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Das Farbspiel der Kalahari

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Die untergehende Sonne im Westen strahlt unseren Rastplatz an. Hinter uns im Osten zucken Blitze am Abendhimmel. Irgendwo dahinten fällt Regen. Wir stehen mittendrin in diesem Lichtspiel. Auf einer glutroten Düne trinken wir unseren Sundowner während sich zu unseren Füßen Springböcke, Oryx- und Elenantilope im Abendlicht sonnen. Und plötzlich ist es wieder da, das Gefühl, das mich vor acht, zehn Jahren in Tansania und Uganda ergriffen hat – als ich in der Serengeti die Migration von Zebras und Gnus erlebte und als mich die grazilen Giraffenhälse im Nationalpark Murchison Falls nachhaltig beeindruckten. Wir sind in der Kalahari – ich bin endlich wieder physisch und auch mit Kopf und Herz nach Afrika zurückgekehrt.

Unser Weg beim Walk durch die Kalahari

Unser Weg beim Walk durch die Kalahari

Springböcke gibt es hier überall

Springböcke gibt es hier überall

Unterwegs fand ich eine Schaukel

Unterwegs fand ich eine Schaukel

Der durch Eisenoxid rot leuchtende Sand der von Westen nach Osten verlaufenden Längsdünen ist durch hier vorherrschende Niederschläge von einer trockenen Buschvegetation überdeckt. Doch hier und da lugen Sandflecken hervor. Durch diese faszinierende Landschaft waren wir bereits am Nachmittag gelaufen. Mit einem Plan in der Hand hatten wir uns auf den Weg gemacht und sind die mittellange Strecke von 7,3 km in der glühenden Mittagssonne gelaufen. Kein Wunder, dass sich uns da nur wenige Tiere zeigen wollten. Obwohl wir uns auf dem Zebra-Weg befanden, waren es Springböcke, Oryx und Strauße, die vor uns Reiß aus nahmen. Dass man hier auch schon Leopardenspuren gesichtet hat, verriet uns ein Lodge-Mitarbeiter zum Glück erst bei unserer Rückkehr.

Oryxantilopen

Oryxantilopen

Pinkelndes Kudu

Pinkelndes Kudu

Der erste Steinbock für mich Steinbock

Der erste Steinbock für mich Steinbock

Erst der abendliche Sundowner Drive öffnet uns die Tür zur Kalahari. Auf dem 11 Hektar großen Reservat leben 3000 Springböcke. „Wir werden nicht für jeden halten!“ begrüßt uns unser Ranger. Schließlich will er uns ja die Vielfalt der Tierwelt zeigen und nicht nur Springböcke. Und da fliegt auch schon eine Gackeltrappe aufgeregt über unseren Köpfen und lässt sich vor unseren Augen im Sturzflug fallen, um kurz vor der Landung die Flügel auszufahren. Manchmal vergessen dies die Männchen und landen ziemlich hart, belustigt sich unser Guide.

Wir fahren weiter unter einen Baum, dessen Äste ein riesiges Geflecht aus 400 Nestern tragen. Wo man diese Nester sieht, ist die Kapkobra nicht weit, scherzt unser Guide. Es handelt sich dabei um die giftigste Kobra Afrikas, der ich nicht unbedingt begegnen möchte. Unser Guide übrigens auch nicht.

Sundowner Fahrt durch die Kalahari

Sundowner Fahrt durch die Kalahari

Strauße

Strauße

Doch da kommt uns schon ein Riesenvogel im tänzelnden Gang entgegen. Die hohen, flauschigen Körper der Strauße ragen immer wieder aus der niedrigen Graslandschaft heraus. Rötlich schimmernde Kuhantilopen verschwinden in der Weite. Sie sind die zweitschnellsten Antilopen im südlichen Afrika und dies wollen sie uns wohl in diesem Moment auch beweisen. Die Elenantilope scheint da schon fauler. Mit ihrer einen Tonne Gewicht könnte sie drei Meter in die Höhe springen, doch sie dreht sich nur um und läuft davon so wie die Kudus.

In einem Flussbett grasen meine gestreiften Lieblingstiere. Zebras und Gnus vermischen sich vor meinem Auge. Und als wäre dieses Spiel an Form und Farbe nicht genug, sehen wir nur ein wenig später auch in graziler Pose zwei Giraffen, die sich seelenruhig am Blattwerk eines trockenen Baums bedienen. Am Horizont leuchtet die Sonne eine weitere Giraffe an, die auf dem Dünenkamm ihren Hals gen Himmel ausstreckt. Schöner könnte Afrika fast nicht sein.

