Über Nacht mußte der strahlend blaue Himmel von gestern einer grauen Wolkendecke weichen, aus der es nun seit Stunden unaufhörlich schüttet während ein immer wiederkehrendes Gewitter grollt. Wir könnten schlechter festsitzen, als in Teresas Frühstücksbereich, in dem auch ein etwas veralteter aber immerhin langsam funktionierender PC steht. Wir kommen nicht mehr zurück in unser Zimmer, ohne komplett durchgeweicht zu werden. Wir merken ziemlich schnell, unser geplanter Strandtag fällt ins Wasser. Es ist schon seltsam, da regnet es auf unserer Reise nie bzw. wenn es kleine Regenschauer gibt, dann sitzen wir im Bus. Und dann erreicht man das Meer oder das Quasi-Meer, denn es handelt sich beim Rio de la Plata ja um einen sehr breiten Fluss, um eine Mündung, die aber durch ihre Sandtstrände auch den Charme eines Meeres versprüht, und genau dann regnet es in Strömen bis ziemlich genau 17 Uhr. Wir kommen zur Ruhe, das ist sicher. Wir lesen viel. Doch wenn man nur ein bisschen an Ruhe denkt, kommt es knüppelhart und so erreichte uns an diesem tristen Tag die Nachricht eines Einbruchs aus unserem Berliner Büro…
Dann wagen wir es am Nachmittag noch bevor der Regen aufgehört hat, doch in das Zentrum zu laufen, mit Regencape natürlich, der eigentlich für den Urwaldregen des Amazonas vorgesehen war. Nach unserem Ticketkauf für die Freitagsfähre suchen wir das Café Boheme auf, das sich in der Av. Flores befindet. Hier sind die Kneipen weniger teuer, was aber immer noch teuer genug heißt. Aber eben nicht ganz so unverschämt wie im kolonialen Zentrum, in dem man für das Ambiente allein zahlt. Woher die zahlreichen Argentinier, Uruguayer und Brasilianer das Geld aufbringen, ist mir schleierhaft. Wir sind auch nicht so knauserig, aber das hier übersteigt europäische Spitzenpreise. Nun ja, im LA Boheme lassen wir uns einen Kaffee und zwei Crepes mit Dulce de Leche bringen. Es bedarf durchaus einer dicken Schicht karamelisierten Etwas, um das darunterliegende Chaos zu verbergen, das sich Crepe nennt und nicht annähernd so vielversprechend daherkommt wie es der Name des Cafés vermuten lässt. Einen Kaffee kann man sich überall bestellen, hier bekommt man meist Qualität. Aber dieser Crepe ist eiskalt, was nicht von seiner frischen Zubereitung zeugt und ist auch schon hart, was das noch unterstreicht. Die Dulce de Leche quillt aus allen Poren dieses Crepes und das karamelisierte Dressing ist steinhart, so dass ich es nur noch abkratze. Eigentlich möchte man alles an diesem Crepe abkratzen, damit nur die Füllung bleibt, und diese möchte ich auf ein Brötchen schmieren, warm und weich natürlich. Aber das sind Träumereien. Die Kuchenauslage hatte mich zuvor davon abgehalten, einen Cheese Cake zu bestellen, da er bereits gestern so schlecht daherkam wie auch heute. Die Torten mußten seit einer Woche in der Auslage verweilen, wenn man nach ihrem Aussehen ging. Genau das veranlasste mich, zum Crepe zu greifen, den ich mir kalt gar nicht vorstellen konnte. Aber voilà. Uruguay ist kreativ und weiss es besser.
Danke Uruguay!