu …

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Marokko calling. Einmal über die Straße von Gibraltar

Nach dem letzten Arbeitstag geht es noch zu einer Lesung mit Helge Timmerberg, der sein neues Buch African Queen vorstellt. Der Rucksack will längst gepackt sein, doch wartet er geduldig zu Hause, während Helge die Lesung ausdehnt, als wäre er auf einem neuen Trip, der ihn gelassen auf den schwarzen Kontinent befördert. Dieser Abend soll unsere nächste Reise einläuten – eine einwöchige Kurzreise wohlgemerkt. Easyjet macht es möglich. Und glaubt man Helges Mantra, dass die Seele immer erst drei Tage später ankommt, wird unser Kurztrip gleich noch viel kürzer. So easy wie der Jet uns runterbringt auf unseren Nachbarkontinent, so einfach startet auch die Reise. Im schönsten Frühlingswetter verlassen wir am Dienstagmorgen Berlin. Nach ca. 3,5 Stunden schaue ich wieder aus dem Fenster und sehe wie sich unter meinem Blick Europa und Afrika vereinen. Nur eine Haaresspalte ausgefüllt mit emsigen Schiffen trennt die erste von der dritten Welt. Ganz deutlich erkenne ich Gibraltar, Algeciras, Tarifa auf der Sonnenseite des Lebens und Tanger auf der etwas Dunkleren. Nun ist es noch eine Stunde bis Agadir – …

China

Mein China – Tipps von Oliver Zwahlen

Nachdem Oliver (38) mehrere Reisen durch China unternommen hatte, entschloss er sich, eine Weile im Reich der Mitte zu bleiben und eine Stelle anzunehmen. Daraus sind sechs Jahre geworden. Erst vor kurzem ist der Schweizer in seine Heimat zurückgekehrt. Auf dem Blog www.sinograph.ch gibt er allen Tipps, die ebenfalls in China reisen oder leben möchten. Du hast sechs Jahre in China gelebt. Worin besteht für Dich der Reiz Chinas? Das hat sich im Verlauf der Zeit verändert. Als Journalist hatte ich die einmalige Chance, mehrere Jahre bei einem chinesischen Nachrichtenverlag tätig zu sein. Daher stand bei mir in der ersten Phase die berufliche Faszination im Vordergrund: Ich wollte erfahren, wie Medien in Ländern wie China funktionieren und wie chinesische Journalisten mit der Zensur umgehen. Gleichzeitig hat mich aber auch die Dynamik begeistert, die in China herrscht. Alles geht unglaublich schnell und ist ständig im Umbruch. Irgendwann begann ich China als eine zweite Heimat zu empfinden. Heute besteht für mich der Reiz darin, dass ich dort viele gute Freunde habe und natürlich verfolgen möchte, was mit …

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Viva la EVOlucion! La Paz im Ausnahmezustand

Irgendetwas war anders. Als ich heute Morgen meine tägliche Strecke zur Sprachschule in Sopocachi lief, waren die Straßen im Zentrum von La Paz leerer und doch auch zugleich voller. Voller mit Autos, leerer mit Menschen. Ich lief wie immer vom Hexenmarkt die Calle Murillo in Richtung Plaza Estudiante und wunderte mich über die seltsame Atmosphäre. In der Sprachschule angekommen erhielt ich die Nachricht meiner Lehrerin, dass sie sich verspäten würde, denn sie stecke im Stau. Später erzählte sie mir, der gesamte Prado sei gesperrt und daher quetschten sich alle Autos durch die kleinen Nebenstraßen. Aber weshalb war die Lebensader der Stadt gesperrt? In den letzten Tagen hatte ich täglich Demonstrationen in der Stadt erlebt. Immer wurden irgendwo Schilder in die Luft gestreckt und lauthals protestiert. Überhaupt, gab es keinen Tag, an dem nichts los war und die Stimmung war ohnehin politischer aufgeladen, als ich es mit vorgestellt hatte. An meinem ersten Tag in La Paz geriet ich vor dem Regierungspalast in einen Auflauf an Journalisten. Hier musste etwas im Busch sein. Also drängte ich mich …

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Lost in the Desert oder wie wir in die Wüste Gobi geschickt wurden…