Sieht man hier nicht immer – Giraffen

Sieht man hier nicht immer – Giraffen

Sunset über der Kalahari während im Osten ein Gewitter leuchtet

Sunset über der Kalahari während im Osten ein Gewitter leuchtet

Es sind viele kleine Höhepunkte, die sich uns auf diesem Drive bieten. Und dennoch ist es das Gesamtspiel – nicht das einzelne Tier sondern der Gedanke, jenseits von Afrika so etwas nicht zu erleben. Wenn das hier Normale und Alltägliche für mich zum Besonderen wird.

Im Scheinwerferlicht huschen auf unserer Rückfahrt zur Lodge immer wieder Tiere vor uns über den Weg. Zebras schauen uns nach. Und als wollte es uns die Tierwelt noch einmal richtig zeigen, hüpfen die Springböcke vor uns in die Höhe. Als würden lauter kleine Flumis auf und ab springen. Und auch mein Herz nimmt den Rhythmus Afrikas an und beginnt zu springen.

Zebras

Zebras

Was man wissen sollte?
Wanderungen kann man allein mit einem Plan von der Kalahari Anib Lodge aus machen. Es gibt drei Routen mit unterschiedlicher Länge: 5,8 km, 7,3 km und 9,3 km. Der dreistündige Sundowner Drive startet jeden Abend um 17 Uhr von der Kalahari Anib Lodge und kostet 365 N$.

Vogelnest

Vogelnest

Ich wurde von Condor und Gondwana Collection unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.

10 Kommentare

  1. In die Kalahari will ich schon seit meiner Kindheit, seit ich das Buch „Der Ruf der Kalahari“ gelesen habe. Ein Buch von zwei Forschern, die die Zivilisation verlassen, um dort Hyänen zu erforschen. Vielen Dank für deine Eindrücke und das Neuerwecken des Traums!

    • Danke liebe Naninka. Nach meinem ersten Schnuppern will ich gern auch noch mehr Kalahari – Botswana wäre eines der nächsten Ziele. LG, Madlen

  2. Hey Mad,
    dein Beitrag lässt meine Vorfreude aufs kommende Jahr gleich noch etwas steigen :)
    Wie lange warst oder bist du denn in Namibia unterwegs?
    Kapkobras sind schon keine Tiere, denen man beim Wandern begegnen will. Uns ist in Südafrika mal eine direkt vorm Auto über die Strasse gekrochen. Ein riesiges Tier – und danach waren wir in unmittelbarer Nähe wandern…
    Viel Spass noch
    Patrick

    • Hallo Patrick, Namibia war eher ein „Kurz“urlaub mit 11 Tagen. Dennoch ziemlich intensiv. Von den Kapkobras habe ich in Südafrika schon viel gehört, aber zu sehen bekommen habe ich sie nicht 😉 LG, Madlen

    • Danke Kristin. Die abendliche Gewitterstimmung war auch ziemlich besonders. Ich liebe dieses Licht, solange die Gewitter nur aus der Ferne zu beobachten sind. LG, Madlen

  3. Hallo Madlen,

    Dein Gefühl, wieder angekommen zu sein, kann ich so gut verstehen – mir geht es auch jedesmal so, wenn ich das erste Mal nach der Ankunft wieder rote Erde sehe oder diese wunderbare Weite in Afrika spüre.

    Viel Glück habt ihr übrigens auf eurem Game Drive gehabt! Ich war im April in der Anib Kalahari – und wir haben nur ein Zonkey (Mischung auf Zebra & Donkey) gesehen – aber der Sundowner war so herrlich, dass ich kein Tier vermisst habe.

    Noch viel Spaß auf eurer Reise!

    Daniela

    • Liebe Daniela, ich bin nach 7 Jahren wieder nach Afrika zurückgekehrt und eben diese rote Erde rief gleich wieder Erinnerung hervor. Afrika ist schon besonders – auch wenn man nicht immer die volle Ladung Tier zu sehen bekommt. Wir waren in der Ani Lodge aber recht erfolgreich – sogar die Giraffen haben sich gezeigt 😉 LG, Madlen

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