Alle Artikel in: Ecuador

Berichte aus Ecuador

Las Cajas, Ecuador

El Cajas – Ein Nationalpark voller Schachteln

„Seid Ihr müde?“ fragt Milton in den Van hinein. „Das könnte an der Höhenluft liegen.“ Die Wanderungen, die wir heute vorhaben, sind technisch nicht herausfordernd, aber die Höhe verträgt nicht jeder. Ich bin müde, richtig müde. Aber mit den 3000, 4000 Metern werde ich schon fertig. Eine Stunde, nachdem wir Cuenca verlassen haben, erreichen wir das Eingangstor Llavincu vom Nationalpark El Cajas. 114 Besucher dürfen dieses Tor täglich maximal passieren. Doch da der Zugang nicht an einer Hauptstraße liegt, sind es eher wenige Gruppen und Ecuadorianer mit eigenem Fahrzeug, die dieses Tor ansteuern. Auf verhaltenen 3160 m Höhe starten wir unsere erste Wanderung durch den Bergnebelwald. Kolibris, Tukane, Tapaculos sind hier zuhause. Es dauert nicht lange, da erreichen wir die erste der ca. 270 Lagunen und Seen glazialen Ursprungs des 28.000 Hektar großen Nationalparks. Umringt von den Andenbergen liegt sie vor uns wie eine Schachtel. Dass der Park Cajas (Schachtel) heißt, ist schließlich kein Zufall. Obwohl „Cajas“ auch auf einen anderen Ursprung zurückzuführen ist: laut Quichua bedeutet „cassa“ Weg zu den Schneekuppen oder „caxa“ kalt. …

Hacienda Rumiloma Quito

Hacienda Rumiloma – Auszeit von Quito mit Ausblick

Weiße und rotbraune Hausfassaden umrandet von grünen Bergen – wie ein Gemälde liegt die Hauptstadt Ecuadors zu meinen Füßen. Tagsüber wird dieses vom besonderen Höhenlicht in Szene gesetzt, am Abend hingegen leuchtet ein Lichtermeer bis hinaus zum Flughafen. Wir haben uns eine besondere Auszeit in der Hacienda Rumiloma genommen. Sind irgendwie Teil von Quito und doch auch nur Zuschauer. Seit Minuten sitze ich auf meinem Sessel und schaue durch unsere verglaste Suite in das Tal hinab. Vögel zwitschern, Lamas kauen in Ruhe ihr Gras und die steilen aufsteigenden Bergrücken der 4000er strahlen eine gewisse Landidylle aus. Der aufsteigende Dampf unseres Jacuzzis hüllt mich in eine wohlige Wärme. Durch das verglaste Dach unserer Suite, der Cathedral, schaut ein Pfau auf uns herab. Hier auf 3300 m Höhe ist es als ob die Zeit stehen bleibt und man vollkommen zur Ruhe kommt. Hacienda am Hang des Pichincha Auf einem 24 ha großen Gelände ruht seit zehn Jahren die Hacienda Rumiloma. Das familiengeführte Boutique Hotel bietet sechs individuell gestaltete Suiten mit dem besonderen Ausblick auf die Stadt. Zwischen 280 …

Quito

Ein Monat Quito – vom Kommen und Gehen

Ping, pong, ping, pong… Gleichmäßig dringt der Ton vom Tennisplatz durch die hauchdünne Scheibe unserer Wohnung. Anfahrende Autos mischen sich unter dieses Geräusch. Es ist das letzte Mal, denke ich. Vielleicht bleibe ich deshalb einfach liegen, als der Wecker um 6.30 Uhr klingelt. Die Wohnung ist laut, sehr laut – Lateinamerika eben, sagte mir mein Spanischlehrer. Meine ruheverwöhnten Ohren brauchten tatsächlich ein paar Tage, um sich wieder daran zu gewöhnen. Doch jetzt zieht sich ein wenig mein Herz zusammen, denn ich weiss, morgen bin ich irgendwo auf der Strecke – zwischen Ecuador und Kolumbien. Ich verlasse mein warmes Nest, das ich im letzten Monat mein Zuhause nennen durfte und tausche es gegen Busse, Flugzeuge und Hotels ein. Ich beginne wieder zu reisen, genau in dem Moment, in dem ich angekommen bin, ein Stück Alltag aufgenommen habe. Unsere Zeit in Quito war tatsächlich gut getaktet: Früh aufstehen, um bis 13 – 14 Uhr zu arbeiten, dann rein in die Stadt und dann abends wieder arbeiten und schnell mal im Megamaxi und Quicentro einkaufen. Dazwischen kamen Spanischstunden in …

