Allgemein, maddyswelt, Rumänien
Schreibe einen Kommentar

Constanta mit VIP Obsession und Erotic Massage {DIARY}

P1070298-670x270

Der Morgen beginnt früh. Um 6.50 Uhr fuhr die Diana, das Schiff, wieder ab. Wir eilten zum Hafen, nicht ohne unseren Gastgeber zu verabschieden. Nachdem die ganze Nacht sein Fernseher lief, scheint er trotzdem einen guten Schlaf gehabt zu haben und steht zum Abschied am Tor, wie es sich gehört, um wieder ein kräftiges Salut mit auf unserem Weg zu geben. Der alte Mann ist uns in den zwei Tagen wirklich ans Herz gewachsen. Wie er uns am Abend noch einmal einen Teller mit Reis, Gemüse (aus dem Eigenanbau) und leider Fleisch vorbeibrachte, mit zwei Gabeln, war rührend. Inzwischen wissen wir auch, wie sich sein Domicil nennt –Complex Turistic Delta. Klingt groß und ist doch so klein. Aber irgendwie sympathisch.

Zeitgleich zu unserem Schiff boardet auch das vielfach größere Navromschiff, das heute ebenso nach Tulcea ausläuft. Somit ist viel Hektik auf dem kleinen Steg. Es liegt noch Kühle in der Luft. Die Scheiben des Bootes sind völlig beschlagen. Über dem Wasser steigt Nebel auf. Eine Szenerie, wie sie an die Abfahrt am Amazonas erinnern könnte. Nur spannen wir nicht unsere Hängematte, sondern setzen uns in die erste Reihe des in die Jahre gekommenen Schnellbootes.

1,5 Stunden später begrüßen wir den noch jungen Morgen in Tulcea. Unser Lieblingsrestaurantschiff hat noch nicht geöffnet für einen Kaffee. Die Auswahl an schönen Möglichkeiten für eine Morgentasse bleibt begrenzt. Also trinken wir unseren Kaffee auf der Terrasse des Esplanade, hinter dem auch unser Auto abgestellt ist. Es folgt eine zweistündige Autofahrt nach Constanta. Dieser Ort war wohl der Traum vieler Ostbürger, so wie Burgas und Varna – Hauptsache Schwarzes Meer anstatt Ostsee. Dass die Ostsee durchaus Schöneres zu bieten hatte, sagte den armen Bürgern niemand.

Der Traum endet heutzutage spätestens in der Altstadt Constantas oder allerspätestens am Strand. Wir erleben hier ein viel heftigeres Cordoba. Diese Fahrt hat sich so gar nicht gelohnt, könnte man auch sagen. Eine sehenswerte Altstadt suchen wir vergeblich, obwohl soviel Geschichte in diesem ehemals genannten Tomis liegt. Der Strand ist erwartungsgemäß das Gegenteil von dem, was wir die letzten zwei Tagen erlebten. Wahrscheinlich findet man solche Strände aber en mass in Spanien, Italien, wo auch immer. Nur ich kenne diese Strände Gott sei Dank nicht. Aber wir sind heute nicht zum Baden hier. Aber auch zum Fotografieren wird es schwer. Wo ist denn nun die Altstadt? Hier und da mal ein altes verfallenes Gebäude, mehr kann ich hierzu nicht sagen.

Enttäuscht reisen wir nach zwei Stunden weiter. Auch diese zwei Stunden waren ein reiner Zeitverlust, oder doch ein kleiner Erkenntnisgewinn? Unser Urlaub war bis hierhin schöner als das, was Rumänien sonst noch zu bieten hat – Clichés. So gibt es wie oft auf unserer Reise wieder jede Menge Flyer zu Erotical Massage und weitergehenden Services. Sex und Erotik gehören in Rumänien zum Alltag wie Berlin und Currywurst. Miniröcke und Highheels unterstreichen noch jegliche männliche Phantasie. Aber den tatsächlichen Beweis für die Verankerung in der Gesellschaft findet man dann, wenn man ein Auto bei einer seriösen Agentur wie Budget mietet und sich als Willkommensgeschenk Visitenkarten mit heißen Bräuten auf dem Lenkrad wiederfinden. Des Weiteren geht man in ein vermeintlich seriöses Hotel in Bukarest und dort liegen im Aufsteller neben der Rezeption, wo in Deutschland gewöhnlich Stadtpläne, Opern-, Theater- und Konzerthäuser zu finden sind, zahlreiche Flyer und sogar Rabattcoupons zu jeglichen Sexdienstleistungen. Wir sind nicht im Stundenhotel gelandet und für die emanzipierte Dame ist hier auch nichts zu finden. Aber genau diesen Ort werden wir auch heute nach einer weiteren dreistündigen Fahrt von Constanta aufsuchen. Und fast pünktlich auf die Minute geben wir um 17 Uhr den kleinen Corsa wieder ab.

Über das Autofahren gibt es nichts Neues zu berichten. Bukarest hat heute Erbarmen mit uns, lässt uns nicht schwitzen. Der Tag findet hier seit unserer Ankunft unter einer Wolkendecke statt. Es ist nicht wesentlich kühler, aber angenehmer. Und in bester Abendlaune schnappen wir uns ein Leihrad und düsen durch die Stadt. Bukarest ist schön. Es ist viel voller als noch vor einer Woche. Vielleicht ist es auch touristisch, aber hauptsächlich hört man doch rumänisch. Und abends fallen wir dann ins Bett des guten alten Trianons und träumen von dem Complex Turistic Delta, dem alten Mann, der alles richtig macht, mit vielen Details und ganz viel Liebe, nur mit der Namenswahl sich wohl keinen Gefallen getan hat. Hätte ich schon zuvor gewusst, wie das Gelände heißt, auf dem unsere Spanplattenbude stand, hätte ich ihm von diesem Namen abgeraten. Kauzig, klein und individuell – so sollte der Name sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert