Am Donnerstag sollte um 14.30 Uhr unser Bus nach Dourados abfahren. So war noch etwas Zeit, um zum 7 km entfernten Balneario Municipal zu radeln. So schnappten Peter und ich uns Räder und waren noch vor den Menschenströmen am Rio Formosa. Dort besorgten wir uns wieder Schnorchelausrüstung und sprangen in das angenehm erfrischende Nass, um uns den Fluss hinunter treiben zu lassen. Was man hier zu sehen bekam, waren nahezu ausschließlich Pirapitangas. Aber die gab es gleich in Massen. Sie sprangen sogar hoch, wenn man Früchte über das Wasser hielt. Mittags radelten wir wieder in der schwülen Hitze zurück. Wir hatten eine Check-out Verlängerung bekommen, so dass noch bis 1:30 Uhr Zeit war, um den Rucksack zu packen.
Unser Bus fuhr pünktlich los. Anders als erwartet saßen noch sechs weitere Touristen im Bus – aus Australien und England. Ich wusste nicht, dass diese Strecke so beliebt sei. Um ziemlich genau 20:30 Uhr erreichten wir Dourados. Der Busbahnhof hatte nicht viel zu bieten. Die Schalter waren geschlossen und draußen gab es ein paar Bänke. Aber Hauptsache Fernseher sind überall aufgebaut. So verfolgte ich die Olympischen Winterspiele im Fernsehen und sah mir die Eiskunstlauf-Kür der Damen an, während die abendliche Hitze uns mächtig zum Schwitzen brachte. Busse kamen und fuhren. Um 22.30 Uhr sollte es weitergehen. Die auf der Fahrkarte ausgeschriebene Busgesellschaft gab es offensichtlich nicht, und andere Busgesellschaften konnten uns nicht helfen. Also hieß es, Ruhe bewahren. Irgendwas wird schon irgendwann kommen. Nach einer weiteren Stunde wurden wir dann doch alle zunehmend nervös, aber auch immer müder. Eigentlich wollten wir alle nur noch in den Schlafsitz. Aber es kam kein Bus mehr. Die zwei Briten verabschiedeten sich inzwischen mit dem Bus in Richtung Florianapolis. Dass wir den Jungen (Arthur) in Foz wiedertreffen würden, dachten wir nicht. Sein Weg entpuppte sich später tatsächlich als der Schnellere.
Nun wartete ich weiter mit den fünf Australiern. Um 0.30 Uhr kam endlich ein Bus in den Busbahnhof gehetzt. Wo auch immer er herkam, er schien eine weite Fahrt schon hinter sich zu haben – nach den Sinnen zu urteilen. Denn als ich den Bus betrat, lagen alle Fahrgäste kreuz und quer und okkupierten unsere Plätze. Man musste sie erst mal wecken, um sich Platz zu verschaffen. Von dem geruchlichen Eindruck will ich gar nicht sprechen. Stank der Bus von Cusco nach Puno schon tierisch, gab es für diesen Duft keine Worte mehr. Ich hielt nahezu die ganze Fahrt mein Tuch über die Nase. Denn dieses Klo stank auch mit geschlossener Tür. Ich hatte das Gefühl, der Klogestank kam schon aus jeder Pore der Klimaanlage heraus, die sich direkt über mir befand, was die Fahrt nicht nur geruchlich zu einem Leckerbissen machte, sondern auch meinen Gefühlssinn auf Trab brachte. Ja, es war arschkalt und das sagte ich auch dem Busfahrer in einer Frühstückspause um 4 Uhr morgens. Die genossen nur er und ich draußen während die anderen alle schliefen. Als ich mich einmummelte beim Besteigen des Busses kam der brasilianische Charme durch und er fragte mich, ob es oben kalt sei. Ich erwiderte “sehr, sehr kalt”, ohne eine ernsthafte Konsequenz zu erwarten. Doch als ich wieder auf meinem Platz saß, erkannte ich, dass er die Klimaanlage runtergedreht hatte, und das Thermometer sprang auf über 20 Grad. Das Geruchsproblem bekamen wir jedoch nicht mehr gelöst.
