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Cartagena – die karibische Perle im Norden

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21. Dez. 2009 – Zunehmend kämpfe ich mit der Hitze. Denn Kulturprogramm bei diesen schweißtreibenden Temperaturen ist weniger angenehm. Am Sonntag kam ich nach 4,5 stündiger Fahrt entlang der Meeresstraße in Cartagena an. Übernachte wie wohl die meisten Individualtouristen in Getsemani, wo jedes zweite Haus eine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Das Stadtviertel ist sehr lebhaft. So ertönt scheinbar aus jedem Haus eine andere Musik, die durch den Verstärker gejagt wird. Meist bewegt sich diese aber im Salsabereich. Hinzu kommt eine Geräuschkulisse von Autos und Hundebellen. Mir gefällt das Viertel mit den niedrigen bunten Häusern recht gut. Eher ein Handwerks- und Touristenviertel.

Das historische Zentrum sehe ich mir dann heute an. Diese Häuser sind meist zweistöckig, bunt, mit schönen Holzbalkonen und bepflanzten Hinterhöfen. Nahezu jedes koloniale Herrenhaus bietet sich als Fotomotiv an. Dazwischen Kirchen und begrünte Plazas, die zum Verweilen einladen und bei der Hitze der rettende Anker sind. Die Altstadt ist von einer Mauer umgeben, auf der man ebenso entlanggehen kann. In der prallen Sonne mag man dies aber nur für wenige Meter tun.

Am späten Nachmittag laufe ich dann von Getsemani über die Brücke hinüber zum Castillo San Felipe de Barajas, die sich auf dem San Lazaro Hügel befindet und von weitem sichtbar ist. Sehr imposanter Bau mit vielen Tunnel- und Wegesystemen – mehretagig. Diese kann man auch begehen. Leicht gebückt. Ich solle nicht allein über die Brücke hinüber laufen und vor allem solle ich meinen Fotoapparat wegstecken, diese Ratschläge bekomme ich beim Passieren und das erste Mal überhaupt in Kolumbien. In sicherer Touristenschar ist man erst wieder im umzäunten Gelände. Doch genau hier überwiegt nicht das Sicherheitsgefühl, sondern die Genervtheit der knipsenden Scharen. Und immer wieder höre ich die Frage, ob ich allein unterwegs sei. Ja, sieht man denn noch jemanden an meiner Seite? Würde ich dann nur ein Ticket kaufen? Ist es wirklich so unnormal, allein unterwegs zu sein? Zunehmend denke ich über diesen Aspekt nach, doch noch stört er mich nicht.

Am Abend dann noch auf dem Plaza Trinidad. Nach Aufnahme der Bestellung am Saftstand verschwindet die Verkäuferin wortlos. Ich warte – ein halbe Ewigkeit. Und wäre ich nicht entspannt, wäre ich schon längst gegangen. Nach 20 min taucht sie wieder auf. Im Beutel blinkt Leche. Sie entschuldigte sich und mir ist klar, die Milch hat für den Jugo gefehlt. Wo sie die her hat, weiß ich nicht, denn irgendwie schmeckt der Shake am Ende noch nicht mal frisch. Nachdem ich noch ein bisschen durch die Straßen wandle – wohl ein bisschen zu verträumt – schreit mich ein Herr unwirsch an. Als ich aufschaue bemerke ich ein Taxi –nicht mal einen halben Meter vor mir. Das war knapp und der Taxifahrer wohl sichtlich erschrocken. Ein paar Männer machen ihn an, weil er mich so angeschrieen hat. Aber ich verstand das schon. Denn ich wäre um ein Haar auf seiner Motorhaube oder unter die Räder geraten. Die Hitze macht mich wohl schon ganz dizzy. Daher werde ich wohl morgen doch wieder den rettenden Strand aufsuchen. Ich brauch wohl langsam mal ’nen kühlen Kopf.

Nach wie vor ist eine hohe Polizeipräsenz in der Stadt. Nahezu keine Straße, in der es nicht mindestens einen Polizisten gibt. Die aber recht freundlich und gern offen für ein Pläuschchen sind. Ist ja auch zu langweilig ihr Arbeitstag. Und da sind wir wieder bei der Frage, wie viel Sicherheit bringt tatsächlich Sicherheit. Und was ist die Sicherheit wert? Und so erstarrt das freundliche Lächeln der Polizisten und Militärs rückwirkend wie eine Clownsgrimasse. Aber bin ich nicht auf der Seite dieser Clown. Spiele ich das Theater nicht wunderbar mit, in dem ich dem System Geld bringe und ich dieses stütze. Ich zahle meine Sicherheit mit eigenen moralischen Bedenken. Einen Moment lang mehr. Ja, ich bin allein unterwegs, aber nein, jedes Gespräch ist nett, aber keine Anmache. Es ist pure Langeweile.

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