Sprachschule Simon Bolivar, Quito

Spanisch lernen in Quito

Es ist wie immer auf Reisen, nicht nur mein Körper braucht ein paar Tage, um anzukommen, sondern auch meine Sprachkenntnisse müssen immer wieder auf’s Neue aus dem Schlaf geweckt werden. Reist man zu zweit, ist das noch schwerer. Daher habe ich mich nach meinen unzähligen Spanischstunden in der Volkshochschule und zwei Spanischwochen in Spanien und Bolivien erneut für Sprachunterricht entschieden. Zurück auf die Schulbank, heißt es in den ersten Tagen meines Quito-Aufenthaltes. Ich hätte eigentlich überall mein Spanisch aufbessern können, doch nach meiner letzten Reise nach Südamerika wusste ich, nicht nur die Kolumbianer sprechen „schönes“ Spanisch, sondern auch die Quiteños. Langsam und deutlich formuliert Luis, mein Lehrer, jeden Satz. Er tut das nicht, weil ich seine Schülerin bin. Auch wenn ich Gesprächen zwischen den Lehrern lausche, verstehe ich 90 Prozent, diese Quote würde ich an der Küste und anderswo nicht erreichen. Ein weiteres Entscheidungskriterium, das für Quito spricht, ist eindeutig der Preis. 8 bis 10 USD pro Einzelstunde sind fast nicht zu toppen und das bei guter Qualität. Jeden Morgen von 8.30 bis 12.30 Uhr …

Angekommen

Der Rausch des Amazonas – von Tubing, Canyoning und mehr

Ein Pfeifen weckt mich aus dem Traum. Plötzlich bin ich wieder ganz bei mir, ich paddle wild mit den Armen in den Strudeln des Flusses, um das rechte Ufer anzusteuern. Dabei war ich doch erst vor 20 Minuten in das kühle Andenwasser mit meinem aufgeblasenen Reifen gestiegen. Immer stromabwärts durch Stromschnellen im rasantem Wasser ließ ich mich auf dem ausgedienten Reifen treiben. Die Sichtbarkeit war gleich null. Viel Schlamm und Geröll aus den Bergen trägt der Rio Napo, sie schenken ihm seine dreckige braune Farbe. Wir scherzen über Anacondas und Kaimane und steigen dennoch tapfer zu fünft in unsere Gummigefährte. Und dann richte ich meinen Blick gen Himmel. Grüne Baumwipfel gigantischer Riesen zieren die Ränder. Kalte Strudel massieren sanft meine Haut. Ich lasse mich Richtung Coca treiben, von dort weiter an die peruanische Grenze, wo ich irgendwann Iquitos erreiche und in den Amazonas fließe. Von dort geht es ins Dreiländereck Kolumbien, Peru, Brasilien, bis ich über Manaus irgendwann den Atlantik erreiche. Was wäre wenn? Wenn ich den Pfeifton ignorieren und einfach weiter schwimmen würde? Unser Ziel …

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Saquisili – Buntes Markttreiben in den Anden

Die Autolawine, die sich morgens zäh nach Quito windet, lassen wir hinter uns. Seit zwei Stunden sind wir nun auf der Avenida de los Volcanos – hier auch die Panamericana – unterwegs. Aufgeregt zeigen wir nach links hinüber zum Pasochoa, dann wieder nach rechts zum Corazon und Illinizas, Gipfel, die wir vor vier Monaten erklommen haben. Nur einer will sich heute im Dunst der Wolken gehüllt nicht zeigen – „unser“ Cotopaxi. Es geht zurück in die Region, die in uns noch immer emotionale Gefühlsausbrüche hervorruft. Es geht zurück in die Region Cotopaxi. Doch dieses Mal haben wir nicht unsere Wanderschuhe angezogen, sondern tragen nur leichtes Gepäck. Immer donnerstags machen sich in den frühen Morgenstunden weniger Touristen, sondern Einheimische verschiedener Stämme auf den Weg zum 20.000 Einwohner zählenden Ort Saquisili, in dem sie auf mehreren Märkten ihre Waren verkaufen. Aber eigentlich ist die ganze sonst verschlafene Stadt an diesem Tag ein einziger Markt. Dieser zählt zu den größten in Ecuador und ist verglichen zu dem großen Bruder in Otavalo doch auch viel authentischer. Zwischen den hohen Gipfeln wird …

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Das Leben anderswo

Es gibt so Momente der Abreise, da hat man eine Ahnung. Auf vielen meiner Reisen schaute ich noch einmal wehmütig aus dem Flugzeugfenster – mit dem Gefühl, mir dieses Bild einprägen zu müssen. Denn das Bild, das unter den Tragflächen und dann unter den Wolken verschwand, würde das letzte von diesem Land sein, das ich in der Regel nicht wiedersehen werde. Warum? Weil ich früher nie Länder zweimal bereiste. Erst kommt die Welt und dann geht es vielleicht noch einmal von vorne los. Doch dann kam Kolumbien und mit diesem Land brach ich die Regel. Ich brach sie einmal, zweimal, mehrmals. Als ich vor vier Monaten Quito verließ, spürte ich keine Wehmut. Da war nicht dieses Gefühl, einen Augenblick festhalten zu müssen, vielleicht weil ich auch hier wusste Quito, ich bin mit Dir noch nicht fertig! Nach 55 Ländern, die ich bereist habe, frage ich mich, warum eigentlich die Eile. Warum immer von Land zu Land hasten, nur um festzustellen, dass viele Momente nicht mehr getoppt werden können. Der Rastlosigkeit folgt 2015 ein bisschen mehr Ruhe, zumindest denke …

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Yasuni Nationalpark – Wie hoch ist der Preis für Leben?