Um 8.45 Uhr erreichten wir den wohl organisierten Busbahnhof von Cascaval. Wo auch immer dieser Ort lag, befand er sich merklich in einer anderen Zeitzone. Hier waren die Uhren schon eine Stunde weiter. Das Umsteigen ging zackig vonstatten. Unsere Rucksäcke wurden sogar zum anderen Bus getragen. Nur 20 min später setzte sich unser Bus in Bewegung. Zwei Stunden später erreichten wir Foz do Iguacu. Hier fragten Peter und ich uns um, wie man weiterkommt und wo man die Rucksäcke lassen konnte. Mit einmal Umsteigen kamen wir ca. 1 Stunde später endlich am Eingang der Iguazu-Wasserfälle auf der brasilianischen Seite an. Im Bus dahin hatten wir Arthur wieder getroffen, mit dem wir die nächsten Stunden gemeinsam verbrachten. Wir schlossen die Rucksäcke in Locker und dann düsten wir mit dem Bimmelbus zum Wasserfallpfad, den wir dann entlangliefen, um die Wasserfälle von allen möglichen Perspektiven zu Gesicht zu bekommen und zu fotografieren. Der erwartete Menschenauflauf blieb aus. Vielleicht waren wir dafür schon zu spät dran. Aber ich war begeistert. Viel besser als die mickrigen und kommerzialisierten Niagara Fälle. Sie breiteten sich weit aus und schafften sich von allen Seiten Platz, um den Hängen herunterzurinnen. Über Stegen war man den Fällen sehr nah und fühlte sich wie unter einer Sprenkelanlage. Man fotografierte zigfach das gleiche Motiv, nur aus verschiedenen Perspektiven. Man hat eben nicht nur einen Wasserfall, sondern viele verschiedene kleine Fälle, die ein großes Ganzes bilden – eingerahmt von üppiger Natur.
Am Spätnachmittag machten wir uns wieder zurück. Der Bus ließ uns unterwegs heraus, damit wir den Bus zur Grenze nehmen konnten. Der ließ auf sich warten. Nach mehr als einer halben Stunde kam dann endlich der Bus und als er nicht mal 1 km weiter wieder hielt, denn gleich hinter der Kurve war schon die Grenze, war ich überrascht. In der Zeit hätte ich echt laufen können. Noch besser war aber dann die Warterei, nachdem wir die Ausreiseformalitäten erledigt hatten. Denn da mussten wir ewig warten. Es kamen zwar Busse vorbei, doch die akzeptierten nicht unsere Tickets – andere Busgesellschaft! Nach einer Stunde wurde es mir zu bunt und ich bestieg die Konkurrenz. Natürlich zahlte ich nun noch mal 3 Reais.Aber wenigstens wartete der Bus dieses Mal beim Erledigen der Einreiseformalitäten auf argentinischer Seite, die weit hinter dem Iguazu-Fluss lag. Dann ging es rapide in den Ort Puerto Iguazu. Nach ziemlich genau 4 Tagen verließ ich bereits Brasilien und kam in mir vertrautes Sprachgebiet. Der Ort Puerto Iguazu ist mehr oder wenig eine verschlafene Kleinstadt, die nicht viel zu bieten hat. Aber Mateteepottiche sehe ich überall. Das Klischee findet sich hier wieder. Die Müdigkeit saß mir in den Gliedern. Am Freitag wollte ich die argentinische Seite der Wasserfälle besuchen, doch dies fiel wasserfalltechnisch ins Wasser. Dauerregen vermieste mir den Vergleich. Aber bei dem Wetter hätte die argentinische Seite eh nur verlieren können. Aber ich habe noch morgen eine weitere Chance.