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Che, Messi und eine tote Stadt {DIARY}

Rosario

8 Uhr frühstücken. 9 Uhr geplante Abfahrt nach Rosario. Es ist 9.15 Uhr, unser Bus ist noch nicht mal angekommen. Wir werden nervös. Auf unserem Busticket befinden sich nur vage Angaben. Abfahrt auf Plattform 6-15. Busgesellschaft: vielleicht Sierra de Cordoba, vielleicht Uquiza. Man weiss es nicht. Es ist geschäftig auf dem ramschigen Busbahnhof. Wer will da schon den Überblick behalten über 9 Plattformen, über die Menschen wuseln. Ganz Cordoba scheint im Reisefieber.

9.30 Uhr – ein Bus, der unserer sein könnte, fährt auf Plattform 15 ein. Wir steigen ein. Sechs Stunden liegen vor uns. Diese sind ermüdend. Fast ebenso schlauchend, wie die letzten 21 Stunden nach Cordoba. Es bahnt sich schon hier ein Erschöpfungsgefühl an, das ich bald nicht mehr abstellen kann. Es gibt eine Autobahn zwischen Cordoba und Rosario, aber weshalb den schnellen Weg wählen, wenn es auch langsam geht? Unser Bus muss die Ruhe weghaben. So schleicht er immer parallel zur Autobahn auf einer Landstraße herum, auf der unzählige Ortschaften liegen, die angesteuert werden wollen. So lernen wir auch die letzten Pampadörfer kennen. Und endlich sehen wir auch viele Kühe, die zu Steaks verarbeitet werden wollen, anstatt nur Pferde. Diese bieten eine willkommene Abwechslung zu Genmais und Gensoja. Vor uns türmt sich eine dunkle Wolkenwand auf. Ich erwarte jeden Augenblick einen heftigen Regenguss, doch dieser bleibt aus. Wo wir auch hinkommen, ist er schon dagewesen. Zu unserem Glück.

Letzte Tropfen bekommen wir nur noch in Rosario ab, als wir am Busbahnhof in das Taxi springen. Schon im Zentrum angekommen, scheint wieder die Sonne. Diese erhellt die ähnlich unschöne Stadt wie Cordoba auch nicht. Mehrere Altbaustraßenzüge scheinen mir doch freundlicher zu erscheinen, als die Enttäuschung westlich dieser Stadt. Warum sind sie nur ausgezogen aus Rosario, die späteren Kämpfer und Stars …. Ché, Messi…? Wenn man das leere Zentrum am Sonntagnachmittag erblickt, will man auch nur noch weg. Weg an die Costanera – die Strandpromenade. Vorbei an der Kathedrale, dem Monumento National a la Bandera. Hier liegt der Designer der argentinischen Flagge Manuel Belgrano begraben und endet die Totenstille der Stadt. Dahinter Leben. Dahinter sonntägliche Fröhlichkeit. Hier finden auch wir wieder zurück zur Freude und Entspannung. “Zona calma” zeigt ein Schild an, das sagt, hier bitte zur Ruhe kommen. Sehr angenehm. Nur Mopeds widersetzen sich dem Verbot. Und dann gibt es hier die Angler, die sich ebenso einem Verbot widersetzen, das ebenso durch Schilder angezeigt wird. Angeln nicht erlaubt? Nichts da, da wird gleich die doppelt so dicke und lange Hochseeangel ausgepackt. Wir schauen dem Treiben am Ufer noch etwas von einem Restaurant aus zu, bevor wir vor der abendlichen Frische fliehen.

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