Der morgendliche Verkehr in Quito Richtung Flughafen ist zäh. Müde starre ich auf das Auto, dem wir nun seit einer viertel Stunde hinterher fahren. Plötzlich fällt mein Blick auf einen Aufkleber neben dem Nummernschild, der ungefähr soviel aussagt wie „Yasuni – wo Demokratie versagt“. Ist es Zufall, dass ich in der Millionenstadt just auf meinem Weg in den ecuadorianischen Urwald diesen kleinen zivilen Aufschrei entdecke. Eine kleine Stimme im Kampf gegen Große, in dem jeder eigentlich weiß, auf wessen Seite er zu sein hat. Yasuni ist das beste Beispiel für die Frage, wem gehört die Natur? Wie viel ist uns die Natur wert? Und können wir einem Land aufoktroyieren, seine Ressourcen nicht auszuschöpfen, um Profit daraus zu schlagen, um den Fortschritt und das Wohl der Mehrheit der eigenen Bevölkerung zu sichern, während unsere Nationen Jahrhunderte ungehindert die Umwelt zerstörten? Erdölförderung im Yasuni Nationalpark – ja oder nein?   Eine halbe Stunde nachdem unser Flieger gestartet ist, öffnet sich durch die fast geschlossene Wolkendecke ein grünes Meer, durch das sich eine paar Flüsse schlängeln. Das Blätterdach …

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Wo kommt eigentlich die Schokolade her?

Weihnachtszeit ist Schokoladenzeit. Was wird jetzt wieder genascht. Süß, lecker und allenfalls ein Laster. Doch was ist eigentlich die DNA unserer Schokolade und wo kommt sie eigentlich her? Wer bei Schokolade an Belgien oder die Schweiz denkt, geht nur den halben Weg zurück. Denn mit der Schokolade ist es so wie mit vielen anderen Dingen auch. Sie hat eine längere Geschichte. Auch Blumen kommen ja schließlich nicht aus Holland. Ungesüßt und flüssig, so verzehrten die Mayas und Azteken ihr Göttergetränk, den xocoatl. Ab 300 n.Chr. war Kakao nicht nur ein Genussmittel sondern auch vielmehr ein wichtiges Handelsgut, Kultsymbol und Zahlungsmittel. Im 16. Jahrhundert erreicht die Schokolade Europa – erst Spanien, später über Italien und Frankreich die ganze „alte Welt“. In der Zeit des Barocks entstehen eigene „Schokoladenhäuser“. Die teure Schokolade avanciert zum In-Getränk von Adel und wohlhabendem Bürgertums. Im 19. Jahrhundert ändert sie ihre Form – anstatt Trinkschokolade erobern nun neue Produkte wie Tafelschokoladen, Pralinen und Hohlfiguren – wie unsere schönen Weihnachtsmänner – den Markt. Die Herkunftsregion des Kakao spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. …

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Wohin die Reise geht

So war das eigentlich alles nicht geplant. Ich schaue in das Päckchen von meiner Mutter, in das sie liebevoll Weihnachtsgebäck und Stollen gelegt hat. In einer Woche ist Advent und ich bin (wieder mal) nicht da – nicht am 1., nicht am 2., nicht am 3. Ich fliehe gen Süden. So richtig gen Süden – einmal über Afrika hinweg an die Spitze des Kontinents. Dem Weihnachtstrubel wird man dort auch nicht gänzlich entkommen. Das weiss ich aus meiner Erinnerung. Denn genau vor 14 Jahren war ich schon einmal am Kap – auch in der Vorweihnachtszeit. Es ist eine kleine Rückkehr in die Vergangenheit, die mich erwartet. Inzwischen hat sich dort sicherlich vieles verändert. Schließlich ist Kapstadt dieses Jahr auch Welt-Design-Hauptstadt und Woodstock, wo ich damals mein Praktikum machte, ein Kreativzentrum bzw. In-Viertel. Ich folge bei dieser Reise einer Einladung, sie war eigentlich wirklich nicht geplant. Dies ist auch der Grund dafür, dass ich jetzt so verstohlen in dieses Weihnachtspäckchen schaue. Und eigentlich wollte ich auch nur eine Woche verreisen. Aber da ich schon mal in der …