Wir sind auf dem Rückweg von Viñales und irgendwie bedeutet Rückweg auch immer gleich baldiger Abschied. Es sind zwar noch fünf Tage bis zu unserem Abflug aber als wir die uns bekannten Straßen passieren, schwingt doch ein Stück Melancholie mit – die des Abschieds. Wir wollen nun noch einmal weg von den Touristenmassen und entscheiden uns – bevor wir mit Trinidad den Höhepunkt erreichen – gegen die Schweinebucht und für die Stadt Cienfuegos.
100 Feuer haben hier gewütet? Oder ist sie doch nur nach dem spanischen General und Gouverneur José Cienfuegos benannt? Ich bin gespannt, erwarte das Schlimmste und werde doch zunächst mit einem positiven Eindruck belohnt. Denn was sich ab dem Prado zeigt, kann sich ruhig sehen lassen. Freundlich, kommt die wohl sauberste kubanische Stadt daher. Und je weiter man gen Süden fährt, desto weniger kubanisch geht es hier zu. Hier lebten einst die Reichen der Stadt und so reihen sich Villen aneinander und mächtige Gebäude. Links und rechts ist nur noch das Meer. So lässt es sich leben. Ins letzte Haus dieser kleinen Landzunge haben wir uns einquartiert. Hier suchen wir die Ruhe in der Stadt. Neben uns scheppert das Wasser. Pelikane fliegen über unsere Köpfe hinweg, während der Bootsmann seinen Fang heimbringt. Nur von dem kleinen Park am Ende der Sackgasse tönen die letzten Hits der 80er Jahre zu unserem Steg hinüber. Hier lässt es sich aushalten.
Punta Gorda verspricht nicht zu viel. Was Punta Gorda vom Rest der Stadt trennt oder auch mit ihr verbindet – ist wieder ein Malecon. Dieser hier ist aber weniger wild als der Havannas, dafür fast ein bisschen schöner. Auch hier sitzt man um 18 Uhr beisammen, um im Sonnenuntergang zu schmachten. Der kleine Hafen erleuchtet im dunklen Rot, die alten, bunten Häuser erstrahlen noch glanzvoller. Auf dem Mittelstreifen des Prado unweit des Benny Moore Hauses tanzen alte Paare. Von hier führt eine kleine Fußgängerzone zum Parque Jose Marti. Außer ein paar Reisebusse, die irgendwie immer im Bild stehen, ist hier jedoch nicht allzu viel los. Wir drehen eine Runde, essen ein Eis bei Coppelia und kehren nach Vistamar zurück. Es ist ein kurzes Intermezzo, das wir hier haben. Vom Palacio de Valle genießen wir noch die letzten Sonnenstrahlen und die fast ungestörte Aussicht über die Stadt. Nur das Hotel Jagua steht als Fremdkörper vor uns.
Vor unserer Casa stehen die Radtaxen, die vielleicht ein wenig enttäuscht waren, dass sie mit uns kein Geschäft machen konnten. Dennoch erhalten sie wie überall einen CUC fürs aufs Auto aufpassen. Da sollte ja nicht mehr viel schief gehen. Am nächsten Morgen wissen sie sehr genau, dass unserem rechten Vorderreifen Luft fehlt. Gezielt führen sie uns an unser Auto. Das Rad müsste gewechselt werden. Sie hätten da auch Hilfe. Irgendwie war nun auch bei mir ein bisschen die Luft draußen. Die Casa nimmt offiziell einen CUC für den „bewachten Parkplatz“, der angeblich 1:1 an die Jungs da draußen geht und dann ist unser Reifen platt. Wie geht denn so etwas? Die Jungs haben auch gleich nicht verlegen eine Antwort parat. Sie hätten aufgepasst, das könne nicht hier passiert sein. Die Luft müsse gestern in der Stadt oder an einer Tankstelle rausgelassen sein worden. Uns fällt leider keine Situation ein, die die Jungs hier entlasten könnte. Ich bin verärgert und ja, irgendwie gehört es ja dazu.
Während wir behutsam durch die Stadt schleichen, werden wir immer wieder von kubanischen Männern wild gestikulierend auf unseren platten Reifen hingewiesen. Nein, wir kümmern uns selbst darum. Die erste Tankstelle hat keine Luftstation. An der zweiten ist diese Station kaputt. Wir verfahren uns und durch Glück finden wir eine kleine Tankstelle mit einer Luftstation. Der Reifen muss nicht gewechselt werden, ein bisschen Aufpumpen reicht schon aus. Wir setzen die Fahrt fort. Trinidad, die kleine Perle wartet schon. Die Fahrt auf der Küstenstraße dahin ist traumhaft. Dennoch sitzen wir schweigend nebeneinander. Manchmal ist die Luft einfach draußen, ob im Auto oder auch bei uns.
Mehr zu Kuba unter #purcuba
Auf unserer Reise nach Kuba wurden wir durch Condor unterstützt. Alle Ansichten sind unsere eigenen.
Weitere Berichte aus Kuba (mehr folgen demnächst):
- Mein erstes Mal
- Der große Flieger aus Deutschland
- Der Geschmack Kubas – heißer Tabak
- Kubanischer Untersatz – The American Way of Cars
- Der Schein der Karibik – die Inselwelt der Cayería del Norte
- Der Hoffnungshafen vor Viñales
- Die Dusche vom Malecon
Überblick zu Kuba:















0 Kommentare