Dieser Tag begann nicht besser als der gestrige endete. Im strömenden Regen wachten wir auf. Hotel Dalanzadgad anstatt Ger Camp. Damit hatten wir uns inzwischen abgefunden. Wir versuchten den gestrigen Tag einfach zu vergessen, die Uhren auf Neuanfang zu stellen. Verloren saßen wir als einzige Gäste morgens im trostlosen Restaurantbereich. Kein gemeinsames Frühstück. Unser Guide hatte bereits bestellt. Und so kam eine Schnitte Weißbrot mit Ei, Tomate und Gurke. Die breit aufgestellte Kaffeekarte auf unserem Tisch täuschte nur die einst exklusiveren Zeiten vor. Tatsächlich stand hinter der Bar ein Espressoautomat und auch eine kleine Mahlmaschine. Beide bedienungsbereit, nur kamen sie nicht zum Einsatz. Es muss wohl an den fehlenden Kaffeebohnen liegen. Die Instant-Kaffeezeiten neigen sich dem Ende, das lässt sich verkraften. Unser heutiges Tagesziel lag im Nordosten von Dalanzadgad. Wir verließen die Stadt jedoch entgegen meiner Erwartungen gen Westen und fuhren auf das freie Feld. Dann kehrten wir wieder um. Erst einmal nach dem Weg fragen, war nun die Idee. Keine neue, zugegeben, aber wenigstens fahren wir keine 80 km Umweg, dachte ich noch. Der …

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Das Schnurren des Geparden

Interview mit Maike Grunwald von Reisetageblog Welches afrikanische Land hat Dich besonders begeistert und weshalb? Alle afrikanischen Länder, in denen ich war, haben mich restlos und nachhaltig begeistert! Zum Beispiel Ruanda: Kleiner als NRW, aber mit drei Nationalparks. Darunter der Nyungwe-Wald, der größte zusammenhängende Bergregenwald Afrikas mit riesigen Schmetterlingen, kunterbunter Vogelwelt und mehr als 100 Orchideenarten (darunter skurrilerweise auch eine, die nach dem Aha-Sänger Morten Harket benannt ist). Im Vulkan-Nationalpark leben die letzten Berggorillas – ich durfte sie im Rahmen einer von Ex-Wilderern geleiteten Naturschutz-Wanderung in ihrem natürlichen Lebensraum sehen. Ruanda ist außerdem kulturell, politisch und wirtschaftlich unglaublich faszinierend. Heute, fast 20 Jahre nach dem Völkermord, spürt man einen starken Optimismus, und das Land scheint sich – trotz kontroverser und schwieriger Aspekte – sehr gut zu entwickeln. Namibia hingegen hat mich alte Tiernärrin natürlich auch verzaubert. Bei einer Zelt-Safari im Palmwag-Naturschutzgebiet gingen wir zu Fuß auf Spitzmaulnashorn-Fotosafari, sahen Wüstenelefanten, Wüstengiraffen und hörten die Wüstenlöwen brüllen. Von Südafrika könnte ich ebenso schwärmen, trotz aller Probleme im Land. Nie werde ich das Schnurren von Joseph vergessen, dem …

Utila_Strand

Abgetaucht

Ich war für alles gewappnet, als ich nach zwei Jahren endlich mal wieder den Neoprenanzug und die Taucherausrüstung überstreifte. Wer auf Utila ist, muss es einfach tun, denn ohne Tauchgang macht Utila nur halb so viel Spaß. Das ist eben so wie auf dem Sinai in Ägypten. Wie war das gleich noch mal mit den Unterwasserzeichen? Daumen und Zeigefinger zu einem ovalen Ei geformt, das verstehe ich noch. Alles bestens! Der Pioniergruß verheißt, wie man es nimmt, nichts Gutes oder etwas Sensationelles – denn dann ist ein Hai in Anmarsch. Während ich mein in Thailand erlerntes Wissen ein wenig auffrischte, träumte ich schon von dem Farbenspiel der Korallen und kleinen, bunten Fischen. Von mir aus konnte es gern dabei bleiben. Die Ästhetik ist mir auch beim Tauchen wichtiger als der Kick. Kleine bunte Fische erfreuen mich tatsächlich mehr, als jede hässliche Muräne oder der Tiefgang auf 30 m. Bei 18 m sehe ich noch wunderbar, danach drückt es mir nur auf den Ohren und unsichtbare Kräfte beginnen, an meinem Leib zu ziehen. Und sehen tue …